Bei der Vorstellung der Rad-DM und des Brezel Race im November 2019. Auf dem Foto v.l.: Albrecht Röder (Geschäftsführer Freunde Eventagentur), Rudolf Scharping (BDR-Präsident), Regionaldirektorin Nicola Schelling, Maximilian Schachmann (Team Bora-hansgrohe), Lisa Fischer (Team Stuttgart), Pascal Ackermann (Team Bora-hansgrohe) und Sportbürgermeister Martin Schairer. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Wegen der Corona-Pandemie sind die deutschen Titelkämpfe in Straßenradsport, die im Juni in Stuttgart und Umgebung zusammen mit einem Jedermann-Rennen stattfinden sollten, abgesagt und um ein Jahr verschoben worden. Doch das gibt es nicht umsonst.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart und der Verband Region Stuttgart müssen für die um ein Jahr verschobenen deutschen Straßenradmeisterschaften und das damit verbundene Brezel-Race für ambitionierte Hobbysportler tiefer in die Tasche greifen. Die Stadt muss zusätzlich 132 000 Euro an den Veranstalter, die Freunde-Eventagentur, überweisen, die Region 66 000 Euro. Das Geld ist nun vom Verwaltungsausschuss des Gemeinderats und vom Wirtschaftsausschuss der Regionalversammlung bewilligt worden.

Stadt und Region setzen aufs Rad

Nach der erfolgreichen Schlussetappe der neuen Deutschlandtour 2018 in der Region Stuttgart wollen Region und Stadt die eine Zeit lang unter den Dopingaffären begrabene Radsporttradition im mittleren Neckarraum wieder beleben. In Tritt kommen wollte man mit den deutschen Straßenradsportmeisterschaften vom 19. bis 21. Juni 2020 in Stuttgart und Umgebung. 2021 sollte dann wieder das Finale der Deutschlandtour am Neckar stattfinden – jeweils verbunden mit einem Jedermann-Rennen, dem Brezel-Race, bei dem sich mehrere Tausend ambitionierte Hobbyradler auf verschiedenen Touren abstrampeln können.

Neuer Termin: Ende Juni 2021

Mitten in der Vorbereitung für die diesjährigen Veranstaltungen hat die Corona-Pandemie das engagierte Team um Organisationschef Albrecht Röder aus dem Tritt gebracht. Ein „Geisterrennen“ ohne Zuschauer war für den Bund Deutscher Radfahrer, Region, Stadt und Veranstalter keine Option, womit auch beim Brezel-Race die Luft raus war. Ende April entschloss man sich zur Absage, weil Großveranstaltungen mit mehreren Tausend Teilnehmern bis zum 31. August ohnehin tabu sind. Doch nach den Beschlüssen von Stadt und Region werden sowohl die Titelkämpfe als auch der Abstecher der Deutschlandtour um jeweils ein Jahr verschoben. Die Meisterschaften werden nun voraussichtlich vom 25. bis 27. Juni 2021 stattfinden, wenn es der internationale Radsportkalender erlaubt, der im Herbst beschlossen wird. Das Brezel-Race wäre dann am Sonntag, 27. Juni 2021. Die Strecken rund um Gäufelden-Öschelbronn (Zeitfahren), Filderstadt (Frauen) und Korntal-Münchingen/Stuttgart (Männer) sollen beibehalten werden, auch die drei Touren des Brezel-Race von Stuttgart über Remseck, Hemmingen, Renningen und Leonberg sind gesetzt. Die Termine der Deutschlandtour 2022 stehen noch nicht fest. Möglich gemacht hat diese Lösung auch die Bereitschaft der Stadt Winterberg und des Sauerlands, die als Ausrichter der Meisterschaft 2021 bereitwillig auf 2022 auswichen. „Die Solidarität ist groß“, sagt Röder, der praktischerweise auch Streckenplaner der Deutschlandtour ist – und so viele Fäden in der Hand hält.

Mehrkosten von 200 000 Euro

Doch die Verschiebung um ein Jahr verursacht Mehrkosten von rund 200 000 Euro, die nun von der Stadt und der Region gedeckt werden. Insgesamt erhöht die Stadt Stuttgart ihren Zuschuss von 300 000 auf 432 000 Euro, die Region legt auf die 150 000 Euro nochmals 66 000 Euro drauf. Auch für die Veranstaltungen 2022 stehen die stabil gebliebenen Zuschüsse schon fest: 162 500 Euro von der Region, 487 500 Euro von der Stadt. „Die Zuschüsse von Stadt und Region sind eine Säule der Finanzierung“, sagt Röder, der froh ist über deren positives Votum. Aber auch die Sponsoren als zweite Finanziers seien größtenteils dabeigeblieben. Und auch die dritte Säule steht wohl stabil, das sind die Teilnehmerbeiträge der Brezel-Racer, die zwischen 15 und 80 Euro liegen.

Nur wenige Absagen der Hobbysportler

Röder hat die bisher angemeldeten rund 1850 Sportler vor einer Woche per Mail angeschrieben und sie über die Verlegung informiert – verbunden mit der Bitte, ihre Anmeldung auch für 2021 aufrechtzuerhalten, aber auch der Möglichkeit zur Stornierung. „Davon haben bisher nur 78 Gebrauch gemacht“, sagt Röder. Das sind für ihn „positive Zeichen“. Er freue sich, dass „wir das neue Ziel nun auch organisatorisch angehen können“. Röder ist sich aufgrund der Reaktionen „ziemlich sicher, dass 3000 + x Teilnehmer 2021 starten werden“. Dann würden er, Stadt und Region ihrem Ziel näher kommen, das jährlich wiederkehrende Jedermann-Rennen, das immer wieder mit einer Spitzensportveranstaltung kombiniert werden soll, zu einer Marke zu machen, die mittelfristig 5000 bis 7000 Teilnehmer anlockt.