Maschinen sind oft nur zum Teil ausgelastet. Thorsten Eller hat daraus ein Geschäftsmodell entwickelt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Maschinen ungenutzt stehen zu lassen, zumal wenn sie Unsummen kosten, kann sich heute eigentlich kein Unternehmer mehr leisten. Dass es da ein erhebliches Effizienzpotenzial gibt, hat eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger nachgewiesen. Danach sind selbst im Mehrschichtbetrieb laufende Maschinen und Anlagen deutscher Hersteller häufig nur zu etwa 60 Prozent ausgelastet. Für Thorsten Eller ist diese Erkenntnis eine Steilvorlage. Zusammen mit seinem früheren Chef Olaf Krause und Professor Oliver Mauroner von der Hochschule Mainz ist der 32-Jährige gerade dabei, daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln: eine kombinierte Hard- und Softwarelösung, die es ermöglicht, Maschinenkapazitäten zu digitalisieren, zu überwachen und mit anderen Unternehmen zu teilen.

OstfildernMaschinen ungenutzt stehen zu lassen, zumal wenn sie Unsummen kosten, kann sich heute eigentlich kein Unternehmer mehr leisten. Dass es da ein erhebliches Effizienzpotenzial gibt, hat eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger nachgewiesen. Danach sind selbst im Mehrschichtbetrieb laufende Maschinen und Anlagen deutscher Hersteller häufig nur zu etwa 60 Prozent ausgelastet. Für Thorsten Eller ist diese Erkenntnis eine Steilvorlage. Zusammen mit seinem früheren Chef Olaf Krause und Professor Oliver Mauroner von der Hochschule Mainz ist der 32-Jährige gerade dabei, daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln: eine kombinierte Hard- und Softwarelösung, die es ermöglicht, Maschinenkapazitäten zu digitalisieren, zu überwachen und mit anderen Unternehmen zu teilen.

Dass das in Ostfildern ansässige Startup V-Industry ein erfolgversprechender Weg sein könnte, zeigt die jüngste Auszeichnung: Von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ wurde es zu einem der 100 „ausgezeichneten Orte 2018“ gekürt. Drei Pilotpartner habe man bereits gefunden, berichtet Eller. Namhafte Maschinen- und Anlagenbauer aus der Region Stuttgart, mit denen V-Industry gerade getestet werde.

Kleine Box liefert Maschinendaten

Der gebürtige Stuttgarter hat an der Hochschule Nürtingen Volkswirtschaft studiert und anschließend an der Uni Bochum seinen Master im Fach Internationale Beziehungen gemacht. Nach dem Studium arbeitete er zunächst bei Okit, einer von Olaf Krause gegründeten Projektgesellschaft im IT-Bereich. Neben der Vermarktung von V-Industry promoviert er bei Professor Mauroner über Geschäftsmodelle der Share-Economy in der Industrie. Aber Eller will sich mit dem Thema nicht nur in der Theorie auseinandersetzen. Zusammen mit seinen beiden Partnern möchte er das Projekt noch dieses Jahr zur Marktreife bringen. Der 32-Jährige sieht sich dabei in der Rolle des Netzwerkers. Von Mauroner stammt die Geschäftsidee, von Krause die Soft- und Hardware-Expertise. „Ich bin der Übersetzer des Ganzen.“

Das Problem kennen viele Unternehmen: Selbst bei gutem Auftragsbestand gelingt es nicht immer, Maschinen und Anlagen voll auszulasten. Produktionsressourcen werden trotz Schichtbetrieb nicht effizient genug genutzt und arbeiten damit nicht wirtschaftlich. Andererseits fehlen in der Produktion manchmal Kapazitäten oder Spezialmaschinen, um bestimmt Aufträge überhaupt abwickeln zu können. Die Anschaffung zusätzlicher Maschinen ist aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht häufig zu riskant oder zu kosten- und zeitintensiv. Aufträge scheitern daran, dass die erforderlichen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen.

Genau da setzt V-Industry an. Der erste Schritt zu mehr Effizienz und Auslastung muss sein, die Laufzeiten von Maschinen und Anlagen exakt zu ermitteln. Die Startup-Unternehmer haben dafür V-OX entwickelt: ein Gerät, so groß wie eine Vesperbox, mit dem sich diese Daten abfragen lassen. Es sei ausgestattet mit einem voll funktionsfähigen PC und einer Sim-Karte, erklärt Eller. Anhand von Sensordaten lasse sich mit V-OX der Betriebszustand von nahezu allen Maschinen übertragen. Herzstück sei ein scheckkartengroßer Einplatinen-Rechner mit einem Linux-Betriebssystem. Das Gerät kostet laut Eller 900 Euro.

Investoren gesucht

Nächster Schritt wird sein, eine sogenannte Sharing-Plattform aufzubauen (das englische Wort share bedeutet teilen). Jeder angeschlossene Unternehmer soll damit Über- und Unterkapazitäten ablesen und für sich entsprechend nutzen können. „Es geht darum, Freiräume zu identifizieren und dann auch zu vermarkten“, erklärt der 32-Jährige die simple Geschäftsidee. Temporär ungenutzete Maschinenressourcen können mit Hilfe der V-Industry-Plattform gewinnbringend ausgelagert, das heißt, mit anderen Unternehmen geteilt werden.

Für das Projekt haben die Startup-Unternehmer vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium einen Zuschuss von 50 000 Euro erhalten. Die Förderung läuft Ende dieses Jahres aus. Umso wichtiger ist es für Eller und seine Kompagnons, nun Investoren zu finden. Etwa 700 000 Euro seien notwendig, um die Idee der Sharing-Plattform umzusetzen, berichtet Eller. Außerdem ist V-Industry auf der Suche nach weiteren Pilotpartnern. Thorsten Eller ist überzeugt, dass sich dieses Geschäftsmodell gerade in Baden-Württemberg, dem Epizentrum des deutschen Maschinenbaus, umsetzen lässt. Für den 32-Jährigen steht außer Frage: „Irgendwer wird in den nächsten fünf Jahren mit seiner solchen Plattform auf den Markt gehen. Ich hoffe, dass wir es sein werden.“

Beim Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Idee“, einer gemeinsamen Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft, werden jedes Jahr 100 innovative Projekte ausgezeichnet. Darunter waren diesmal zwölf Startups aus Baden-Württemberg.