Arne Gabius ist nicht nur deutscher Marathon-Rekordhalter, sondern auch Mediziner. Foto: dpa/Marijan Murat

Sport ist gesund und stärkt das Immunsystem. Wer sich extrem belastet, ist jedoch anfälliger für Viren – und wer sich krank fühlt, sollte von Sport grundsätzlich erst mal absehen.

Stuttgart - Abgekämpft, ausgepowert, erschöpft. Training am Anschlag. Der Körper fast im Wettkampf-Modus. Achtung: Gefährlich ist das auch für Sportler, erst recht im Ausdauerbereich, in den Zeiten des Coronavirus. „Natürlich ist das Immunsystem in den Spitzenphasen anfälliger für grippale Infekte und Viren, insbesondere nach sehr harten Belastungen“, erklärt Arne Gabius. Unmittelbar nach einem sehr, sehr harten Training sei man sehr anfällig.

Der 39-jährige Stuttgarter muss es wissen, er ist deutscher Marathon-Rekordhalter. Gabius ist aber auch Mediziner. Er hält sich derzeit im Training zurück. Keine langen Strecken im Renntempo wie sonst zur Leistungssteigerung. Damit das Immunsystem nicht am Limit ist. Es ist eine Gesundheits-Gratwanderung.

Grundsätzlich gilt: Wer sich krank fühlt und es sich nicht nur um einen harmlosen Schnupfen handelt, sollte von Sport erst mal absehen. Gerade bei fiebrigen Virusinfektionen ist große Vorsicht geboten. Denn Sport kann die Viren im Körper zur Wanderschaft anregen, im schlimmsten Fall droht eine Herzmuskelentzündung.

Immer wieder gibt es Bilder von Hobbyläufern am Limit

Gabius läuft zurzeit am Tag 60 bis 90 Minuten. „Das stärkt das Immunsystem. Das wäre für den normalen Bürger etwa so, dass er zwei, dreimal in der Woche für eine halbe Stunde läuft“, erklärte der Marathonläufer.

Belastung ist relativ, auch im Sport. Bilder von Hobbyläufern, die an ihr Limit gehen, gibt es immer wieder. Ob über zehn oder 42 Kilometer. Je länger allerdings, umso anfälliger, scheint es. „Man weiß aus vielen belastbaren Studien und Untersuchungen, dass beispielsweise Läufer nach einem Marathon sehr empfänglich sind für Attacken von außen und damit für entsprechenden Erkrankungen“, betont Petra Platen, Leiterin des Lehrstuhls für Sportmedizin und Sporternährung der Ruhr-Universität Bochum. Sie erklärt: „Weil das Immunsystem nach Belastungsspitzen schon mit den Auswirkungen, etwa dem Abbau und der Verarbeitung von angefallenen Substanzen, beschäftigt und ausgelastet ist. Viren und Keime haben es leichter, Hürden zu überwinden und in den Körper zu gelangen. Man kennt das Phänomen, dann reicht manchmal schon ein offenes Fenster.“