Hugh Loftings Geschichten vom Doktor Dolittle, der mit seinen Tieren spricht, sind ein Klassiker – und sie wurden schon häufiger verfilmt. Mit seinem neuen Film „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ wagt sich Stephen Gaghan erneut an die Romanvorlage – allerdings mit zweifelhaftem Erfolg.
EsslingenEs ist eine schräge, etwas irrwitzige Idee – und zugleich eine enorm erfolgreiche: In „Dr. Dolittle“ spielte Eddie Murphy den Arzt John Dolittle, der mit Tieren sprechen kann. Dessen Geschichte ist altbekannt, sie wurde schon mehr als ein Dutzend Mal in Zeichentrickserien, Hörspielen, Theaterstücken und Filmen verarbeitet – zuletzt eben vor rund 20 Jahren in den zwei Klamotten mit Eddie Murphy. Jetzt geht die Komödie um den berühmten Tierarzt in die nächste Runde – mit Robert Downey Jr. in „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“. Downey jr. wird hier unterstützt von einer Reihe Schauspielstars: Antonio Banderas und Michael Sheen sind auf der Leinwand zu sehen und Emma Thompson, Rami Malek und Ralph Fiennes leihen den Tieren im Original ihre Stimmen.
Anders als Eddie Murphy lebt Downey juniors Dolittle nicht in der Gegenwart, sondern im England des 19. Jahrhunderts. Dort hat er sich nach dem Tod seiner Frau auf einen zooähnlichen Landsitz zurückgezogen. Eines Tages erfährt er, dass die Königin im Sterben liegt und nur ein seltenes Heilmittel sie retten kann. Zusammen mit seinen tierischen Begleitern macht sich der Einsiedler schließlich missmutig auf den Weg.
Schon lange steckt in dieser Kinoadaption der Kinderbuchreihe von Hugh Lofting der Wurm. Gedreht wurde der Film bereits vor zwei Jahren, ursprünglich war ein weltweiter Start im Frühjahr 2019 angepeilt. Damals liefen aber die Testvorführungen vor Publikum so schlecht, dass einige Szenen nachgedreht wurden. Kein gutes Omen und ein echter Kostentreiber: Geschätzt 175 Millionen Dollar soll der Film gekostet haben, ein riesiges Marketingbudget ist da noch nicht einmal eingerechnet. Doch auch in der fertigen Version hakt es an allen Ecken. Regisseur Stephen Gaghan verhandelte bisher hinter der Kamera eher Politisches wie den Öl-Thriller „Syriana“ oder den Thriller „Traffic“, zu dem er das oscarprämierte Drehbuch schrieb. Mit dieser familienfreundlichen Abenteuerkomödie ist er spürbar nicht in seinem Element. Ständig lässt er seine Schauspieler unnötig überkandidelt chargieren, ohne dass sie besondere Spielfreude ausstrahlen. Seine Tiere kommen so leblos und wenig überzeugend animiert daher, dass ihr uncharmanter Haudrauf-Humor dabei beinahe gar nicht mehr auffällt. Die Stars müssen sich durch ein Drehbuch quälen, das wenigstens flott vor sich hin schnurrt, aber jeglichen Charme vermissen lässt. Rund 100 Minuten lang dauert dieser Film, der es für Humor hält, dass eine zentrale Actionsequenz damit endet, dass die Hauptfigur tief im Hintern eines Drachen Verdauungsprobleme löst, indem sie Ritterrüstungen und einen Dudelsack aus dem Hintern zieht, kommentiert von einem gratulierenden „Respekt!“ eines Eisbären – ein Gefühl, das am Ende nur wenige Besucher dem Film entgegenbringen dürften.
Vor mehr als 20 Jahren sprach Eddie Murphy als „Dr. Dolittle“ mit Tieren und feierte große Erfolge. Jetzt spielt Robert Downey jr. den berühmten Tierarzt, doch der Film hat große Schwächen.