Die Ampelkoalition will jährlich 400 000 neue Wohnungen schaffen. Eine Studie zeigt, dass es dafür genug bebaubare Fläche gibt.
Die Ampelkoalition ist mit dem ehrgeizigen Ziel gestartet, jährlich den Bau von 400 000 neuer Wohnungen zu ermöglichen. Das hat den Einwand ausgelöst, dafür sei gar nicht genug Bauland vorhanden. Das Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ist im Auftrag des Ministeriums der Sache nun nachgegangen. Dessen Studie wurde am Dienstag von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und dem Leiter des Instituts, Professor Markus Eltges, vorgestellt. Das Ergebnis ist eindeutig: Es gibt genügend Flächen für die Neubau-Pläne.
Ein Viertel der neuen Wohnungen wird öffentlich gefördert
Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass es 99 000 Hektar geeignete und potenziell bebaubare Flächen gebe. Das ist mehr als die gesamte Fläche des Landes Berlin. 55 Prozent der Flächen seien kurzfristig zu erschließen. Damit ließen sich zwischen 900 000 und 4 Millionen neuer Wohnungen bauen. Der Spitzenwert ist dabei allerdings eher theoretisch, denn er setzte eine besonders verdichtete Bauweise voraus. Zwei Millionen neuer Wohnungen nennt Geywitz allerdings „gut erzielbar“. Das ist übrigens genau so viel wie der gesamte Wohnungsbestand Berlins. Die Ministerin zieht daraus vor allem eine Erkenntnis: „Unser Ziel, jährlich ein Plus von 400 000 Wohnungen zu erreichen, ist machbar, und das betrifft Metropolen wie Mittelstädte und ländliche Regionen.“ Ein Viertel der geplanten neuen Wohnungen sollen öffentlich gefördert werden.
Innenstadt hat Vorrang vor neuen Flächen
Dabei sei für die Bundesregierung der Grundsatz leitend, dass die Nutzung innerstädtischer Grundstücke Vorrang vor dem Verbrauch neuer Flächen habe. Als Beispiel nannte die Ministerin die Nutzung ehemaliger landwirtschaftlicher Gebäude, den Umbau von Büroflächen zu Wohnraum und die Bebauung der so genannten „zweiten Reihe“. Gerade in der Umnutzung von nicht mehr benötigten Büroflächen sieht Geywitz viel Potenzial, da der Trend zum Home-Office ungebrochen sei.
Professor Eltges, der Leiter der Studie, hob hervor, dass mit der Untersuchung eine Wissenslücke geschlossen worden sei. Es sei nun nicht nur klar, dass genügend Bauland vorhanden sei, sondern auch, „dass es dort vorhanden ist, wo es auch gebraucht wird – vor allem in den kreisfreien Großstädten“. Alleine in ihnen könnten zwischen 370 000 und 740 000 Wohnungen entstehen. Es zähle zu den Erkenntnissen aus der Studie, dass es nicht notwendig ist, „umfangreich neue Flächen zu beanspruchen“. Er wies zudem darauf hin, dass es in Deutschland 800 000 genehmigte Bauanträge für Wohnungen gebe, die aber noch nicht fertiggestellt seien. 295 000 davon allein in den kreisfreien Großstädten.
„Auf vielen Baustellen gibt es kein Material mehr“
Zur Vorstellung des Berichts war auch der Vize-Präsident des Deutschen Städtetags und Heidelbergs Bürgermeister Eckart Würzner anwesend. Er zog aus der Studie den Schluss, dass es mehr Bauland gebe „als man erwarten konnte“. Er wies aber auf aktuelle Probleme hin. „Auf ganz vielen Baustellen gibt es aktuell gar kein Material mehr“. Auch durch den Krieg in der Ukraine seien derzeit viele Lieferketten unterbrochen und müssten neu organisiert werden. Aufgrund der aktuellen Flüchtlingsströme bräuchten die Kommunen „schneller umsetzbare Wohnraum-Konzepte“.