Die geplante Almhütte vor dem Stuttgarter Rathaus ist umstritten. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Schon mit dem neuen Namen hat „the ratskeller“ hitzige Debatten ausgelöst – jetzt auch mit dem „Almdorf“. Die Hütte vor dem Stuttgarter Rathaus ist ein Aufreger im Netz.

Es gab mal eine Zeit, da hat man den Marktplatz in den Abendstunden wahlweise als den „traurigsten“ oder „leblosesten“ Ort von Stuttgart bezeichnet. Die Stadt war zweigeteilt: Während im Dorotheen-Quartier die Außenlokale brummten, war wenige Schritte weiter tote Hose. Nun wird der Marktplatz umgestaltet, um doch noch zur „guten Stube“ der Kesselstadt zu werden. Die neuen Sitzflächen kommen gut an. Passanten stören sich aber am Anblick einer Holzhütte und der Holzzäune vor dem Rathaus, die zum „Almdorf“ umgebaut wird, wie Denise Schuler, Wirtin von „the ratskeller“, unserer Zeitung verriet.

„Gemütliche Bestuhlung der nahen Weinbar wäre besser“

Das, was vom Ersatz-Weihnachtsmarkt übrig geblieben ist und sich „Winterdorf“ nannte, soll im alpenländischen Flair den Frühling begrüßen. In den sozialen Medien ist eine hitzige Diskussion darüber entbrannt. „Passt wie die Faust aufs Auge“, kritisiert ein Leser. Stuttgart habe sich von der „Stadt zwischen Wald und Reben“ zur „Hochburg des organisierten Unsinns“ entwickelt. Dirk Wein, ein Kenner der Stadtgeschichte, fragt: „Ist das euer Ernst, jetzt, da der Marktplatz für Millionen Euro saniert wird, vor dem architekturhistorisch wertvollen Rathaus ein ,Almdorf‘ aus billig zusammengezimmerten Hölzern hinzustellen?“ Patrick Mikolaj vom Unnützen Stuttgartwissen hätte eine „gemütliche Bestuhlung der nahen Weinbar“ für angemessener gehalten. Wasen-Atmosphäre passe hier nicht. Almhütten hätten keinerlei Bezug zu Stuttgart. Aber aufregen müsse man sich nicht, findet Mikolaj: „Jede Belebung tut diesem Platz gut.“ Im Rathaus wird die Alpenbude kritisch gesehen. Doch es gebe keine rechtliche Handhabe dagegen, so ist zu hören, da der Ratskeller die Außenfläche mitgepachtet habe. „Die Frage aber ist, ob es klug ist, es sich mit dem Rathaus zu verscherzen“, heißt es. Wirtin Denise Schuler ist Diskussionen gewohnt. Schon der Name „the ratskeller“ provozierte Spott – seitdem läuft’s. Sie ist überzeugt, dass ihre dekorierte Almhütte mit Selbstbedienung gut ankommen wird.

Schon der Name „the ratskeller“ sorgte für Spott