Bei der kürzlich eröffneten Ausstellung „Fellbach am Meer“ im Stadtmuseum dreht sich alles um das Thema Wasser. Sie basiert auf einem Kinderbuch.
Wer durch die Tür des Fellbacher Stadtmuseums tritt, landet am Strand. Hier steht ein Leuchtturm, da fliegen Möwen, dort schwimmen Fische im Wasser. Im Hintergrund erstreckt sich eine Häuserpromenade neben einem langen Sandstrand, der direkt ans Wasser grenzt. Zugegeben – der Leuchtturm ist aus Pappmaschee, die Fische auch, die Möwe ist ausgestopft. Und die Promenade ist auf eine Leinwand gedruckt. Aber die Stimmung überträgt sich. Sie macht große Lust aufs Meer, auf kreischende Möwen und auf eine steife Meeresbrise. Und sie gibt einen Einblick in die Welt der Meere und der Küsten.
Das alles ist aktuell in der neuen Kinder-ausstellung „Fellbach am Meer! Die fantastische Welt der Küste“ im Stadtmuseum zu sehen. Sie basiert auf dem Bilderbuch „Am Meer – Die Welt der Küste“ des Berliner Ehepaares Judith Homoki und Martin Haake, das 2023 erschienen ist. Alle Bestandteile der Ausstellung – die Texte, die Bilder, selbst der Kapitänsanzug – sind aus dem Kinderbuch übernommen. So wird das zweite Stockwerk des Museums zum Schiff, in dessen Luken Illustrationen aus dem Buch zu sehen sind. In einem der Gucklöcher ist ein Küstenregenwald zu sehen, mit Papageien, bunten Blumen und Wolken, aus denen Regentropfen fallen. Ein anderes zeigt Auswanderer auf einem Schiff, deren Geschichte in einem Text darunter erklärt ist.
Das erste gemeinsame Buch
Für Haake ist es nicht das erste Kinderbuch. Der 60-Jährige arbeitet als freier Illustrator in Berlin und hat bereits die Bücher „Die großen Flüsse der Welt“ und „Waffelsommer“ bebildert. Außerdem beliefert er verschiedene Verlage, Magazine und Zeitungen. Er ist für seine collageartigen Illustrationen bekannt, bei der viele Motive beinahe zu einem Wimmelbild werden – wie auch bei „Am Meer“. Homoki ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin und ist als Autorin und Werbetexterin tätig – ebenfalls in Berlin.
„Am Meer“ ist das erste Buch, das das Paar gemeinsam geschrieben und illustriert hat – obwohl die beiden schon seit 30 Jahren zusammenleben. „Wir hatten das schon lange im Kopf, aber wir hatten nie Zeit dafür“, erläutert Homoki. Dann kam Corona – der perfekte Zeitpunkt. Auch das Motiv des Meeres sei schon lange festgestanden. „Wir sind beide in der Nähe der Küste aufgewachsen, ich in Bremen und mein Mann in Oldenburg“, erzählt die Autorin. „Ich bin als Kind immer wieder auf Sylt gewesen“, ergänzt Haake. „Mich hat die Insel damals total fasziniert, ich bin immer wieder in die Läden am Hafen gegangen“, sagt der 60-Jährige. „Wir sind einfach mit diesen Dingen aufgewachsen und haben eine Liebe dazu – das wollten wir in ein Buch packen.“
Deshalb sei das Buch auch nicht nur ein Bilderbuch, sondern gleichzeitig auch eine Art kulturhistorische Reise vom Anbeginn der Welt bis heute. „Es zeigt den Eindruck, den die Küste auf die Menschen hat“, sagt Homoki. „Die Küsten spielen eine enorm wichtige Rolle, weil sich in ihnen alle Punkte der Welt miteinander verbinden.“ Es sei ihnen wichtig gewesen, auch die Hintergrundgeschichte zu erklären. „Und natürlich ist es schön, Hand in Hand an einem solchen Projekt zu arbeiten“, sagt die Autorin.
Die Idee zur Ausstellung entstand zufällig
Die Ausstellung zum Buch ist aktuell im Fellbacher Stadtmuseum zu sehen und läuft noch bis zum 28. Februar 2025. Es ist eine Mitmachausstellung: Die Kinder können dort unter andrem selbst zu Matrosen werden, ein Schiff aus Pappmaschee steuern, sich bei einem Figurentheater Geschichten ausdenken – und nebenbei einiges über das Leben an der Künste und im Meer lernen.
Die Idee zur Ausstellung entstand eher zufällig. Museumsleiterin Ursula Teutrine sah das Kinderbuch von Haake und Homoki nach seinem Erscheinen zufällig in der Fellbacher Bücherei Lack. Es hat sie direkt interessiert. „Ich habe dann ein paar Stunden dort verbracht und mir das ganz genau angesehen“, erzählt Teutrine bei der Eröffnung der Ausstellung. „Es ist faszinierend, wie detailreich das Buch ist.“ Alle paar Jahre gebe es im Museum eine Kinderausstellung, deshalb habe sie sich sofort überlegt, wie man die schönen Illustrationen umsetzten könne.
Homoki und Haake sind von der Umsetzung begeistert. „Es ist, als würde man durch das Buch gehen“, sagt Haake, der das Kinderbuch illustriert hat. „Es ist wirklich täuschend echt“, sagt auch Homoki, die sich vor allem um die Texte gekümmert hat. Die beiden Autoren sind eigens für die Eröffnung aus Berlin nach Fellbach angereist. In Fellbach waren sie noch nie, aber sie sind fasziniert von der Reise, auf die das Buch sie geschickt hat. „Es ist spannend, wie das Buch, das man in die Welt gesetzt hat, jetzt so ein eigenes Leben bekommt“, sagt Homoki.