Geldeinlagen gewinnen an Wert: Die Banken bieten wieder höhere Zinsen für Tages- und Festgeld. Foto: dpa/Tobias Hase

Die Europäische Zentralbank dreht an der Zinsschraube – damit könnten sich Tages- und Festgeld wieder mehr lohnen. Doch was sollten Sparer dabei beachten?

Jahrelang hatte es für das Tages- und Festgeld kaum Zinsen gegeben. Doch seit der Zinswende im vergangenen Sommer steigen die Zinsen wieder an. Das hat auch mit dem aktuellen EZB-Entscheid zu tun.

Warum steigen die Zinsen derzeit?

Die Europäische Zentralbank (EZB) bekämpft mit Zinserhöhungen die hohe Inflation im Euroraum. Am Donnerstag erhöhte die EZB den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf drei Prozent. Zuletzt hatte die EZB im vergangenen Dezember den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Seit Juli hat die EZB damit zum fünften Mal in Folge die Zinsen erhöht.

Was bedeutet das für die Verbraucher?

Die EZB hat auch wieder den Einlagensatz erhöht, also den Zinssatz, den Banken erhalten, wenn sie kurzfristig nicht benötigtes Geld bei der EZB parken. Er liegt jetzt bei 2,5 Prozent. Die Banken geben in der Regel einen Teil des Zinssatzes an die Verbraucher weiter. Damit steigen die Zinsen für Tages- und Festgeld oder auch Sparbriefe – allerdings oft um Monate verzögert. Dagegen werden Kredite für Verbraucher teurer. Hier geben die Banken traditionell die Erhöhungen schneller und umfangreicher weiter als bei den Sparprodukten.

Wie viel Zinsen gibt es aktuell für Tagesgeld?

Für Tagesgeld, über das die Kundinnen und Kunden jederzeit verfügen können, bieten manche Kreditinstitute aktuell um die zwei Prozent Zinsen an. Diese Top-Zinssätze gelten aber nur für Neukunden und oft auch nur für wenige Monate. Die Konditionen für Bestandskunden liegen meist deutlich darunter. Aktuelle Tages- wie auch Festgeldrechner bieten im Internet zum Beispiel der Geld- und Verbraucherratgeber Finanztip.de oder die Webseite Tagesgeldvergleich.net an.

Und wie viel für Festgeld?

Bei Festgeld wird Geld verbindlich für eine fixe Zeit angelegt, in der Regel zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Wer Geld für ein Jahr anlegt, dem bieten manche Kreditinstitute derzeit bis zu drei Prozent Zins. Auch hier erhalten Bestandskunden deutlich schlechtere Angebote als Neukunden. Das Festgeld sollte man rechtzeitig vor Ablauf des Vertrags kündigen. Einige Banken verlängern die Laufzeit sonst automatisch.

Was sollte man bei der Geldanlage grundsätzlich beachten?

Die besten Angebote kommen teils von Kreditinstituten im Ausland oder solchen, die wenig bekannt sind. Hier sollte man auf die Einlagensicherung achten. In der EU und im Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) erhalten Kunden im Fall einer Bankpleite bis zu 100 000 Euro Entschädigung, aber nicht darüber hinaus. Verbraucherschützer halten aber auch in der EU oder dem EWR nicht alle Banken für so stabil, dass Anleger zeitnah entschädigt werden können. Die Banken sollten daher von den drei größten Ratingagenturen Fitch, Moody’s und Standard & Poor’s eine Top-Bewertung haben.

Werden die Zinsen weiter steigen?

Ja. Die EZB will die Zinssätze im März um weitere 0,5 Prozentpunkte anheben, betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag. Es gebe im EZB-Rat „sehr große Entschlossenheit“, diesen Schritt zu tun. Die Inflation sei nach wie vor viel zu hoch. Auch deshalb sollten Sparer flexibel bleiben und gegebenenfalls ihr Festgeld nicht langfristig anlegen. Dann können sie ihr Vermögen für bessere Zinsangebote nutzen. Ohnehin sind die Konditionen für längerfristige Festgeldanlagen meist nicht viel besser als für kurzfristige.

Kann man mit Zinsen sein Geld vermehren?

Nein, denn derzeit liegen die Zinssätze für Tages- und Festgeld noch deutlich unterhalb der Inflationsrate, die 2022 in Deutschland im Schnitt 7,9 Prozent betrug. Das angelegte Geld vermehrt sich, wird aber real trotzdem weniger wert. Deshalb rät die Verbraucherzentrale bei der Geldanlage immer zu einer breiten Streuung über unterschiedliche Produktklassen und Laufzeiten. Dazu zählen zum Beispiel Aktien oder Aktienfonds, die allerdings teils starken Kursschwankungen unterliegen. Anleger sollten deshalb mehrere Jahre warten können, um dann das Wertpapier gegebenenfalls in einem günstigen Moment wieder zu Geld zu machen.