Vor allem ältere Menschen leiden stark unter der Hitze. Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Die Behandlungszahlen wegen hitzebedingter Beschwerden waren bis zum Beginn der Coronapandemie schon um mehr als ein Fünftel gestiegen. Nun gibt es die Befürchtung, dass wegen der laufenden Hitzewelle diese Zahl eine neue Höchstmarke erreichen könnte.

Hitzephasen wie derzeit schlagen sich in den Behandlungszahlen der Arztpraxen nieder. Geht man nach der Statistik der AOK, dann liegen bei den Hitze-Notfällen zwei Hotspots in der Region Stuttgart: die Landeshauptstadt und der Kreis Esslingen. In Stuttgart seien im Jahr 2019 insgesamt 309 Personen „wegen hitzebedingter Beschwerden behandelt worden“, sagt Sebastian Scheible, der Leiter Kommunikation bei der AOK Stuttgart-Böblingen. Und auch der Spitzenreiter unter den Landkreisen liege in der Region: Im Kreis Esslingen verzeichnete die AOK, die im Schnitt nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 40 bis 45 Prozent hat, im Jahr 2019 sogar 404 solcher hitzebedingter Behandlungen.

Behandlungszahlen nehmen zu

Vor diesem Hintergrund lasse die aktuelle Hitzewelle für die Entwicklung der Behandlungszahlen jedenfalls „nichts Gutes für 2022 ahnen“, so Scheible. Zumal man schon von 2016 bis 2019 landesweit eine durchschnittliche Zunahme der Behandlungszahlen wegen Hitzefällen um 21,4 Prozent registriert habe. Die AOK spricht deshalb von einem „rasanten Anstieg“. Für 2019 als Referenzgröße hat man sich entschieden, weil danach durch die Corona-Pandemie die hitzebedingten Behandlungszahlen deutlich zurückgegangen seien, etwa weil die Menschen weniger beim Arzt waren, Freibäder geschlossen hatten, Urlaube storniert wurden und Sport häufig in den eigenen vier Wänden betrieben worden sei, so Scheible.

Im Jahr 2019 wurden in den Städten des Landes von AOK-Mitgliedern folgende Behandlungszahlen registriert: Heilbronn (121), Baden-Baden (50), Karlsruhe (120), Pforzheim (88), Heidelberg (41), Mannheim (203), Freiburg im Breisgau (88), Ulm (133). Allerdings ist Stuttgart auch die mit Abstand größte Stadt im Land. Bezieht man die Zahlen jeweils auf 100 000 Einwohner, ändert sich an der Reihenfolge etwas. Dann liegt etwa Mannheim, das nur halb soviel Einwohner hat wie Stuttgart, bei den Behandlungen wegen Hitze noch vor der Landeshauptstadt, ebenso wie Ulm und Heilbronn.

Ältere sind gefährdet

Zu kämpfen hätten die Menschen bei extremer Hitze mit Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. „Besonders gefährdet sind Menschen in schlechtem gesundheitlichem Allgemeinzustand, mit starkem Übergewicht, aber auch mit chronischen Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes“, erklärt Sabine Knapstein, eine Ärztin bei der AOK. „Menschen, die sich bei Hitze körperlich anstrengen, tragen ebenfalls ein erhöhtes Risiko. “

Laut dem Versorgungsreport „Klima und Gesundheit“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ist jeder vierte Versicherte über 65 Jahre überdurchschnittlich gefährdet, an heißen Tagen gesundheitliche Probleme zu bekommen und ins Krankenhaus zu müssen. An Tagen mit mehr als 30 Grad kam es laut dem Report hitzebedingt zu drei Prozent mehr Klinikeinweisungen in dieser Gruppe.