Nun steht fest, wie hoch die staatliche Gasumlage ab Herbst sein wird. (Symbolbild) Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Wie hoch fällt die staatliche Gasumlage ab Herbst aus? Was kommt auf die Bürger zu? Darauf gibt es nun Antworten.

Eine staatliche Gasumlage sorgt ab Herbst für Mehrkosten für Millionen von Kunden - nun steht auch die genaue Höhe der Umlage fest: Sie liegt bei 2,419 Cent pro Kilowattstunde, wie das Gemeinschaftsunternehmen der Gas-Netzbetreiber, Trading Hub Europe(THE) am Montag vorlegte.

Für einen vierköpfigen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr würde dies also eine Mehrbelastung von rund 480 Euro im Jahr ohne Mehrwertsteuer bedeuten.

Mit oder ohne Mehrwertsteuer?

Ob auf die Gasumlage die Mehrwertsteuer fällig wird, sei noch unklar. Zwar will die Bundesregierung das verhindern, das ist aber rechtlich nicht einfach. Laut Finanzministerium sind solche Ausnahmen im Europarecht nicht vorgesehen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat aber auf EU-Ebene um eine Ausnahme gebeten:

In einem Brief an EU-Finanzkommissar Paolo Gentiloni bat Lindner ihn, sein Initiativrecht zu nutzen und den EU-Staaten die Möglichkeit zu geben, auf staatliche Abgaben im Energiebereich für eine Weile keine Mehrwertsteuer zu erheben. Unabhängig davon werde Deutschland nach Artikel 395 der Mehrwertsteuerrichtlinie eine Ausnahme beantragen, hieß es.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte den Bürgerinnen und Bürgern angesichts dessen zusätzliche Entlastungen zugesichert. Es werde niemand alleine gelassen.

Umlage gilt ab Anfang Oktober

Die Umlage soll Gasversorgern zugutekommen, die zu hohen Preisen Ersatz für ausbleibende, günstigere Gasmengen aus Russland kaufen müssen. Die genaue Höhe der Umlage berechnete der sogenannte Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe, ein Gemeinschaftsunternehmen der Gas-Fernleitungsnetzbetreiber in Deutschland.

Die Umlage gilt ab Anfang Oktober - sie werde aber nicht unmittelbar auf den Rechnungen sichtbar werden, sondern mit etwas Zeitverzug, so das Wirtschaftsministerium. Es gebe aus Verbraucherschutzgründen Ankündigungsfristen im Energiewirtschaftsgesetz von vier bis sechs Wochen, die eingehalten werden müssten. Daher werde die Umlage mit etwas Zeitverzug wahrscheinlich erstmals im November/Dezember auf den Rechnungen ausgewiesen werden.

Umlage als Folge des Krieges

Das Wirtschaftsministerium sieht die Umlage als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Dieser habe die ohnehin angespannte Lage auf den Energiemärkten drastisch verschärft. Russland habe seit Mitte Juni seine Gasimportmengen nach Deutschland in unberechenbarer Weise reduziert, damit eine künstliche Energieknappheit geschaffen und die Preise in die Höhe getrieben. Dieser „externe Schock“ treffe Deutschland, das bislang stark von günstigem Gas aus Russland abhängig war, besonders. Viele Gaslieferungen aus Russland, die bisher vertraglich zugesichert waren, fielen weg.

Gasimporteure aber haben Lieferpflichten gegenüber ihren Kunden, vor allem gegenüber Stadtwerken. Die Importeure können diesen Lieferpflichten nur gerecht werden, indem sie die ausgefallenen Mengen aus Russland durch den Kauf deutlich teurerer Mengen am Kurzfristmarkt ersetzen. Bisher können diese Mehrkosten nicht weitergegeben werden.

Die Folge: Bei Importeuren sind erhebliche Verluste entstanden. Deswegen hat der Bund mit dem Versorger Uniper ein milliardenschweres Rettungspaket vereinbart - und im Zuge dessen auch die Gasumlage. Diese kommt zusätzlich zu marktbedingten Preissteigerungen, die schrittweise bei den Kunden ankommen.