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Baden-Württemberg ist Pionier bei der Förderung von Sinti und Roma. Eine Vertragsnovelle soll das Engagement fest in der Landespolitik verankern.

Mannheim (dpa/lsw) Baden-Württemberg will die Förderung von Sinti und Roma vorantreiben und strebt dafür einen neuen Staatsvertrag an. Der erste seit 2014 gültige Staatsvertrag mit dem übergeordneten Ziel, Diskriminierung von Angehörigen der Minderheit entgegenzuwirken, soll fortgeschrieben werden. Die Inhalte seien gerade in der Anhörung, sagte ein Sprecher des Staatsministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Bis zum Jahresende solle der Vertrag unter Dach und Fach sein. Die bisherige Förderung von 500 000 Euro pro Jahr werde erhöht.

Beabsichtigt sei, der anerkannten deutschen Minderheit zu helfen, ihre Tradition zu bewahren, Zugänge zu Bildung zu verbessern und das Gedenken an die von den Nazis getöteten Sinti und Roma aufrechtzuerhalten. Aus Sicht des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma sind neben dem Aufstocken der Mittel deren geplante jährliche Steigerung und die lange Laufzeit von 15 Jahren vorteilhaft. Einen ähnlichen Staatsvertrag hat das Land auch mit den jüdischen Gemeinden geschlossen.

Derzeit leben rund 12 000 Sinti und Roma im Südwesten - das sind zehn Prozent der bundesweiten Gesamtzahl. Sie stammen nach Angaben des in Mannheim ansässigen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma aus dem heutigen Nordwestindien. Von dort waren sie zwischen dem fünften und dem elften Jahrhundert vertrieben worden. Ein regionaler Schwerpunkt sei Mannheim - neben etlichen anderen Städten. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist zum fünften Mal Schirmherr der Kulturwochen der Sinti und Roma in Mannheim, die am Samstag begannen und bis zum 22. September dauern.

Baden-Württemberg sei Vorbild für andere Bundesländer - etwa Hessen und Bayern, sagte der Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma, Daniel Strauß. Insbesondere habe sich der Rat für die Angelegenheiten der deutschen Sinti und Roma in Baden-Württemberg bewährt. Das Gremium mit Vertretern aus Ministerien, Landtag und Kommunen tage mindestens einmal im Jahr und könne Empfehlungen an das Parlament geben. «Wir versuchen, dass wir in Wissenschaft, Kultur, Medien und Politik angemessen wahrgenommen werden und vertreten sind», betonte Strauß.

Die Förderung kommt den Angaben des Verbandes zufolge zu mindestens zehn Prozent zugewanderten Roma und Sinti zugute. Weitere Schwerpunkte sind der Ausbau von Kulturangeboten, die Erforschung der Geschichte der seit Jahrhunderten verfolgten Minderheit und die Vermittlung der bedrohten Sprache Romanes. Die Neuauflage des Staatsvertrags soll sowohl in Deutsch als auch in Romanes abgefasst werden.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, begrüßte das. «Mit dem Staatsvertrag schreibt Baden-Württemberg fest, dass die Sinti und Roma ein Teil dieses Landes, seiner Geschichte und Kultur sind.» Baden-Württemberg setze ein Signal gegen ein völkisches Denken, das sich in Deutschland und in Europa gegen Minderheiten richte, aber im Kern auf demokratische Werte ziele.