Erst im Juli hat Bernd Kreis das High Fidelity eröffnet. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Stuttgarter Weinhändler Bernd Kreis reagiert auf Hassmails und -postings gegen seinen Betrieb. Weil er nur noch geimpfte und genese Gäste in seiner Weinbar High Fidelity bewirten will, wird er von Impfgegnern angegriffen.

Stuttgart - Bernd Kreis lässt sich von den Impfgegnern nicht einschüchtern. Seit er gegenüber unserer Zeitung erklärt hatte, dass er von 2. September an in seiner Stuttgarter Weinbar High Fidelity nur noch geimpfte und genesene Gäste bewirten will, ist er im Internet heftigen Angriffen ausgesetzt. Nun hat er darauf mit einem Statement in den sozialen Medien reagiert. In Mails werde er als Nazi dargestellt, und ihm werde die Pleite an den Hals gewünscht, berichtet er darin. Auf Google erhalten sein Lokal, seine Weinhandlung und sein Weinbau zahlreiche Ein-Stern-Bewertungen. „Diese Aktionen stärken mich in meiner Haltung und in der Vehemenz, sie auch öffentlich zu vertreten“, schreibt der 57-Jährige.

Eine Welle der Sympathie

Seine Entscheidung, getestete Gäste außen vor zu lassen, hat auch eine Welle der Sympathie ausgelöst. Auf seiner Facebook-Seite und in Instagram bekommt Bernd Kreis überwiegend Beifall dafür. Für ihn ist „die Verhöhnung der Covid-Opfer durch die Äußerungen der Impfgegner schwer zu ertragen“. Sein Respekt vor den Verstorbenen, ihren Familien und Freunden, den Genesenen und den an Long-Covid-Erkrankten bestimme sein Handeln im Umgang mit der Pandemie, heißt es in seinem Statement. Er vertraue in die Wissenschaft. „Ich kann es auch akzeptieren, wenn einer sich nicht impfen lässt“, erklärt er im Gespräch. Doch diese Personen müssten dann eben damit leben, dass ihre Verweigerung gewisse Konsequenzen habe. Von den Impfverweigerern erwartet er ebenfalls, dass sie die Meinung der anderen und deren Sicherheitsbedürfnis akzeptieren, sich nur unter Geimpften aufhalten zu wollen.

Die Pandemie hat ihn eine fünfstellige Summe gekostet

Für Bernd Kreis hat die Entscheidung außerdem einen wirtschaftlichen Hintergrund. Die Pandemie hat den Unternehmer eine fünfstellige Summe gekostet. „Das tut mir echt weh“, sagt er und nennt die Schließung seiner Weinhandlung am Schillerplatz als eine Konsequenz des Lockdowns. Diese Summe fehle ihm später in der Altersversorgung. Eine möglichst hohe Impfquote hält die Wirtschaft am Laufen, ist er überzeugt. „Dass auch die professionellen Leistungen meines Unternehmens in Misskredit gebracht werden sollen, ist zwar unwirksam, aber trotzdem besonders mies“, schreibt er im Internet. Denn dies ziele auf die Verdienste seiner Mitarbeiter, die seit Beginn der Pandemie unter hohem Infektionsrisiko die Kunden und Gäste betreut hätten. Es sei seine Pflicht, seine Angestellten und Gäste in seinen Räumen zu schützen.

Bernd Kreis ist Antifaschist

Bernd Kreis betont schließlich noch, dass Menschen, die sich impfen lassen wollen, es aber zum Beispiel aus medizinischen Gründen nicht können oder für die es keine Impfempfehlung gibt, weiter in seiner Weinbar willkommen sind. Was er außerdem klarstellt: „Ich bin Antifaschist.“ Und mit einer Pleite rechnet er nicht, denn er ist sich sicher, die Mehrheit auf seiner Seite zu haben. Die Ein-Stern-Herabwertungen betrachtet Bernd Kreis als Trophäensammlung.