Wenn das Straßenkunst-Festival in die Esslinger Innenstadt lockt, kommt das Publikum stets in Scharen. Foto: Ines Rude/l

Das Straßenkunst-Festival Straku macht jedes Jahr an einem Frühlingssamstag die Esslinger Innenstadt zur großen Bühne. Nun feiert das Festival am 3. Mai sein zehnjähriges Bestehen. Das Konzept strahlt längst auch in andere Städte der Region aus.

So bunt und vielfältig wie beim alljährlichen Straßenkunstfestival Straku präsentiert sich die Esslinger Innenstadt nicht alle Tage: Artisten, Clowns, Jongleure, Tänzerinnen, Tänzer und Aktionskünstler unterschiedlichster Couleur geben sich alle Jahre wieder an einem Frühlingssamstag ein Stelldichein, und das Publikum ist eingeladen, von der Mittagszeit bis in den frühen Abend von einer Attraktion zur anderen zu flanieren, mal hier und mal da zu verweilen, um zu schauen, zu staunen, zu lachen und zu genießen.

Möglich machen es Philipp Falser, der Intendant des Kunstdruck Central Theaters, und sein Team. Für dieses Jahr haben sie sich etwas Besonderes vorgenommen, schließlich feiert das Straku am 3. Mai sein zehnjähriges Bestehen.

Eine Esslinger Idee erobert die Region

Als Falser und sein Team ihr Festival 2016 aus der Taufe oben, konnten sie nicht ahnen, dass daraus eine Institution werden würde, die weit über die Stadt hinaus strahlt und zur Keimzelle für andere Festivals wurde. „Jedes ist uns wichtig und jedes hat seinen ganz eigenen Charakter“, sagt Philipp Falser. „Esslingen wird für uns immer eine Herzensangelegenheit bleiben, weil wir hier zuhause sind und weil hier alles begonnen hat. Das verbindet auf eine ganz besondere Weise.“ Dass die Zeiten schon einfacher waren, mag der Festivalleiter nicht verhehlen: Waren früher zahlreiche Geschäftsleute der Innenstadt finanziell engagiert, so ist deren Zahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. „Da ist es umso wichtiger, dass wichtige Unterstützer wie die Stadt oder die Zukunftsstiftung Heinz Weiler an unserer Seite stehen“, betont Falser.

Lucien Bollian, Jule Aichele, Sophia Baur, Philipp Falser, Raphael Berthold und Luca Steiger (von links) sind gerüstet für ihr Jubiläums-Festival. Foto: privat

Obwohl sich das mehr als 20-köpfige Festival-Team zuweilen eine ähnlich große finanzielle Unterstützung wie an anderen Straku-Standorten wünschen würde, ist es gelungen, fürs Jubiläums-Festival 2025 ein Programm mit vielen Extras auf die Beine zu stellen. „Wir bieten einen facettenreichen Mix aus Akrobatik, Clownerie, Jonglage, Aktionskunst und Musik an ausgewählten Orten an“, sagt Falser. „Wir beziehen die Stadt ein, die Künstlerinnen und Künstler erhalten eine Gage, der Eintritt ist trotzdem frei. So kann man Kleinkunst in ihrer ganzen Vielseitigkeit genießen und die Innenstadt von ihrer attraktivsten Seite erleben.“

Beim Publikum kommt das offenbar gut an. Wenn das Wetter seinen Teil zum Gelingen beiträgt, werden an guten Straku-Tagen rund 14 000 Besucherinnen und Besucher gezählt. Eine Master-Arbeit über das Esslinger Straßenkunst-Festival, die an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg entstanden ist, hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass jeweils rund die Hälfte der Besucherinnen und Besucher aus Esslingen beziehungsweise aus dem Umland kommen. „Das zeigt, dass das Straku nach innen identitätsstiftend für die Stadt wirkt und Esslingen auch in der Außenwahrnehmung attraktiver macht“, resümiert der Festivalleiter. Dass sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gemeldet haben, freut die Koordinatorin Jule Aichele ganz besonders: „Viele sind den ganzen Tag auf den Beinen. Ohne dieses Engagement wäre ein Festival dieser Größe und Qualität nicht machbar.“

Esslinger Innenstadt zeigt ihre schönsten Seiten

Der Kinder- und Jugendzirkus Calibastra darf im Programm nie fehlen. Foto: Ines Rude/l

Dass es beim Straßenkunst-Festival immer wieder Neues zu entdecken gibt, ist ein Erfolgsfaktor. „Wir versuchen, auf Bewährtem aufzubauen, aber stets auch offen zu bleiben für neue Ideen“, sagt Raphael Berthold, der technische Leiter des Esslinger Festivals. So gibt es in diesem Jahr neben den traditionellen Spielorten am Postmichelbrunnen, in der Küferstraße, am Schelztor und in der Bahnhofstraße eine weitere Station an der VHS am Eck, der neuen Dependance der Volkshochschule in der Strohstraße 16. Dort möchte das Straku einen besonderen Hörgenuss bieten: Das Publikum steht vor der Schaufensterscheibe und erhält Kopfhörer, über die verfolgt werden kann, was Sprechkünstlerinnen und -künstler, Musikerinnen und Musiker den ganzen Tag über drinnen präsentieren.

Sophia Baur, die den klangvollen Teil des Programms organisiert, hat neben den Musikerinnen und Musikern Max Paul, Enderummer und Pynschi mit dem Trio Phi auch drei Gäste engagiert, die in keinem Straku-Repertoire fehlen dürfen. Internationale Künstler wie der Jongleur Domenyk La Terra aus Australien, das jonglierende Clowns-Duo The Twins Trip aus Italien oder der Akrobat Budka Kuglarska aus Polen haben sich ebenso angesagt wie Esslinger Größen – etwa die Künstlerin Heidi Graf mit ihrem Porträt-Zauberspiegel, die Tanzschule TanzES oder der Zirkus Agapedia. Und natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie dem Kinder- und Jugendzirkus Calibastra oder dem Trio Vollegro und seiner atemberaubenden Luftakrobatik. Rund 300 Künstlerinnen, Künstler und Ensembles haben sich diesmal für einen Auftritt beim Esslinger Jubiläums-Straku beworben – ein Zeichen dafür, welch großes Renommee das Festival in der Straßenkunst-Szene genießt.

Das Straku im Kurzporträt

Anfänge
Das Esslinger Straßenkunst-Festival (Straku) hat 2016 Premiere gefeiert. Philipp Falser, der Intendant des Kunstdruck Central Theaters, hat damals mit Unterstützung von Händlern und Geschäftsleuten aus dem Umfeld des Postmichelbrunnens das erste Festival aus der Taufe gehoben. Seither präsentieren Falser und sein Team jedes Jahr an einem Frühlingssamstag einen abwechslungsreichen Mix aus innovativer Straßenkunst, renommierten Artisten und pfiffigen Newcomern. Selbst in Coronazeiten, als in anderen Kultureinrichtungen wenig ging, war es dem Straku-Team gelungen, beim Festival in kleinen, auf die Hygienevorgaben abgestimmten Formaten Straßenkunst in die Innenstadt zu bringen.

Ableger
Mittlerweile ist das Esslinger Straku zu einem Markenzeichen geworden, das auch anderswo geschätzt wird. Philipp Falser und sein Team sind in weiteren Kommunen präsent, wobei jedes Festival einer gemeinsamen Grundidee folgt und dennoch seinen ganz eigenen Charakter entwickelt. Mit inklusiver Kunst und Kultur soll das Straku in Leonberg am 18. Mai mitten in der Altstadt zu einem Festival des Miteinanders werden. Das Brunnenfest hat in der Remstalkommune Winterbach eine gute Tradition. Das Straku bereichert dieses beliebte Fest am 6. Juli mit kulturellen Finessen der Straßenkunst. Das Straku Neckarbogen feierte 2021 als erstes inklusives Straßenkunstfestival im neuen Heilbronner Stadtquartier Neckarbogen Premiere – diesmal steigt es am 14. September. Außerdem sind Philipp Falser und sein Team am 17. Mai sowie am 26. Juli beim „KulturSamstag“ in Heilbronn präsent.