Die Kaufhof-Immobilie an der Eberhardstraße wird von der Stadt übernommen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der österreichische Investor René Benko wollte an der Eberhardstraße Büros bauen. Nun ist der Mieter abgesprungen. Die Stadt muss einen zweistelligen Millionenbetrag aufbieten.

Die Deutsche Bundesbank hat ihre Pläne für einen Umzug in einen noch zu erstellenden Neubau an der Eberhardstraße 28 ad acta gelegt. Das Altgebäude gehört mehrheitlich der Signa-Gruppe des Immobilienunternehmers René Benko, es soll bis Ende Januar 2024 vom Warenhauskonzern Kaufhof genutzt werden.

Die Stadt wollte die Immobilie über ihr Vorkaufsrecht bereits 2020 erwerben. Signa hatte dagegen geklagt, beide Parteien vereinbarten Ende 2022 einen Vergleich. Nach der Abkehr der Bundesbank sieht Signa die Stadt am Zug. Sie muss das Kaufhof-Areal erwerben. Der Kaufpreis ist hoch.

Die Banker brauchen weniger Platz

Die Abkehr vom neuen Standort sei in der Sitzung des Bankvorstandes am 14. März entschieden worden, so ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Der Vorstand habe beschlossen, die Verhandlung mit Signa zu beenden. Vor allem, weil sich der Bedarf an Bürofläche durch Corona verringert habe. Man prüfe nun, wie der Raumbedarf der Hauptverwaltung langfristig und zu vertretbaren Kosten durch die Sanierung des Gebäudes Marstallstraße 3 befriedigt werden könne. Dieses Haus gehört der Bundesbank.

Käufer Commerz Real zog sich zurück

Kurz nach dem Vergleich mit der Stadt wollte Signa offenbar Kasse machen. Die Commerz Real, ein Unternehmen der Commerzbank, wollte ihren Anteil an der Kaufhaus-Immobilie für den offenen Fonds Haus Invest von 20 auf 69,9 Prozent aufstocken. Das Bundeskartellamt habe den Deal Anfang Februar freigegeben, sagt Sprecher Kai Weidner. Er wurde aber nicht vollzogen. „Wir sind nicht zusammengekommen, bleiben bei 20 Prozent“, so Commerz-Sprecher Gerd Johannsen am Freitag. Gegenüber möglichen Mietausfällen sei der Fonds, der an zehn Kaufhof-Objekten beteiligt ist, abgesichert.

Signa will nun das Vorkaufsrecht akzeptieren

Nach dem Verlust des potenten Generalmieters sei die Stadt mit ihrem Vorkaufsrecht in der Pflicht. Signa Real Estate habe die Verantwortlichen informiert, „dass das Vorkaufsrecht für die Eberhardstraße 28 (Galeria) und Steinstraße 4 (Parkhaus) bestandskräftig geworden ist“, teilte das Unternehmen am Freitagabend auf Anfrage mit. Signa weiter: „Der Kaufvertrag wird somit vollzogen. Daher wird die Immobilie zeitnah an die Stadt eigentumsmäßig übergehen.“

Finanzbürgermeister sieht Stadt am Ziel

Signa hatte das Areal 2020 quasi intern von einer zur anderen Gesellschaft übertragen. In einer nicht öffentlichen Vorlage an den Gemeinderat steht der Preis: 58,5 Millionen Euro. Er liegt deutlich über den sich aus den Bodenrichtwerten ergebenden 41,3 Millionen. „Wir steigen ein, wir haben damals ein Verkehrswertgutachten machen lassen“, sagt Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU), der Preis sei gerechtfertigt. Mit dem Zugriff auf beide Grundstücke habe die Stadt nun deutlich größere Handlungsspielräume als nur mit dem im Vergleich von Signa zugestandenen Zugriff auf das Parkhaus. „Wir sind jetzt so weit, wie wir 2020 sein wollten“, so Fuhrmann. Die 58,5 Millionen sind im Haushalt zurückgelegt.