So stellt sich die Stadtverwaltung den künftigen Marktplatz vor – mit neuem Granitbelag. Die Treppenstufen vor dem Breitling sollen weg. Foto: Visualisierung Stadt Stuttgart

Stuttgart (eh) – Die geplante Umgestaltung des Stuttgarter Marktplatzes stößt beim Bund Deutscher Architekten (BDA) auf Kritik. Zwar unterstützt man das Vorhaben im Grundsatz, nicht aber im Detail. In einem offenen Brief wird die Verwaltung aufgefordert, einen Wettbewerb zu initiieren.

Das Bemühen der Stadt, den öffentlichen Raum aufzuwerten, hat mittlerweile eine über 20-jährige Geschichte. Bereits 1995 und 2005 wurden Architektenwettbewerbe ausgelobt – allerdings ohne dass die gelieferten Planideen umgesetzt wurden. Dass das „Wohnzimmer der Stadt“ im mittlerweile dritten Anlauf ganz ohne das Zutun der Gilde umgestaltet werden soll, stößt den Architekten sauer auf. Gerade das Wohnzimmer sei doch „der Raum im Haus, dem besondere Sorgfalt zuteilwerden sollte“, heißt es in dem Brief an Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Baubürgermeister Peter Pätzold, den Alexander Vohl und Michael Ragaller unterzeichnet haben. „Gerade hier muss mit hohem Anspruch geplant werden.“ Aus Sicht des BDA ist es „dringlichst geboten, auf die überdurchschnittlich hohe Planungskompetenz der Architekten und Stadtplaner in Stuttgart und Baden-Württemberg zurückzugreifen“. Die Verwaltung wird daher aufgefordert, einen offenen Planungswettbewerb auszuloben. Denn nur dieses Verfahren stelle „im Interesse der Innen- und Außenwirkung der Stadt Stuttgart in hohem Maße alternative Lösungen und somit am Ende höchstmögliche Qualität sicher“.
Wie berichtet, hatte die Verwaltungsspitze vor wenigen Tagen eigene Ideen für die Marktplatzgestaltung präsentiert. Vorgesehen sind ein neuer Granitbelag und ein Fontänenbrunnen, ein Teil der Stufenbegrenzung soll entfernt, der historische Marktbrunnen angehoben werden. Die Pläne sollen nun konkretisiert und dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt werden. Sofern die Vollversammlung die Mittel – grobe Schätzungen gehen von mindestens drei Millionen Euro aus – bis Ende des Jahres bereitstellt, könnte der Marktplatz 2018/2019 saniert werden.
Geht es nach dem Willen der Rathausspitze, bleibt es bei diesem Zeitplan. Baubürgermeister Peter Pätzold sieht jedenfalls keinen Grund, für die Umgestaltung des Marktplatzes einen neuen Architektenwettbewerb durchzuführen. Das „behutsame Sanierungskonzept“ sei in gleich drei städtischen Gremien diskutiert worden – unter anderem auch im Städtebauausschuss, in dem der BDA vertreten sei. Alle drei Gremien hätten die Verwaltung aufgefordert, für die Detailplanung offene Fragen zu klären. „Jetzt werden Lösungsvorschläge zu den aufgeworfenen Fragen der Möblierung, Außengastronomie, Materialität und Nutzung des Platzes erarbeitet und dann abgestimmt.“ Wichtig ist laut Pätzold, dass die vielfältigen großflächigen Nutzungen, zum Beispiel Wochenmarkt, Weihnachtmarkt, Weindorf und Festival der Kultur, auch weiterhin auf dem Marktplatz möglich sind.