Die Bücherei ist am Marktplatz richtig, findet Alexandra Frisch, die sie leitet Foto: Karin Ait Atmane

In Plochingen gibt es keinen Dissens über den Büchereistandort. Der Verwaltungsausschuss hat eine gemeinsame Linie gefunden.

Die Standortfrage war aufgekommen, als der Leiter des Verbandsbauamtes, Wolfgang Kissling, im Januar einen Vorschlag für mögliche Anbauten an die Bücherei machte. Daraufhin gab ihm der Ausschuss für Bauen, Technik und Umwelt (ABTU) den Auftrag zu prüfen, ob die Bücherei nicht längerfristig besser in einem Neubau am Burgplatz und damit auch näher an den Schulen untergebracht wäre. Inzwischen haben allerdings Gespräche ergeben, dass die Schulen kaum Bedarf sehen. Das Gymnasium bekommt ohnehin eine eigene Schulbücherei, der Realschule sind andere Schwerpunkte wichtiger, und die Burgschule ist mit der aktuellen Kooperation mit der Bücherei zufrieden.

Die Bücherei als „Wohnzimmer“ der Stadt

Der Marktplatz ist auch aus Sicht des Büchereiteams die bessere Wahl und passt zu dem Konzept, das Büchereileiterin Alexandra Frisch vorstellte: die Bücherei als „dritter Ort für alle“, als Wohnzimmer der Stadt, der auch über die reine Leseförderung hinaus ein Treffpunkt ist. Eine Bücherei sei „kein Ort mehr, wo Wissen gehortet wird, keine Büchertankstelle mehr“, sagte sie. Sie solle das „Wohnzimmer der Stadt“ sein, in dem es „um Menschen geht“. Als Vorbild nannte sie skandinavische Büchereien, in denen das schon gelebt werde. Das bedeutet, dass es künftig mehr Raum für Aktivitäten, Veranstaltungen oder Medienkompetenz-Training geben soll. Auch ein Lesecafé ist gewünscht. Schon jetzt stehen bei schönem Wetter Liegestühle draußen vor der Tür, hier soll man im Sommer an schönen Tagen auch eine Tasse Kaffee oder Kakao bekommen.

Voraussetzung für die Umsetzung des Konzeptes wäre allerdings ein Anbau, der Barrierefreiheit schafft. „Das bleibt für uns der wichtigste Punkt“, sagte Frisch. Viele Besucher kämen nicht in die oberen Stockwerke, weil der Weg über die Treppe zu mühsam oder für sie gar nicht zu schaffen sei. Gerade vielen Älteren bleibe damit nur der Kinder- und Familienbereich im Erdgeschoss, wo es manchmal laut und bewegt zugehe. Tatsächlich ist die Altersgruppe über 65 Jahre in der Bücherei stark unterrepräsentiert: Sie macht nur gut zehn Prozent der Besucherinnen und Besucher aus, was ungewöhnlich ist. Frisch führt das auf die fehlende Barrierefreiheit zurück, andere Gründe wisse sie nicht, sagte sie auf Nachfrage von Hanna Zinßer (SPD).

Insgesamt ist der Zulauf in der Bibliothek groß, die Zahlen sind in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Im vergangenen Jahr habe man mit 30 Prozent mehr Ausleihen als im Vor-Corona-Jahr 2019 einen Rekord aufgestellt, sagte die Büchereileiterin. Damit sei die „Bib“ auch ein Frequenzbringer für den Marktplatz, von dem auch die Geschäfte profitieren.

Finanzierung des Projekts frühestens im Doppelhaushalt 2026/27

Der Verwaltungsausschuss war sich anders als die Kollegen im Januar in der Stoßrichtung einig. „Wir von der SPD sprechen uns ohne Wenn und Aber für die Beibehaltung des Standorts am Marktplatz aus“, sagte Hanna Zinßer. Favorit sei für ihre Fraktion die größere Lösung mit einem Anbau im Tiefhof. Auch Verena Schümann (ULP) und Silvia Ergin (OGL) hielten den aktuellen Standort für den besseren, ebenso Daniel Briem (CDU), der für die klärenden Fakten dankte. „Barrierefreiheit ist fraglos notwendig, und wir unterstützen den Anbau natürlich“, sagte er. Die baulichen Maßnahmen müssten aber an dieser Stelle, mit ihren historischen Gebäuden und neben der Ottilienkapelle, sensibel ausgeführt werden.

Architektur und Gestaltung stehen allerdings momentan noch nicht auf dem Plan, die Finanzierung des Projekts könne frühestens im Doppelhaushalt 2026/27 erfolgen, sagte Bürgermeister Frank Buß.