Streifzüge durch die Lokalgeschichte vieler Jahrhunderte bietet das Stadtmuseum Nürtingen an. Mit der Kinderkrimi-Schau will Leiterin Melina Wießler Generationen erreichen. Foto: Ines Rudel

Lesespaß für Jungen und Mädchen mit detektivischem Gespür bietet das Stadtmuseum Nürtingen in einer Sonderausstellung. Das Haus lädt auch zum Streifzug durch die Stadtgeschichte ein. Ein Ausflugstipp für kalte Wintertage.

Eine wilde Kinderbande verfolgt den Verbrecher durch die Stadt. Die Szene aus dem Film „Emil und die Detektive“ aus dem Jahr 1931 nach dem Roman von Erich Kästner weckt bis heute kindliche Abenteuerlust. Im Stadtmuseum Nürtingen ist ein Ausschnitt aus dem Kultfilm in der Ausstellung „Kinderkrimis. Die drei Fragezeichen, TKKG und Co.“ zu sehen. Bis 2. April verführt die Sonderausstellung Generationen dazu, sich über ihre Leseerfahrungen auszutauschen. Auch die ständige Ausstellung in dem Haus in der Wörthstraße 1 macht Lust, Stadtgeschichte in einer pädagogisch stark aufgearbeiteten Schau zu erleben.

Krimihörspiele im inszenierten Raum

In einem Wohnwagen lauschen nicht nur Jungen und Mädchen den besten Krimi-Hörspielen aus den vergangenen Jahrzehnten. Nach dem Vorbild des jungen Ermittlertrios Peter, Justus und Bob aus der Reihe „Die drei Fragezeichen“, die in einem Wohnwagen ihre Fälle lösten, hat Stadtmuseum-Mitarbeiter Bernhard Stüdl die perfekte Umgebung für die aktuelle Familienausstellung geschaffen. 1964 hat sich Robert Arthur die Kinderkrimireihe ausgedacht und elf Folgen geschrieben – als Autor und Schirmherr firmierte jedoch der berühmte Alfred Hitchcock. Danach setzten verschiedene amerikanische Autorinnen und Autoren die Reihe fort. „Viele Kinderkrimis verbinden Generationen“, sagt Melina Wießler, die Leiterin des Stadtmuseums Nürtingen. Mit der Kinder- und Jugendbuchbibliothekarin Saskia Morlock vom Team der Stadtbücherei Nürtingen hat sie die Sonderschau realisiert.

Gesprächsstoff im Museum

„Kinderkrimis verbinden Generationen“, ist Saskia Morlock überzeugt. Deshalb bietet die Sonderausstellung nicht nur Lesestoff für den Nachwuchs. Auch die Reproduktion eines frühen Fortsetzungskrimis aus dem Familienblatt „Gartenlaube“, gegründet 1853, ist in den Räumen im oberen Stockwerk zu finden. Wichtig findet es Morlock, auch kritisch über die Kinderkrimis zu sprechen. Bei den Klassikern TKKG, Die fünf Freunde oder Die drei Fragezeichen hätten meist die Jungs beim Lösen der Kriminalfälle die Nase vorn. „Das hat sich in der neueren Literatur aber geändert.“ Die weibliche Perspektive sei gefragt. Morlock bezieht bei der Lektüre die Zeiterfahrung ein. In Frauke Scheunemanns Krimigeschichten „T wie Tessa“ ist die Chefermittlerin ein Mädchen.

Abenteuer auf dem Piratenschiff

Dass es Jungen und Mädchen nicht leicht fällt, still zu sitzen, weiß der erfahrene Museumsmitarbeiter Bernhard Stüdl nur zu gut. Deshalb har der leidenschaftliche Handwerker ein Piratenschiff gebaut, das die Jungs und Mädchen zum Spielen animiert. Polizeiarbeit zum Anfassen gibt es in einem Workshop, der am Freitag, 20. Januar, um 14 Uhr im Stadtmuseum stattfinden. Auf die Frage „Wie ermittelt die Polizei?“ liefert der Kriminalhauptkommissar Steffen Groß Antworten. Zur Mitmachlesung mit Bücher-Bingo lädt die Stadtbücherei Nürtingen am Sonntag, 5. Februar, ab 15 Uhr ins Stadtmuseum ein. Bei Ursel Schefflers Büchern über den „Kommissar Kugelblitz“ dürfen die Jungen und Mädchen raten, wer der Verbrecher ist. Anmeldung unter der E-Mail-Adresse stadtmuseum@nuertingen.de ist erforderlich.

Auf den Spuren Hölderlins

Der Dichter Friedrich Hölderlin hat zu Nürtingen eine besondere Beziehung. Als Vierjähriger kam er 1774 in die Stadt am Neckar, weil seine Mutter nach dem Tod ihres ersten Mannes den Weinhändler und Bürgermeister Christoph Gok heiratete. Im Stadtmuseum sind nicht nur Texte des berühmten Dichters museumspädagogisch in Szene gesetzt. In einem eigenen Raum finden sich Dokumente der Pflegschaft des Poeten, die seine Mutter inne hatte. Wegen seiner psychischen Erkrankung war er in Tübingen in Behandlung. Später lebte er in der Universitätsstadt im Hölderlinturm, der heute ein Museum zum Leben und Wirken des Dichters beherbergt.

Inszenierte Stadtgeschichte

Im ehemaligen Schützenhaus aus dem Jahr 1565 ist Stadtgeschichte hautnah zu erleben. „Es geht nicht nur darum, die Exponate zu zeigen“, bringt Melina Wießler das Konzept auf den Punkt. Mit Film- und Audiosequenzen wird die Historie lebendig vermittelt. Das Spektrum reicht von der Römerzeit zur Industriegeschichte. Mit farbiger Beleuchtung inszeniert das Museumsteam etwa die Dokumente zur Hexenverfolgung.

Unterwegs in der Region

Serie
Winterzeit ist Drinnenzeit – aber an tristen Tagen muss niemand zuhause auf dem eigenen Sofa verweilen. Wir haben uns in der Region Stuttgart auf die Suche nach Ausflugstipps und Aktivitäten gemacht, die auch bei Kälte und Schmuddelwetter zum Hinfahren und Mitmachen einladen. Wetten, das auch für Sie etwas dabei ist?

Anfahrt und Parken
Das Nürtinger Museum ist aus Esslingen mit dem Auto in 30 Minuten über die Bundesstraße 10 und die B 313 zu erreichen. Vor dem Haus in der Wörthstraße 1 gibt es gebührenpflichtige Parkplätze. Mit dem Regionalexpress nach Tübingen erreicht man das Museum aus dem Neckartal. Vom Bahnhof sind es 15 Gehminuten.

Eintritt und Lokale
Offen ist dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags, sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr – am 31. Dezember ist zu. Der Eintritt kostet für Erwachsene zwei Euro, ermäßigt ein Euro, Familien vier Euro. Die Nürtinger Altstadt mit vielfältigem gastronomischem Angebot ist nur fünf Gehminuten entfernt.