Willkommene Kulisse für ein Foto und Transferstrecke von und zur Altstadt: Die Pliensaubrücke. Foto: Roberto Bulgrin

In der Pliensauvorstadt kann es auch schon mal passieren, dass ein wildfremder Mensch sagt: „Ich umarme Sie gerne.“

Esslingen - Die Pliensaubrücke führt von der Esslinger Altstadt in das Nachbarviertel. Sie ist ein Symbol der seltsam-wunderbaren Widersprüchlichkeit, von der die Pliensauvorstadt durchwoben zu sein scheint. Es ist eine, von der man schon beim ersten Blick nicht umhin kann, zu sagen: „Die ist aber schön!“ Sie hat überdies einen hohen historischen Wert, ist in ihrer Funktion superökologisch, denn hier dürfen nur Fußgänger und Fahrradfahrer den Neckar, die Bahnlinien und die B 10 überqueren. Sie wurde 2020 für etliche Millionen „schön“ gemacht, und als sie halbwegs fertig war, feierte sich die Stadtverwaltung gebührend dafür. Es dauerte aber nur einige Wochen, dann wurde die sehr gut frequentierte Überquerung für Fahrradfahrer wieder gesperrt, weil offenbar etwas vergessen worden war: Angeblich war die Brüstung zu niedrig. Als der Protest gegen die Schließung unüberhörbar anschwoll, entschied sich die Verwaltung, Bauzäune aufzustellen. Wie passend für die Pliensauvorstadt, deren Ästhetik immer wieder von Mittelaltergeschichten oder neuzeitlichen Schildbürgerstreichen durchbrochen wird. Inzwischen hat die Brücke zumindest auf ihren historischen Teil wieder ein Geländer, und ich persönlich finde es sogar ganz gut gelungen. Andere sagen das Gegenteil. Auch das passt zur Pliensauvorstadt: An ihr scheiden sich die Geister.