Denkt einfach nicht an das Ende seiner Karriere: Philipp Kohlschreiber Foto: dpa/Sven Hoppe

Neben Siegen und Niederlagen gibt es in der Welt des Sports auch reichlich Absurdes, Seltsames und Lustiges. Daher kürt unsere Sportredaktion mit einem Augenzwinkern täglich die Sportsfreundin oder den Sportsfreund des Tages. Heute: der Tennisspieler Philipp Kohlschreiber.

Stuttgart - Als Boris Becker am 25. Juni 1999 seinen Rücktritt erklärte, da stellte sich die Frage, was aus dem deutschen Tennis werden soll. Machen die meisten Vereine jetzt zu? Verschwinden die Tennisartikel in den letzten, dunklen Ecken der Sportgeschäfte? Etwa neben den Aerobic-Stirnbändern, die mal sein mussten, weil Jane Fonda Ende der siebziger Jahre mit gruppendynamischen Hüpfübungen eine Art Fitnesswelle lostrat? Ist das deutsche Tennis ohne Becker tot?

Kein Becker

Man muss Philipp Kohlschreiber zugutehalten, dass er es war, der sich in dieser schwierigen Phase als Jungspund im Teenager-Alter hinstellte und sagte: „Ich werde deutscher Tennisprofi.“ Er war kein Becker, aber er war da. Bei den BMW Open in München wurde der Augsburger Rekordchampion, weil er das Turnier dreimal gewann. Auch in Kitzbühel hat er zweimal gesiegt, sammelte in all den Jahren sehr ordentliche 13,2 Millionen Dollar Preisgeld ein und war jahrelang der beste deutsche Tennisspieler. Ja, der Kohli! Irgendwie gut, aber irgendwie auch unauffällig – und man musste dem einen oder anderen Sportmuffel bei Gelegenheit erklären, wer Kohlschreiber überhaupt ist.

Die Mission ist nicht erfüllt

Als er kürzlich in München sein Auftaktmatch verlor, da sagte Philipp Kohlschreiber dann das: „Ich denke nicht ans Aufhören.“ Mit 37 Jahren! Der Ehrgeiz und der Wunsch, noch gutes Tennis zu spielen, seien vorhanden, meinte er – und wir sagen da jetzt mal: „Uff!“ Wahrscheinlich werden wir so lange erklären müssen, wer der Kohli überhaupt ist, bis es einen neuen Becker gibt – erst dann ist die Mission erfüllt.