Junge Bäume werden mit Wassersäcken unterstützt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mit Wassersäcken und regelmäßiger Bewässerung werden die Bäume in dieser trockenen Zeit unterstützt. Dabei betreibt die Stadt einen großen Aufwand. Im Wald leiden vor allem ältere Pflanzen unter dem ausbleibenden Regen.

An vielen Bäumen am Stuttgarter Straßenrand fallen aktuell die um den Stamm gebundenen Wassersäcke auf. 100 Liter Frischwasser gehen in einen Sack hinein, die meisten Bäume haben zwei davon. Bei normalen Temperaturen reicht diese Menge den jungen Bäumen, die bis zu fünf Jahre alt sind, einen knappen Monat. Momentan brauchen sie mehr Wasser.

Die Säcke sind eine der üblichen Bewässerungsmethoden, mit denen die Stadt den Bäumen hilft, diese trockenen Zeiten einigermaßen zu überstehen. Der andere Weg ist das klassische Begießen aus einem Wassertank. 14 Fahrzeuge des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft der Stadt Stuttgart sind derzeit unterwegs, jeweils beladen mit einem großen Wassertank. Hinzu kommen noch fünf weitere vom Gartenamt. Außerdem sind noch etliche Privatfirmen damit beauftragt, sich um junge Bäume zu kümmern.

Als Luftfilter haben Bäume ohnehin eine große Bedeutung, aktuell sind sie als Schattenspender wichtiger denn je. Damit diese Funktionen erhalten bleiben, wurden aktuell mehrere hundert Bäume in der Innenstadt mit solchen Wassersäcken versehen, und es werden immer mehr. Regulär werden so vor allem Jungbäume in einem Alter von bis zu fünf Jahren unterstützt. Üblicherweise werden die Säcke 15 Mal im Jahr aufgefüllt, doch bei anhaltender Hitze und Trockenheit, wie es jetzt der Fall ist, geschieht dies wesentlich öfter. „Der Einsatz von Bewässerungssäcken erfolgt an Standorten, an denen der Boden verdichtet ist und das Wasser nur langsam aufnehmen kann“, so der Stadt-Sprecher Martin Thronberens. Oder an neu gepflanzten Bäumen, die das Gießwasser – mangels Wurzelmasse – nur langsam aufnehmen können.

Junge Bäume bekommen besonders viel Wasser

Die Fahrzeuge mit den Wassertanks sind vor allem in den Fußgängerzonen unterwegs. Dort wurden in der Vergangenheit auch Bewässerungssysteme unterhalb des Fußgängerbelags erprobt. Doch die hätten sich „aufgrund der Komplexität und des Wartungsaufwands“ nicht durchgesetzt, so Thronberens.

In den Parks bieten die Wiesen ein Bild der Trostlosigkeit: Dort sind inzwischen weitgehend erdbraune, staubige, verbrannte Flächen zu sehen. Das dafür zuständige Personal vom Gartenamt wäre normalerweise im Sommer mit dem Mähen der Wiesenflächen beschäftigt. Jetzt sind sie überwiegend mit Bewässerungsaufgaben betraut. Sie pflegen „Pflanzkübel, Wechselflor-, Stauden- und besondere Gehölzflächen“, so Thronberens, „haben aber auch viel zu tun mit Unkraut jäten, der Kontrolle und der Reinigung von Spielflächen, sowie kleinere Reparaturmaßnahmen an der Infrastruktur“.

Und dann gibt es doch noch einige Ausnahmen, wo das Gras immer noch grün ist. Etwa am Kursaal in Bad Cannstatt. „Im Bereich von automatischen Bewässerungsanlagen gedeiht das Gras weiterhin, sodass auch hier bei Bedarf gemäht wird“, sagt Thronberens.

Im Wald ist die Brandgefahr jetzt groß

In der Stadt kann den Bäumen noch mit viel Einsatz geholfen werden. Im Wald freilich ist das keine Lösung. Da geht es zunächst vor allem darum, Waldbrände zu vermeiden. „Die größte Gefahr sind unachtsam weggeworfene Zigaretten. Deshalb herrscht im Wald noch bis zum 31. Oktober ein Rauchverbot. Außerdem sind Gartengrillgeräte nicht erlaubt“, sagt Kathrin Klein, Försterin von Forst BW im Bezirk Schönbuch, zu dem auch große Teile des Stuttgarter Stadtwalds gehören. Sie lobt jedoch: „Die Waldbesucher halten sich größtenteils an die Vorgaben. Zur Sicherheit sind aber momentan die öffentlichen Grillstellen in unserem Forstbezirk gesperrt.“ In Sachen Wasserbedarf und Trockenheit denken Förster umfassender. „Manche Baumarten zeigen inzwischen eine eingeschränkte Vitalität, vor allem die Buche. Andere sind trockenheitstoleranter.“ Klein weiß mittlerweile aus Erfahrung, dass vor allem ältere Bäume unter Trockenstress leiden: „Sie zeigen schon jetzt sichtbare Vitalitätsverluste, haben wenig Substanz.“ Unter Vitalitätsverlust versteht die Försterin Blätter, die fahl und trocken aussehen. Die nächste Stufe wäre erreicht, wenn die Bäume schon jetzt ihre Blätter verlieren, wie sonst nur im Herbst. „Das ist momentan aber noch nicht der Fall“, so Klein.

Amphibien im Wald

Größere und kleinere Bäche und Seen im Wald sind vor allem für Amphibien, Fische, Muscheln, Insekten und Krebse wichtig. Wenn die zum Teil austrocknen, ist das für einige Arten sogar förderlich, etwa für die Gelbbauchunke, berichtet Klein. Pilzsammlern macht sie auch Mut: „Die beste Zeit zum Pilze sammeln beginnt Mitte August und geht bis in den Oktober hinein. Sollte es in dieser Zeit noch zu üppigen Niederschlägen kommen, verbunden mit warmen Temperaturen, schießen die Pilze aus dem Boden.“

Allgemein sieht es bei der Forstbewirtschaftung so aus: „Der Klimawandel muss bei jedem Vorhaben mitgedacht werden.“ Daher fördere man trockenheitstolerante und heimische Baumarten, wie die Eiche, Hainbuche, Linde, Elsbeere und Spitzahorn. Wie sich die nächste Buchen-Generation an niederschlagsarme Jahre anpasse, könne man heute noch nicht beurteilen. Da gehe es um Zeiträume zwischen 20 oder 30 Jahren. „Die Buche ist ein Generalist und man kann ihr daher durchaus einiges zutrauen“, ergänzt die Försterin.