Architekt Peter Brückner,Stadtplanerin Petra Zeese, Bürgermeister Thomas Winterhalter und Erster Beigeordneter Stephan Retter (v. l.) mit dem Siegerentwurf. Foto: Werner Kuhnle

Die Steinheimer Innenstadt wird in den kommenden Jahren ein neues Gesicht bekommen, die Verwaltung braucht mehr Platz. Am Freitag wurde der Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs vorgestellt.

Das alte Rathaus, das den Steinheimer Marktplatz dominiert, ist ein echtes Schmuckstück. Den Ansprüchen einer modernen Verwaltung ist es aber längst nicht mehr gewachsen. Deshalb hat man sich in Steinheim für den ganz großen Wurf entschieden: Einige der nicht denkmalgeschützten Gebäude am Steinheimer Marktplatz, wo jetzt noch Eisdiele, Pizzeria, Bäckerei und Kaffeerösterei untergebracht sind, werden ebenso abgerissen wie die Häuser Marktstraße 37 und 37/1. Das gesamte Plangelände befindet sich in städtischem Eigentum.

Wettbewerb von Ideen

Die Stadt Steinheim hatte für die Neugestaltung des Marktplatzes einen Architekturwettbewerb ausgelobt, der zudem noch das Gelände bis zur Murr umfassen sollte. Letzteres allerdings nur als Wettbewerb von Ideen, was dort irgendwann einmal entstehen könnte.

Realisiert werden soll dagegen in absehbarer Zeit die Neugestaltung des Marktplatzes. „Der Baubeginn könnte 2024 sein“, sagte Bürgermeister Thomas Winterhalter bei der Vorstellung der eingereichten Entwürfe und des Siegerentwurfs am Freitagmittag optimistisch.

Architektonisch ist das Ganze eine Herausforderung gewesen, weil das harmonische Gesamtbild des Marktplatzes nicht beeinträchtigt werden soll, aber zugleich moderne Elemente mit aufgenommen werden sollen. Oder, wie es der Vorsitzende des Preisgerichts, Peter Brückner, formulierte: „Es gibt hier jetzt die einmalige Chance, das Rathaus wieder an die richtige Stelle zu setzen, in direktem Dialog von Alt und Neu.“ Insgesamt hatten sich rund 70 Architekturbüros beworben, 7 davon waren gesetzt, 18 wurden per Losentscheid ermittelt. Von den so verbliebenen 25 Büros reichten 21 Anfang des Jahres ihre Entwürfe ein, die laut Brückner allesamt von sehr hoher Qualität waren.

Verbindung von Alt und Neu

Der Siegerentwurf, der vom Karlsruher Architekturbüro Baurmann Dürr stammt, erreicht die Verbindung von Alt und Neu durch Gebäude mit einem Holzskelett. So greift man die Konstruktion von Fachwerkhäusern auf und übersetzt sie in die Moderne. Statt die Gefache mit Steinen, Lehm und Stroh zu füllen, befindet sich zwischen den Holzteilen Glas. Ebenfalls optisch aufgegriffen werden die Bogengänge des alten Rathauses. In der neuen Version entstehen sie aus recyceltem, gefärbtem Beton. Das Erdgeschoss des neuen Rathauses befindet sich außerhalb der Starkregen-Überflutungszone. Auch die Zufahrt zur geplanten Tiefgarage ist deshalb an der höchsten Stelle des Geländes im Bereich Marktstraße 37.

Insgesamt sind vier neue Gebäude mit insgesamt rund 2000 Quadratmetern Nutzfläche vorgesehen, in denen künftig die gesamte Verwaltung untergebracht sein wird. Damit entfällt die Verteilung auf mehrere Ortsteile und Gebäude, was der Verwaltung, aber auch den Bürgerinnen und Bürgern kurze Wege garantiert.

Das größte Gebäude, das etwa drei Meter höher wird als das alte Rathaus, dient als Verteiler, in einem kleineren in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Fachwerkgebäude Marktplatz  3, wo vorzugsweise Gastronomie angesiedelt werden könnte, soll der Sitzungssaal untergebracht werden. In den Neubauten können die Räume variabel aufgeteilt werden, da es keine tragenden Wände, sondern nur stützende Holzpfeiler gibt.

Moderne Energieeffizienzstandards werden eingehalten, ebenso soll es eine Fotovoltaikanlage geben. „Letzten Endes wird man aber entscheiden müssen, wie viel uns der Klimaschutz wert ist“, sagte Winterhalter zu den hohen Kosten.