Während in England Queen Elizabeth II. beerdigt wurde, hat Nadine Kern zu Ehren der Majestät in Marbach den Dudelsack gespielt.
Als der Sarg von Queen Elizabeth II. am vergangenen Montag hinab in die letzte Ruhestätte gelassen wurde, begleiteten Klänge eines Dudelsacks die Zeremonie. Doch die waren nicht nur am Grab der Queen in London zu hören: Auf der ganzen Welt haben sich Dudelsackspieler musikalisch von der verstorbenen Monarchin verabschiedet. So auch in Marbach, wo Nadine Kern mit ihrem Dudelsack ein Abschiedslied spielte – vor dem Geburtshaus von Dichter Friedrich Schiller.
In Marbach ist man stolz darauf, dass einst die Queen zu Besuch war, wo sie sich doch eher selten in Deutschland blicken ließ. Am 24. Mai 1965 besichtigte sie das Schiller Nationalmuseum und Schillers Geburtshaus in der Altstadt – insgesamt sollte der Besuch beschauliche 45 Minuten dauern. Das war freilich trotzdem genug, um die ganze Stadt in Aufregung zu versetzen – schließlich war die Queen von England zu Gast. Um an diesen Tag zu erinnern und der Queen die letzte Ehre zu erweisen, stand die städtische Mitarbeiterin Nadine Kern am Montag mit ihrem Dudelsack vor dem Geburtshaus Schillers. Sie spielt das Instrument bereits seit 15 Jahren. „Den Klang von einem Dudelsack mag man, oder man mag ihn nicht“, sagt Kern, „und ich fand ihn gleich cool.“
Ein Dudelsackspieler bei der Beerdigung war Pflicht
Da hat die Marbacherin offenbar etwas mit der Queen gemeinsam. Die Monarchin soll sich ausdrücklich gewünscht haben, dass ein Dudelsackspieler beim Staatsbegräbnis spielt. Aber nicht irgendeiner, sondern der persönliche Dudelsackspieler der Queen. Dieses Amt hat Königin Victoria 1843 eingeführt. Major Paul Burns ist nun der 17. Dudelsackspieler, der das Amt inne hat. Er hat bei der Beerdigung das traditionelle Klagelied „Sleep, dearie, sleep“ vorgetragen.
Dank Nadine Kern konnten auch die Passanten in Marbach ansatzweise die Atmosphäre schnuppern, die während des Dudelsackspiels in England geherrscht haben muss. Zur Queen hat Nadine Kern übrigens kein besonderes Verhältnis – sie liebt es nur, den Dudelsack zu spielen. Obwohl sie noch drei andere Instrumente beherrscht, greift sie doch am liebsten zu dem traditionsreichen Instrument aus Schottland. Und ihr Spiel kam bei den Passanten in der Altstadt gut an – zumindest habe sie sich das so erzählen lassen. „Während man selbst spielt, bekommt man das nicht so mit“, sagt sie und lacht. Es seien aber einige Menschen stehengeblieben, um ihr zuzuhören – und auch ihrerseits der Queen zu gedenken.