„Ein sinnvoller Dienst an der Gemeinschaft“: Neun Ehrenamtliche bereiten den Mittagstisch für Seniorinnen und Senioren vor. Foto: Peter Stotz

Bei der Initiative Dorfwerken kommen Senioren in Hochdorf zu gemeinsamen Aktivitäten zusammen. Die Angebote sollen Vereinzelung und Vereinsamung vorbeugen.

Für eine geraume Zeit bot in der Gemeinde Hochdorf der Arbeitskreis Senioren am Talbach (SamT) älteren Menschen die Möglichkeit, durch gezielte Unterstützung im Alltag ein nach Möglichkeit selbstbestimmtes Leben in der heimatlichen Umgebung zu führen. Doch auch die Helferinnen und Helfer wurden älter und der Nachwuchs blieb aus, und so wurde der Arbeitskreis schließlich stillgelegt.

Doch die Akteure in der Seniorenarbeit und auch Mitglieder des Gemeinderats suchten nach zukunftsträchtigen Alternativen und fanden mit dem Projekt „Quartier 2030 – Älterwerden in Hochdorf gemeinsam gestalten“, das vom Landkreis Esslingen und dem Land gefördert wurde, offene Ohren bei der Verwaltung. 2022 entstand auch auf der Basis von Wünschen und Bedürfnissen, die ältere Hochdorfer Bürgerinnen und Bürger im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses geäußert hatten, die Idee des Dorfwerkens.

Niederschwelliges Angebot

Die Initiative hat mittlerweile Fuß gefasst. Sie gründet auf dem offenen Angebot an ältere Menschen im Ort, sich mit anderen Gleichgesinnten zusammenzutun und gemeinsam Ideen und Wünsche in die Tat umzusetzen. „Dorfwerken richtet sich an alle, die nach dem Abschied vom Berufsleben oder auch schon davor mehr Zeit in gemeinsame Aktivitäten investieren können und wollen“, erklärt Beate Schmid, Lehrerin im Ruhestand, Mitglied des Hochdorfer Gemeinderats, Sprecherin und eine der treibenden Kräfte von Dorfwerken. Die Initiative wolle „den Bedürfnissen Hochdorfer Seniorinnen und Senioren eine Stimme geben und dazu ermuntern, Themen anzusprechen, die wichtig sind“. So niedrigschwellig wie möglich sollen sich Gleichgesinnte zusammentun, um „Dinge auf den Weg zu bringen, die man alleine nicht angehen kann“.

Beate Schmid ist Sprecherin des Dorfwerkens. Foto: pst

Ziel sei es, sich zu treffen und gemeinsam verschiedene Projekte in Angriff zu nehmen, kreativ zu sein, zu gestalten und nicht zuletzt gemeinsam Spaß zu haben und das Leben zu genießen. „Wir wollen in Hochdorf mit Freude, selbstbestimmt und gut gelaunt älter werden“, sagt Beate Schmid.

Breitgefächertes Programm

Die Initiative Dorfwerken sei mittlerweile „sehr vielseitig unterwegs“. So finden in den Räumen der früheren Friedenskirche, die entwidmet und von der Gemeinde Hochdorf für die Nutzung als Dorfgemeinschaftshaus gekauft worden war, regelmäßige Angebote wie freies Malen, kunsthandwerkliche Workshops oder Folkloretänze statt, auch Einzelveranstaltungen wie Ausstellungen und Lesungen waren bereits im Angebot. Donnerstags wird im Jugendhaus ein sehr gut frequentierter Spieletreff angeboten, bei dem Senioren mit Jugendlichen und Familien zusammen kommen. „Es geht um Begegnung. Jeder kann etwas, jeder macht etwas, und jeder bringt sich mit seinen Möglichkeiten ein“, beschreibt Beate Schmid.

„Man bekommt viel zurück“

Dies treibt auch Franz Keckeisen an. „Es gibt viele Möglichkeiten, sich für die Gemeinschaft einzubringen, sich zu engagieren mit dem was man kann“, sagt er. Er unterstützt die Gruppe von Ehrenamtlichen, die regelmäßig im evangelischen Gemeindehaus einen Mittagstisch für Senioren anbietet. Neun Helferinnen und Helfer bereiten den Raum vor, bauen Tische und Stühle auf und dekorieren, kaufen ein, schnippeln, kochen und servieren.

Zusammenkommen, reden, lachen und nach dem Essen gemeinsam singen: Das ist der Mittagstisch. Foto: pst

Gäste, die nicht gut zu Fuß sind, werden zuhause abgeholt. Nach dem Essen wird gemeinsam gesungen und Keckeisen begleitet die Lieder mit dem Akkordeon. „Es ist ein sinnvoller Dienst an der Gesellschaft, sich für andere zu engagieren und etwas für das Gemeinwohl zu tun. Es geht schließlich um die Gemeinschaft der Menschen im Ort, und man bekommt dabei viel von den Menschen zurück“, stellt Keckeisen fest.

Vereinsamung ist Gesundheitsrisiko

Beate Schmid stellt „ein zunehmendes Interesse im Ort“ fest, sowohl an den Angeboten als auch an den Möglichkeiten, etwas für andere zu tun. „Wir wollen etwas schaffen, das sich verstetigt, und wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen, damit niemand in Hochdorf vereinsamt.“ So sei Dorfwerken als Angebot der Dorfgemeinschaft zu verstehen, das Anonymität und Vereinzelung vorbeugen soll.

„Vereinsamung ist nämlich das größte Gesundheitsrisiko im Alter“, sagt sie. Das ist auch für Franz Keckeisen ein wichtiger Aspekt. Das Engagement ermögliche, selbst mit anderen Menschen zusammen zu kommen. „Man will ja selbst als älterer Mensch auch nicht isoliert sein. Deshalb ist es ein Schatz, wenn man solch ein solides Netzwerk im Ort hat, das einen trägt und bei dem man selbst helfen kann, es zu gestalten“, sagt Keckeisen.