Florian Gruner ist seit zehn Jahren im Fellbacher Stadtmarketing tätig, seit 2015 ist er Geschäftsführer. Foto: Gottfried Stoppel

Stadtmarketing-Geschäftsführer Florian Gruner sagt, was den Standort Fellbach besonders, aber auch herausfordernd macht.

Florian Gruner verlässt den Verein Stadtmarketing Fellbach und wechselt zu den Fellbacher Weingärtnern. Er wird dort vom 1. September an rechtzeitig zu Beginn der Weinlese starten. Stadtmarketinggeschäftsführer Florian Gruner spricht im Interview über die Entwicklungen im Handel und was sich in den zehn Jahren Stadtmarketing verändert hat.

Herr Gruner, Sie waren zehn Jahre im Stadtmarketing Fellbach tätig. Was waren die herausragenden Erfahrungen?

Wir haben in den zehn Jahren ein paar ganz besondere Veranstaltungsformate gehabt. Ich denke da beispielsweise an die Leistungsschau in Oeffingen. Da kamen mehrere Tausend Besucher in das Industriegebiet und haben einen neuen Blick auf die Firmen und deren Leistungsspektrum vor Ort geworfen. Auch die Themenmessen in der Alten Kelter waren ein Erfolgsmodell, diese werden auch wieder stattfinden und weiterhin wichtig sein. Und natürlich die Highlights im Kalender wie Maikäferfest und Fellbacher Herbst.

Die größte Herausforderung war aber Corona, keine Veranstaltungen waren möglich. Die laufend neuen Regelungen haben uns sehr gefordert. Corona hat viel überschattet.

Das hat auch ins Budget des Stadtmarketingvereins geschlagen oder?

Der städtische Zuschuss beträgt rund 120 000 Euro, er macht etwa ein Drittel der Einnahmen aus. Diese Unterstützung ist sehr wichtig und wir sind sehr dankbar hierfür. Dazu kommen die Mitgliedsbeiträge, aber die Zusatzeinnahmen durch die Veranstaltungen fehlen. Da im sicheren Fahrwasser zu bleiben, geht nur mit der sehr guten Zusammenarbeit mit Vorstand und Geschäftsstelle des Stadtmarketingvereins.

Wie gehen Sie mit der Besonderheit um, dass die Fellbacher Einkaufsbereiche nicht gebündelt in einem Altstadtzentrum wie etwa in Waiblingen liegen, sondern vom Rathaus bis zum Bahnhof reichen? Händler in der Bahnhofstraße fühlen sich immer wieder zu wenig wahrgenommen.

In Fellbach sind das schon besondere Rahmenbedingungen. Vom Rathaus bis zum Bahnhof – die Strecke ist länger als die Königstraße in Stuttgart. Das ist in der Tat nicht leicht, diesen Gegebenheiten immer gerecht zu werden, das ist auch eine Frage der Manpower. In Waiblingen und Winnenden gibt es ein klares Zentrum, hier müssen wir versuchen, möglichst jeden unter diesen Besonderheiten mitzunehmen.

Was hat Corona für den Handel und das Stadtmarketing bedeutet?

Die Aktion „Fellbach hält zusammen“, die mit der Vorstellung der lokalen Händler auch gemeinsam mit der Fellbacher Zeitung umgesetzt wurde, war eine fruchtbare Reaktion auf diesen massiven Einschnitt. Es ging und geht darum, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Strukturen vor Ort zu schaffen.

Ist der Handel weiter ein wichtiger Baustein für eine lebendige Innenstadt?

Unbedingt, zusammen mit dem Handwerk und den Vereinen stellen sie ein lokales Netzwerk dar, das man hegen und pflegen muss, sonst bricht es weg. Es ist nicht selbstverständlich, so vielfältige Branchen in der Stadt zu haben. Das ist ein Schatz, von dem alle profitieren, denn diese lokalen Firmen finanzieren mit ihren Steuern die Angebote vor Ort mit, die die Lebensqualität ausmachen.

Ein Beispiel: Wenn Sie Schuhe bei Zalando kaufen, dann sind diese vielleicht ein paar Cent billiger, der Preis ist aber mehr Verkehr, das Verschwinden von Schuhfachgeschäften und Arbeitsplätzen vor Ort. Es ist ein anderer Preis, der dann gezahlt wird. Allerdings bedeutet es auch, dassder stationäre HandelErlebnis und Beratung bieten muss. Nur das Produkt zu verkaufen, das reicht nicht. Wie viel Erlebnis biete ich pro Quadratmeter? Diese Frage müssen sich stationäre Händler stellen.

Wie schwierig ist die aktuelle Lage für den Handel? Der Ukraine-Krieg und die hohe Inflation haben die Verbraucherstimmung auf ein Rekordtief gedrückt, wie die Nürnberger GfK-Marktforscher berichten.

Es ist sicher nicht leicht, wenn diese Rahmenbedingungen länger bestehen bleiben. Daher haben wir immer wieder den Fokus der Fellbacher auf die Fellbacher Geschäfte gelegt – etwa bei der Aktion „Persönlich für Sie da“, wo Kunden berichten, warum sie in einem Geschäft vor Ort einkaufen. Die gegenseitige Unterstützung bleibt wichtig. Meine persönliche Lieblingsaktion ist die Weihnachtslotterie.

Warum?

Sie zeigt, wie Fellbach tickt. Da geht es darum, immer wieder miteinander etwas für unsere Stadt zu tun.

Sprechen Sie manche Aktionen mit anderen Städten und deren Stadtmarketing im Kreis ab?

Mit den Winnender und Waiblinger Kollegen sind wir im Austausch, natürlich. Aber wir sind auch in der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing. Da gibt es einen regen Austausch von Ideen.

Sie werden auch mit dem Standort Fellbach verbunden bleiben.

Ich fühle mich hier einfach wohl, es hat etwas Familiäres hier in Fellbach. Der Wein spielt vor Ort in Fellbach eine wichtige Rolle und ist ein Aushängeschild. Ich freue mich auf meine Aufgabe und dass ich weiter in Fellbach präsent bin.

Hintergrund

Zur Person
Florian Gruner ist seit zehn Jahren im Stadtmarketing tätig, seit 2015 ist er Geschäftsführer. Der 32-Jährige lebt in Stuttgart-Stammheim. Er hat Stadtplanung und Public Management studiert. Zum 1. September wechselt er zu den Fellbacher Weingärtnern. Er folgt Friedrich Georg Benz nach, der dann im Frühjahr 2023 die Tätigkeit als Geschäftsführer Finanzen/Controlling bei den Fellbacher Weingärtnern beendet.

Info
1996 wurde die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland von Stadtmarketingverantwortlichen gegründet, um den Erfahrungsaustausch zu fördern und um die Belange des Stadtmarketings auf Bundesebene zu vertreten. Sie setzen sich zum Ziel, sich für eine vitale und funktionierende Innenstadt stark zu machen.