Heizpilze: Ein Aspekt der Wunschliste der Allianz. Foto: dpa/A3537 Marijan Murat

Um einigermaßen heil über den Herbst und Winter zu kommen, hat eine Allianz aus Kultur, Handel und Gastronomie bei der Stadt eine Wunschliste abgeben. Die Belebung Schulstraße spielt dabei auch eine Rolle.

Stuttgart - Der Heizpilz könnte in diesen Tagen zum Spaltpilz werden. Während Tübingens OB Boris Palmer die Wärmequelle als hilfreiches Werkzeug für Gastronomie, Handel und Kultur in den kalten Tagen sieht, sehen Umweltverbände die Sache kritisch. Eine Antwort auf eine Anfrage der CDU-Gemeinderatsfraktion an die Stadtverwaltung zum Thema Heizpilz steht noch aus. City-Manager Sven Hahn ist dennoch froh über den Vorstoß von CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Auch wenn die Anfrage bezüglich der Gastronomie nicht alle Akteure in der Stadt erfasst, so werde immerhin die Dimension der Dringlichkeit erfasst.

Obwohl noch ein goldener und milder Herbst ins Haus stehen könnte, stellt sich der CDU schon jetzt die Frage: „Wie die Gastronomie diese schwierige Zeit überstehen kann. Aufgrund der Witterung wird es eine klassische Außengastronomie nicht geben können.“ Nur Alternativen wie überdachte und beheizte Außenbereiche, die den Gastronomen einen wirtschaftlichen Betrieb sichern könnten.

Abstimmung im Gemeinderat

Citymanager Hahn teilt die Sorge: „Fakt ist: Die Gastronomie in Stuttgart wird in weiten Teilen nicht überleben, wenn sie sich in der kalten Jahreszeit mit den geltenden Abstandsregeln allein auf die vorhandenen Innenflächen beschränken muss. Dazu brauchen wir konkrete Aussagen des Baurechtsamts und des Amts für öffentliche Ordnung, was mit Blick auf mögliche Genehmigungen vorstellbar und zulässig ist. Auch soll ein Verkauf aus den Gastronomiebetrieben in den öffentlichen Raum hinein geprüft werden.“ Um dies alles umzusetzen, bedürfe es eines neuen Beschlusses durch den Gemeinderat.

Aber der Geschäftsführer der City Initiative Stuttgart (CIS) vertritt in diesem nicht nur die Anliegen der Gastronomie. „Auch aus Sicht der Veranstalter stellt sich die Frage, wie es möglich sein wird, im kommenden Jahr unter Corona-Bedingungen wieder im öffentlichen Raum aktiv zu werden.“ Die Rede ist von großen und kleinen Festen: Etwa dem Stuttgarter Weindorf, dem Christopher Street Day, aber auch den CIS-Veranstaltungen. Dazu kämen die Ausfälle des Kesselfestivals, des Lichterfests, der Jazz-Open, des Kinder- und Jugendfestivals, des Forums der Kulturen, des Hamburger Fischmarkts und viele mehr.

Aus diesem Grund hat die CIS in der „Allianz für ein lebendiges und sicheres Stuttgart“ eine Wunschliste an die Stadt Stuttgart und alle Gemeinderatsfraktionen geschickt. In diesem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, nennt die Allianz nicht nur Wünsche, sondern nennt auch positive Beispiele aus anderen Städten. „Etwa das Weindorf in Chemnitz, das Ende Juli 2020 tatsächlich ausgerichtet wurde“, sagt Hahn und nennt weitere Beispiele, wo Handel, Kultur und Gastronomie gemeinsam den öffentlichen Raum bespielen. Nagold, Tübingen oder Frankfurt würden zeigen, dass Infektionsschutz und Veranstaltungen unter einen Hut zu bekommen seien. In Frankfurt hätten Clubs sogar das Recht bekommen, Flächen unter freiem Himmel zu nutzen. In Paris dürften Gastronomen im Winter Außenflächen durch beheizte und so genannte fliegende Bauten betreiben, die Schutz vor Kälte, Nässe und Wind böten.

Eine konkrete Umsetzung könnte sich die Allianz in der Schulstraße entlang der Freiflächen und in Leerständen vorstellen. Man könne so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen die Stadt beleben und die Leerstände, „die ein schlechtes Licht auf die Innenstadt werfen“ (Hahn), beseitigen. „Es gibt Bestrebungen von Weindorf Wirten, etwa der Betreiber der Linde Möhringen, Flächen für ein Stuttgarter Weindorf unterwegs interimsweise zu nutzen“, erklärt Hahn, „die Fläche des ehemaligen McDonald’s in der Schulstraße könnte sich hier anbieten.“

Auch bei Mieten soll die Stadt helfen

Zuletzt wünscht sich die Allianz ein Entgegenkommen der Stadt und das Land als Vermieter. „Mit Blick auf die Mieten und Pachten in den Bereichen Kultur, Gastronomie und Handel sehen wir die Stadt und das Land in der Pflicht, mit gutem Beispiel voran zu gehen und sich mit den eigenen Mietern zu einigen.“ Konkret: Die Allianz schließt sich der Forderung des Handelsverbandes und der ZIA (Immobilienwirtschaft) an. Beide sehen einen kompletten Mietererlass für die Zeit des Lockdowns sowie eine Halbierung der Miete für die drei anschließenden Monate vor.