So genannte Abwasserwärmetauscher werden bereits bundesweit eingesetzt, wie hier in einem Berliner Abwasserkanal zur Beheizung einer Schwimmhalle. Foto: imago stock&people

Die Grünen wollen die Wärme aus Abwasser stärker als bisher in Leinfelden-Echterdingen nutzen. Die Stadtwerke halten sich bedeckt, finden die Idee aber grundsätzlich gut.

Täglich wird warmes Wasser in den Abfluss gespült – und landet in der Kanalisation. Dabei könnte die Temperatur des Abwassers genutzt werden – durch so genannte Wärmetauscher. Im Winter ist das Abwasser durchschnittlich zehn bis zwölf Grad Celsius warm, im Sommer zwischen 17 und 20 Grad Celsius. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat in Leinfelden-Echterdingen beantragt, die Wärmegewinnung aus Abwasser in den kommunalen Wärmeplan aufzunehmen. Ferner sollen Erfahrungsberichte aus anderen Kommunen eingeholt werden.

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„Wir sind seit zehn Jahren an dem Thema dran“, sagt der Stadtwerke-Betriebsleiter Peter Friedrich. Mit Abwasser kann im Winter geheizt und im Sommer gekühltwerden. Mithilfe von Wärmetauschern und Wärmepumpen lässt sich die Wärmeenergie nutzen, was besonders klimafreundlich ist. Die Technik wird derzeit vor allem bei Neubauvorhaben eingesetzt. Die Abwasserwärme soll einen Teil zur angestrebten Energiewende beitragen. „Die Technik funktioniert sehr gut“, betont Friedrich. Neu ist das Grundprinzip nicht. Bereits in den 1920er Jahren wurde es in Deutschland eingesetzt. Allerdings erschien die Nutzung von fossilen Brennstoffen bis vor einigen Jahren vielen Gebäudebewirtschaftern attraktiver als die Abwasserwärmetauscher. Erst mit dem zunehmenden Fokus auf regenerative Energien aus Klimaschutz- und aus politischen Gründen weckte die Technik wieder mehr Interesse. Die Nachfrage nach der Wärmerückgewinnung steigt. In den vergangenen Jahren wurden in Europa zahlreiche größere Anlagen zur Energiegewinnung aus Abwasser realisiert. Eine große Anlageist im Stuttgarter Neckarpark entstanden.

Bereits in den 1920er-Jahren ein Thema

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Damit die Technik sinnvoll eingesetzt werden kann, müssen aus Sicht des Stadtwerke-Betriebsleiters Friedrich vier Voraussetzungen erfüllt werden. „Man hat verschiedene Rahmenbedingungen.“ Zum einen muss der Kanal regelmäßig mit ausrechend warmem Abwasser geflutet werden, was in dicht besiedelten Städten und Ballungsräumen der Fall ist. Die zweite Bedingung ist, dass das Abwasserkanalrohr ausreichend groß ist, um genügend Platz für die Wärmetauscher zu bieten.

Als dritte Bedingung nennt Peter Friedrich die gute Dämmung des Hauses, das mit der Abwasserwärme versorgt werden soll. Viertens sollte der Wärmetauscher nicht allzu weit vom zu versorgenden Gebäude entfernt sein, damit möglichst wenig Wärme auf den Transportwegen verloren geht, erklärt er. Unterm Strich bedeutet dies, dass die Technik vor allem bei größeren Neubauten sinnvoll eingesetzt werden kann. „Man muss schauen, wo es geht“, fasst Peter Friedrich zusammen. Damit die Wärme zwischen dem Abwasserrohr und der Wohnung zirkuliert, muss Strom eingesetzt werden. Energetisch lohnenswert ist die Technik trotzdem, betont der Fachmann. „Es bringt extrem viel“, meint er. Und er betont einen weiteren Vorteil der Technik: Sie kann auch kühlen. „Das Kühlenwird angesichts des Klimawandels immer wichtiger“, erklärt der Betriebsleiter.

Energiepreise werden weiter steigen

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Ein Nachteil ist allerdings, dass die Installation teuer ist. Doch die Energiepreise werden in der nächsten Zeit ebenfalls steigen. Dadurch könnten die Abwasserwärmetauscher in der Relation wieder günstiger als bisher erscheinen. Die höheren Preise könnten technisch sinnvolle Lösungen befördern. „Je teurer die Energie wird, desto eher lohnt es sich“, so Friedrich in Bezug auf die Abwasserwärmetauscher. Bei allen Maßnahmen müsse am Ende der Kunde die Preise auch mittragen.

Über das Potenzial der Technik für Leinfelden-Echterdingen oder bereits vorhandene Wärmetauscher in der Stadt möchte Friedrich derzeit nicht sprechen. Das Thema werde im Zusammenhang mit dem Antrag der Grünen im Mai im Stadtwerkeausschuss behandelt. Der Diskussion im Gremium wolle er nicht vorgreifen.