Frisch gepresster Apfelsaft war vor allem bei den jüngeren Besuchern einer der Renner beim Streuobsttag. Foto: Gottfried Stoppel

Beim Streuobsttag in der Grünen Mitte von Weinstadt kommen alle großen und kleinen Besucher nicht informativ auf ihre Kosten, sondern auch kulinarisch. Wir waren dabei und haben ebenfalls einiges getestet.

Das Angebot ist groß in der Grünen Mitte in Weinstadt. So groß, dass sich vor allem Familien, die am Sonntagnachmittag im Park beim Streuobsttag ankommen, erst einmal vorsichtig orientieren. Eine Mutter delegiert die Entscheidung elegant. „Ich denke, ihr sucht euch erst einmal was zum Spielen“, schlägt sie ihren drei Kleinen vor. Die kennen sich offenkundig aus in der Grünen Mitte zwischen Stuttgarter Straße und Schweizerbach – und entschwinden in Richtung Parcours-Landschaft mit den ganzen Klettergeräten.

Selbst gepresster Apfelsaft schmeckt

Beim Weinstädter Streuobsttag ist das themenspezische Kinderprogramm deutlich größer als bei herkömmlichen Spielplatzangeboten. Da ruft eine Werkstatt zum Bau von Nistkästen oder Wildbienenhölzern, auch gilt es, Kreatives aus Heu herzustellen. Es können T-Shirts bemalt und beschriftet werden. Und einige Stände weiter besteht die Gelegenheit, Apfelsaft zu pressen und zu probieren oder eigenen Bratapfel zu machen. Die längste Warteschlange ist allerdings in froher kulinarischer Erwartung anderswo: Bei den Waffeln mit Apfelmus, selbstverständlich aus heimischen Beständen.

Zudem gibt es beim Streuobsttag mit Fokus auf Apfel und Birne auch allerlei Unterstützungsangebote für Stücklesbesitzer, die diese Aufgabe der Landschaftspflege noch ernst nehmen. Etwa beim schnell ausgebuchten Workshop „Obstbaum richtig pflanzen“, es gibt Tipps zum Baumschnitt oder eine Führung zum Thema Wildobstpflanzung. Wer definitiv wissen will, was tatsächlich auf seinem Stückle wächst, hat die Chance zur sicheren fachmännischen Beurteilung, vielleicht auch zur großen Überraschung bei der Sortenbestimmung für Äpfel und Birnen. Lautstarker Kommentar eines älteren Hobby-Apfelanbauers, wobei wir in dem Fall den Sortennamen nicht gehört haben: „Des hätt’ i jetzt echt ao net denkt.“

Schnaiter Apfelsaft sogar in Brüssel

Einer, der ganz genau weiß, welche Sorten er verarbeitet, ist Günter Rühle. Der Schnaiter ist mit seiner Apfelsaftmanufaktur beim Streuobsttag vertreten und hat sich mit seinen Produkten längst einen Ruf bis weit über die Ortsgrenzen hinaus verdient. Sogar der Landkreis ist im vergangenen Jahr bei ihm vorstellig geworden, hat sich groß eingedeckt und seinen Apfelsaft nebst anderem in Brüssel beim Europatag präsentiert.

Allerdings, sagt Rühle beim Glas frisch Gepresstem, werde die Streuobstbewirtschaftung immer schwieriger. Viele Stückle würden längst nicht mehr ausreichend gepflegt, „da kommen dann die Brombeeren“. Und die Verwilderung habe natürlich – ähnlich wie im Weinbau – negative Auswirkungen auf die ganze Nachbarschaft.

Im großen Trecker sitzen, das reizt Interessenten jeden Alters. Foto: Gottfried Stoppel

Eine Besonderheit gebe es beim eigentlich ganz reichlichen Apfeljahrgang 2024. Das Mostgewicht habe teils nicht den Anforderungen für qualitativ hochwertigen Saft genügt. Der Grund, so erklärt Rühle: Viele Bäume hätten sehr früh alle Blätter verloren. Dann werde kein Zucker mehr gebildet, das Mostgewicht steige nicht mehr. Rühle: „50 Grad Oechsle sind gut. In diesem Jahr hatte ich einiges, wo es darunter lag.“

Eine neue Veranstaltung wird angekündigt

Die Veranstaltung laufe sehr gut, sagt Jochen Bühler von der Streuobstwerkstatt Weinstadt, zu der sich die Obst- und Gartenbauvereine Beutelsbach, Endersbach, Großheppach und Schnait, der BUND-Weinstadt, der Nabu-Weinstadt und die Naturfreunde Weinstadt schon vor einigen Jahren zusammengeschlossen haben. Er sieht den Weinstädter Streuobsttag als „Rundumpaket“ zum Thema. Als eine Veranstaltung, an der sich viele Ortsvereine und Fachleute aus der Region und auch das Landwirtschaftsamt beteiligen, und die inzwischen auch über die Kreisgrenzen hinaus wahrgenommen wird. Die Beteiligten seien auch diesmal sehr zufrieden, lautet gegen 14 Uhr seine Halbzeitbilanz. „Ab Elf sind die Leute eingetröpfelt“, und um die Mittagszeit war das Gelände gut besucht – samt der Parkplätze rundum, wie sich an einigen zugestellten Straßenrändern unschwer erkennen ließ.

Auch die Parkmanagerin der Grünen Mitte, Anna Szegedi, zeigt sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung. Sie kündigt gleich noch ein neues Event im Park an: einen Adventsmarkt am 7. Dezember.