Kommt der Ortsbus, bleibt entgegenkommenden Fahrzeugen nur die Flucht zwischen die parkenden Autos am Straßenrand. Foto: /Kerstin Dannath

Die anstehende Sanierung der Köngener Steinbruchstraße sorgt für Diskussionsstoff. Die Anwohner sorgen sich vor allem um die Parkplätze. Der Bürgermeister ruft zur Verkehrswende auf.

Die Sanierung der Köngener Steinbruchstraße ist dringend notwendig. Seit einigen Jahren sorgt sie für reichlich Diskussionsstoff. Im Grunde geht es nur um eine etwa 400 Meter lange Strecke. Die hat es aber in sich: Auf der wichtigen Verkehrsader verkehrt neben den Autos auch der Ortsbus vom Wendlinger Bahnhof herkommend. Zudem befahren zahlreiche Schüler und Schülerinnen, die in Wendlingen zur Schule gehen, sowie Menschen, die zum Wendlinger Bahnhof wollen, die Straße mit dem Fahrrad. An einem normalen Werktag hat die Gemeinde innerhalb von 24 Stunden 7354 Fahrzeuge auf der Steinbruchstraße gezählt. Zudem haben die Anwohner ein Parkplatzproblem.

Zuletzt war die Sanierung, für die die Kommune nach derzeitigem Stand rund 3,9 Millionen Euro in die Hand nehmen muss, Gegenstand der Klausurtagung des Gemeinderats. Nun wurden die Ergebnisse der Bevölkerung im Burgforum vorgestellt. Akut wird das Projekt, weil in der Steinbruchstraße der Abwasserkanal dringend vergrößert werden muss, um Starkregen Stand zu halten, wie Christoph Traub vom Beratungsbüro SI Ingenieure erklärte. In Zuge der Bauarbeiten sollen dann auch die Gas- und Wasserleitungen erneuert werden – alles in offener Bauweise.

Brenzlige Situation für Radler und Fußgänger

„Da bleibt also nicht mehr viel von der bestehenden Straße übrig. Diese Chance wollen wir nutzen, die Straße komplett zu sanieren“, kündigte Köngens Bürgermeister Otto Ruppaner an. Man habe sich nun auf eine grobe Planung bei Gehwegen, Fahrbahnbreite und Ausweichbuchten geeinigt. Zurzeit passen gerade einmal zwei Autos aneinander vorbei, wenn eine Seite zugeparkt ist. Bei größeren SUVs kommen Autofahrer bereits ins Schwitzen. Fährt der Bus, müssen die Autos in die Lücken zwischen den parkenden Autos ausweichen. Gibt es keine, wird es problematisch. Sind dann noch Fußgänger und Radler ins Spiel prekär.

Auf Vorschlag der Kommune soll der Gehweg auf der Talseite auf 2,10 Meter verbreitert und für Radfahrer frei gegeben werden, der Gehweg auf der Bergseite bleibt etwa 1,20 Meter breit. „Eigentlich zu wenig für heutige Ansprüche“, wie Traub einräumt. Aber mehr gibt der Platz nicht her, einige Häuser stehen direkt auf ihrer Grundstücksgrenze. Dazu sollen vier mindesten 18,40 Meter lange Ausweichbuchten, mit Park- aber keinem Halteverbot, die Situationen entzerren. Geplant ist obendrein die Verlegung der Bushaltestelle von der Unterdorf- in die Steinbruchstraße. „Rein rechnerisch benötigt man etwa 55 Sekunden um die Straße mit 30 Stundenkilometern zu befahren“, sagte Traub, das werde im Großen und Ganzen auch so bleiben.

Wohin mit den parkenden Autos?

Gezählt haben die Fachplaner zu verschiedenen Tageszeiten 22 bis 26 parkende Autos. In den neuen Planungen sind 22 bis 24 Parkplätze vorgesehen. Die von Traub angegebene Anzahl der bestehenden Parkplätze zogen einige Anwohner in Zweifel. Er sei am Wochenende auf 38 parkende Autos gekommen, warf ein Besucher ein. Man habe natürlich die Autos, die vor einer privaten Einfahrt stehen, nicht mitgezählt, erklärte Traub. Ein Besucher sorgte sich, dass der Wegfall der Parkplätze in der Steinbruchstraße die umliegenden Straßen in Mitleidenschaft ziehen werde. Die Situation der Radler war ein weiterer Kritikpunkt – auch wenn sie nach der Sanierung offiziell einen Gehweg befahren dürfen, sei das Unfallrisiko groß: „Viele Autofahrer weichen dem Gegenverkehr ja auch auf den Gehweg aus und holen die Kinder dann vom Rad“, wandte eine Anwohnerin ein. Sie selbst habe schon mehrfach den Krankenwagen rufen müssen, da Kinder gestürzt seien.

„Die Planung ist ein Kompromiss. Weder hundertprozentig ideal für Radler noch für Fußgänger oder Autofahrer“, gab Ruppaner zu. Auch die Parksituation der Anwohner sei ihm bewusst: „Aber wir können keinen Platz herzaubern, wo es keinen gibt.“ Die Steinbruchstraße sei aktuell der Verkehrsstruktur aus den 1960er- und 70er-Jahren angepasst. „Heute haben wir in Köngen aber auf 1000 Einwohner 700 Fahrzeuge, Kinder und Greise sind dabei mitgerechnet. Das kann eben auch nicht so weitergehen“, bezog der Verwaltungschef klare Kante bezüglich einer Verkehrswende. Zudem sei es nicht Aufgabe der Kommune für genügend Parkplätze zu sorgen: „Wer heute fünf Autos hat, aber nur zwei Stellplätze, sollte sich was überlegen.“

Die Sanierung der Steinbruchstraße

Zeitplan
  Die Planung wird bis März 2023 abgeschlossen, danach werden die Arbeiten ausgeschrieben. Abhängig ist das allerdings von Förderzusagen des Landes, die Mittel wurden bereits beantragt. Falls alles rechtzeitig klappt, könnte die Ausführung in mehreren Teilabschnitten zwischen dem dritten Quartal 2023 und Februar 2025 erfolgen. Fachplaner Christoph Traub rechnet mit einer reinen Bauzeit von zwölf bis 15 Monaten. Aktuell werden die gesamten Baukosten auf 3,9 Millionen Euro geschätzt.

Bürgerinformation
Während der Bauphase soll laut Köngens Bürgermeister Otto Ruppaner die Infrastruktur in Abstimmung mit dem ausführenden Bauunternehmen für die Anwohner etwa hinsichtlich Müllabfuhr, Erreichbarkeit der Grundstücke und Rettungswegen möglichst aufrechterhalten werden. Dazu wird es weitere Infoveranstaltungen geben. Fachplaner Traub warnt allerdings davor, der Baufirma, die den Zuschlag erhält, zu viele Vorgaben zu machen: „Je mehr Einschränkungen, desto länger dauert die Baumaßnahme. Deswegen würde ich die Organisation des Baufeldes hauptsächlich der ausführenden Firma überlassen.“