Einige Kinder waren am Dienstag nicht in der Kita, sondern bei einer Verdi-Kundgebung auf dem Esslinger Rathausplatz. Foto: R. Bulgrin

Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen streiken erneut. Das trifft in Esslingen und Ostfildern vor allem die Eltern von Kitakindern hart. Ihr Unmut richtet sich aber ausdrücklich nicht gegen die Erzieherinnen und Erzieher.

Der Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen schwelt weiter. Derzeit streiken unter anderem städtische Beschäftigte in Esslingen und in Ostfildern. Berufstätige Eltern, die auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind, trifft das hart.

Wie Marcel Meier vom städtischen Pressereferat mitteilt, blieben in Esslingen am Dienstag 15 Kindertagesstätten aufgrund der Arbeitsniederlegungen komplett zu. Fünf weitere Einrichtungen hätten lediglich im Teilbetrieb geöffnet. Mit ähnlichen Auswirkungen sei auch am zweiten Streiktag an diesem Mittwoch zu rechnen. In Ostfildern blieben laut Pressesprecherin Tanja Eisbrenner ebenfalls Einrichtungen geschlossen.

„Eltern bekommen es als Erste zu spüren“

„Auch wenn wir Eltern Verständnis für die Anliegen des Fachpersonals haben, sind wir diejenigen, die die direkten Auswirkungen eines Streiks als Erste zu spüren bekommen“, sagt Romina Barth vom Esslinger Gesamtelternbeirat Kita. Besonders belastend sei die Kurzfristigkeit der Schließungen, da die Betreuung ohnehin in manchen Einrichtungen unzuverlässig sei. So hat es etwa in der Kita Flandernstraße seit Beginn des Kindergartenjahres inklusive Streiktage 46 Mal Notbetreuung gegeben, rechnet der dortige Elternbeirat vor. „Der Frust ist groß“, sagt Elternbeirätin Katharina Heinz. Der Ärger gelte aber ausdrücklich nicht den Erzieherinnen. Vielmehr forderten die Eltern dauerhafte Lösungen von der Stadt, etwa eine Notfallgruppe und mehr Springerkräfte. „Wir wünschen uns eine verlässliche und qualitativ hochwertige Betreuung für unsere Kinder – und das kann nur mit motivierten und gut bezahlten Fachkräften gelingen“, betont Alexandra Seiler, Vorsitzende des GEB Kita.

Katharina Heinz ist Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule im Remstal und darf ihren Sohn wegen des Streiks mit in den Unterricht nehmen. Die Schulleitung sei froh, dass so keine Stunden ausfallen. Andere Eltern können nicht so flexibel reagieren und nicht auf ähnliches Verständnis bauen. „In vielen Fällen führt es zu unangenehmen Gesprächen mit den Vorgesetzten“, sagt Romina Barth. „Ich weiß von Eltern, denen bereits mit Kündigung oder Reduzierung gedroht wurde“, berichtet Katharina Heinz.

Esslinger Bürgeramt vergibt Ersatztermine

Nicht nur in den Kitas, auch in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes kommt es seit Dienstag zu Einschränkungen. So fahren die Busse der Linien 101, 102, 103, 104, 105, 108, 109, 110, 111, 113, 115, 118, 132 und 138 erst ab Donnerstag, 13. März, wieder regulär. Außerdem fallen Termine im Esslinger Bürgeramt aus. Betroffene erhalten der Stadt zufolge am Donnerstag einen neuen Termin, wenn sie im Bürgeramt persönlich erscheinen. Angestellte der Esslinger Stadtwerke streiken ebenfalls. Die Notdienste blieben aber durchgehend besetzt, sagt Pressesprecher Marcel Meier.

Rund 750 Menschen demonstrierten Verdi zufolge vor dem Esslinger Rathaus. Foto: Roberto Bulgrin

Verdi-Kundgebung vor dem Rathaus in Esslingen

Derweil haben nach Angaben von Benjamin Stein, Verdi-Bezirksgeschäftsführer Fils-Neckar-Alb, rund 750 Menschen auf dem Esslinger Rathausplatz demonstriert. Dort kamen am Dienstag Streikende aus den Landkreisen Esslingen und Göppingen zusammen, um ihren Unmut kundzutun. „Wir brauchen ein Angebot von den Arbeitgebern“, sagt Stein.

Die dritte Runde der Tarifverhandlungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen startet am Freitag, 14. März. Verdi fordert dabei eine Lohnerhöhung von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat. Bund und Kommunen hätten bislang allerdings noch kein Angebot vorgelegt, sagt Stein. Er fügt hinzu: „Ob es zu weiteren Streiks kommt, hängt vom Verhalten der Arbeitgeber ab.“