Cornelius Meister hat das Staatsorchester Stuttgart dirigiert Foto: Staatsoper Stuttgart/Fanny Gaul

Alle werden zu Gottessuchern: Cornelius Meister und das Staatsorchester Stuttgart haben in ihrem Mahler-Zyklus die Zweite Sinfonie im Beethovensaal aufgeführt.

Die gespannte Stimmung im Saal vor einer Aufführung der „Auferstehungssinfonie“ Gustav Mahlers, seiner Zweiten, gleicht in der Regel jener vor einer Opernpremiere. Es steht ja auch hier die Bündelung eines Großaufgebots unterschiedlicher Kräfte bevor, und neunzig Minuten lang geht es um Leben und Tod. Mahlers Theatralik freilich umfasst auch die etwaigen Dinge danach. Er reißt die Blicke in Abgründe und Höhen, hinab in den Höllenschlund und hinauf zur Himmelspforte, setzt das Publikum quasi-religiösen Erfahrungen aus, noch lange bevor sich der konkrete sinfonische Inhalt – die Überwindung des Todes – erschlossen hat. Das gelingt ihm dank seiner drastisch und plastisch formulierenden Musiksprache. Mit der ungeheuer suggestiven Kraft seines musikalischen Ausdrucksvermögens zwingt er die Zuhörenden, seine Perspektive der „Gottessuche“ einzunehmen, ob man nun will oder nicht.