Die Sonne scheint auch auf die Esslinger Altstadt. Nun darf ihre Energie mit Solaranlagen eingefangen werden. Foto: Roberto Bulgrin

Schandfleck oder ökologisch sinnvoll? Photovoltaik-Anlagen auf Dächern der Esslinger Altstadt sind ein Streitthema. Die sogenannten Solarrebellen mit Anwohnern und Geschäftsleuten kämpfen für eine Installation – und berichten von einer überraschenden Wendung.

Es geht doch. Lange Zeit haben sie für Sonnenkollektoren auf Dächern in der Esslinger Altstadt und gegen die ihrer Ansicht nach ablehnende Haltung der Stadtverwaltung gekämpft. Nun vermelden die Solarrebellen einen Sieg: Nach Angaben von Andreas Walter von Spiel- und Lederwaren Heiges darf auf seinem Gebäude in der Fischbrunnenstraße 3 in der Esslinger Innenstadt nun eine Solaranlage gebaut werden.

„Es war ein hartes Jahr“, fasst Andreas Walter zusammen. Doch der Einsatz habe sich gelohnt: „Nach nun mehr als zwölf Monaten sind wir einen großen Schritt weiter!“ Die Solarrebellen hätten lange versucht, beim Thema PV-Anlagen in der Altstadt das Eis zu brechen und in dieser Frage weiterzukommen. Alle Hürden bezüglich oberer und unterer Denkmalschutzbehörde, Solarkataster und Gesamtanlage seien in den vergangenen Monaten Themen gewesen, so Andreas Walter.

Darf Solarkollektoren installieren: Andreas Walter von Spiel- und Lederwaren Heiges in Esslingen. Foto: Roberto B/ulgrin

Doch nun sei es geschafft. Mit sehr viel Ausdauer und der Unterstützung verschiedener Gremien dürfe er nun Solarmodule installieren. Er habe die Genehmigung für die erste große PV-Anlage auf dem Süddach von Heiges innerhalb der Altstadt erhalten. Das Gerüst stehe bereits. Ab Montag, 17. März, wird die Solaranlage gebaut. Die Arbeiten würden etwa zwei Wochen in Anspruch nehmen. Bis Ende März soll die Installation beendet sein: „Es könnte vielen Mut machen“, so Andreas Walter.

Die Haltung der Stadt Esslingen

Die Stadt Esslingen hatte sich mit Verweis auf das Erscheinungsbild der historischen Altstadt, aus Gründen des Denkmalschutzes und mit Blick auf mögliche Schädigungen der alten Bausubstanz lange quer gestellt. Solaranlagen auf den Dächern könnten den Gesamteindruck trüben und sich auch negativ auf den Tourismus auswirken, war eines der Argumente.

Doch nun verweist Esslingens Baubürgermeister Hans-Georg Sigel auf eine Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU): „Dieser hat in seiner Sitzung am 31. Januar 2024 den Weg eingeschlagen, Solaranlagen in der Gesamtanlage ‚Esslingen am Neckar’ entsprechend dem ‚Leitfaden Solarkataster für Gesamtanlagen’ des Landesamtes für Denkmalpflege genehmigen zu lassen.“ Dieser Weg des ATU gelte auch im Fall des Gebäudes von Spiel- und Lederwaren Heiges: „Über weitere Anträge wurde und wird, wie in dem angesprochenen Beispiel, als Einzelfallscheidungen in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege auf der Grundlage des Leitfadens entschieden“, sagt Sigel.

Die Solarrebellen hatten sich für PV-Anlagen in der Altstadt eingesetzt. Die Esslinger Geschäftsleute, Immobilienbesitzer, An- und Einwohner, zu denen auch der Architekt und Gastronom Thomas Kielmeyer gehört, fordern seit langem ein Umdenken vonseiten der Stadt. Sie verwiesen auf die kostengünstigere Stromproduktion durch Sonnenkollektoren, die Nutzung regenerativer Quellen mit Blick auf Klimawandel und Umweltschutz sowie ökologisch sinnvolle Energiegewinnungsmöglichkeiten.