Der EZ-Handballpokal lebt – naturgemäß – vor allem von dem, was auf dem Spielfeld passiert. Doch auch abseits der Außenlinien und sogar draußen vor der Halle bietet sich die Möglichkeit für spannende Beobachtungen. Auch dieses Mal war das Traditionsturnier viel mehr als nur ein sportliches Turnier.
Es gibt viel zu sehen, zu hören und zu besprechen beim EZ-Pokal: draußen vor der Halle und im Foyer, am Spielfeldrand und auf der Tribüne. Nicht nur auf der Platte dreht sich dabei fast alles um den Handball im Allgemeinen – und im Besonderen. Dies soll eine kleine Übersicht zeigen, ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit.
Umparker in rauer Menge
Die Parkplatzsituation rund um den Sportpark Weil war vor allem am Samstag erwartet angespannt – und hielt Mitarbeiter des Ordnungsamts, Wolfschlugens EZ-Pokal-Cheforganisator Wolfgang Stoll und Hallensprecher Marcel Lutz auf Trab. Stoll pendelte einige Male zwischen den Feldwegen rund um die Halle und dem Innenraum, die Mitarbeiter des Ordnungsamts warteten geduldig ab und Lutz sagte schon früh im Turnierverlauf gleich zwölf Autonummern durch – gewohnt humorvoll. „Das nächste Spiel zwischen der HSG Ostfildern und dem TSV Denkendorf startet mit ein paar weniger Zuschauern, weil sie ihr Auto umparken“, ließ er wissen. Fast alle taten es tatsächlich auch. Und machten damit Platz für die nächsten Falschparker, deren Nummern dann wieder aufgeschrieben und ausgerufen wurden.
Breite Unterstützung
Für die passende Stimmung sorgten beim EZ-Pokal – von der ersten Partie an – vier Trommel-Mädchen, die sich aufgrund ihrer Shirts unschwer den Filder-Falken zuordnen ließen. Lisa-Marie, Medina, Sama und Ranim spielen selbst Handball für die Jugend-Spielgemeinschaft, verteilten ihre Anfeuerung aber über das gesamte Teilnehmerfeld. Selbstredend wurden die JANO-Stammvereine HSG Ostfildern und der TSV Neuhausen standesgemäß unterstützt. Doch auch für die Nellinger Frauen wurde eifrig getrommelt. Und für den TSV Deizisau, der jetzt nicht unbedingt als Filder-Team zu verorten ist. Einfache Erklärung von Medina: „Da sind drei nette Jungs dabei, die früher in Neuhausen waren.“ Klingt logisch ... Und sollte auch dieser Bezug fehlen? „Ganz einfach“, sagt Sama. „Wir suchen uns eine Mannschaft aus und die feuern wir dann an.“
Einfach nur zuschauen
Der EZ-Pokal ist der Treff der Handballspieler – und seit diesem Jahr auch der Spielerinnen. Er ist der Treff der Ehemaligen. Er ist der Treff der Trainer, so schauten etwa Christian Straub und Volker Picard interessiert zu, obwohl sie mit ihrem Team Esslingen und ihrer SG Owen/Lenningen in diesem Jahr nicht mitspielten. Und der EZ-Pokal ist auch der Treff der ehemaligen Organisatorinnen und Organisatoren. Rike Schmitz, die das Turnier in den Jahren 2019 und 2023 für die SG Hegensberg/Liebersbronn hauptverantwortlich gerockt hatte, stand am Geländer über dem Tor und trippelte leicht nervös hin und her. „Ich kann gar nicht zuschauen, es kribbelt schon wieder, mir fehlt das Walkie-Talkie und die Fragen nach dem Wechselgeld oder dem Nachschub bei den Getränken“, sagte sie und strahlte. Später tauschte sich Schmitz, die mittlerweile neben ihrem Hauptberuf als Hochzeitsplanerin unterwegs ist, mit Anna Janu vom 2024-Ausrichter TSV Denkendorf darüber aus, wie es ist, in der Halle einfach nur zuzuschauen.
TV Reichenbach ist bereit
Im kommenden Jahr wird der TV Reichenbach der Ausrichter sein. Abteilungsleiter Marcus Masching schaute von der Tribüne also nicht nur aufmerksam zu, was das Frauen- sowie das Männerteam seines Vereins auf dem Spielfeld so machten, sondern hatte auch ein Auge für das Drumherum. „Wir freuen uns darauf“, sagte Masching, „die Premiere der Frauen beim EZ-Pokal fand ich gut, das wollen wir auf jeden Fall fortführen.“
Ein Fläschle für Mia Rilling
Da sage noch einer, junge Frauen im Allgemeinen und Handballerinnen im Besonderen würden gerne prickelnde, alkoholische Getränke zu sich nehmen. Bei der Vorrundenbegegnung zwischen dem TV Nellingen und dem Team Esslingen hatte man nicht diesen Eindruck. 249 Turniertore waren bis kurz vor dem Ende dieser Begegnung erzielt worden und für die Schützin des nächsten winkte, wie für jedes 50., eine Flasche Esecco. Und was passierte dann? Eine ganze Weile nichts. Ein Wurf daneben hier, ein Fangfehler dort, eine Torwartparade wieder hier. Als sich die Zuschauer schon fragten, ob das Fläschle wohl ein Spieler aus Ostfildern oder Deizisau in der anschließenden Partie bekommen würde, war dann doch noch Esslingens Mia Rilling erfolgreich. Es war das letzte Tor der Partie. „Ich habe das gar nicht mitbekommen, bin einen Tempogegenstoß und da denke ich nicht viel“, erklärte Rilling fröhlich – und freute sich sichtlich über die flüssige Belohnung. Nellingens Co-Trainerin und Ex-Bundesligaspielerin Stefanie Urbisch stand kopfschüttelnd daneben. „Drei Fehlwürfe hatten wir, das wäre mir früher bestimmt nicht passiert“, sagte sie. Glauben wir sofort.
Schwierige Vorbereitung
Handballer und die Hallen, das ist eine besondere Geschichte. Weil in der Plochinger Schafhausäckerhalle kurzfristig Reparaturen anstanden, konnten die TVP-Spieler dort in den Tagen vor dem EZ-Pokal nicht trainieren. „So können wir nicht mitspielen“, sagte Trainer Michael Stettner zurecht und war froh und dankbar, dass die Mannschaft durch freundlicher Nachbarschaftshilfe in Altbach und Wolfschlugen üben durften. So war die EZ-Pokal-Teilnahme gesichert. In dieser Woche aber sieht es schlecht aus. „Da steht nur Fitness an. Vor unseren nächsten Spiel gegen den TSV Heiningen am 18. Januar können wir erst am 13. wieder trainieren. Die Situation ist – freundlich ausgedrückt – bescheiden“, erklärte Stettner frustriert.
Gleiche Regeln, anderer Ton
Die Regeln beim Handball sind für Männer und Frauen dieselben. Dennoch scheint es nicht so einfach zu sein, diese auch in derselben Form anzuwenden. Vor allem der rasche Wechsel von Männer- zu Frauenspielen und zurück, wie das dieses Mal beim EZ-Pokal der Fall war, fiel dem einen oder anderen Schiedsrichtergespann nach eigenem Bekunden nicht immer ganz so leicht. Gibt es wirklich Unterschiede beim Pfeifen? Ist die Regelauslegung doch eine etwas andere? Sonja Lenhardt muss das wissen. Zusammen mit Katharina Heinz leitet die Unparteiische vom HC Wernau seit Jahren Frauenspiele bis hinauf in die Bundesliga, aber auch Partien der Männer bis in Liga zwei. Im Sportpark Weil war das Gespann ebenfalls wieder im Einsatz – und für Lenhardt gibt es die angesprochenen Unterschiede nicht: „Du pfeifst hier wie dort nach den gleichen Regeln“, stellte sie klar, schob allerdings eine Einschränkung hinterher: „Frauen ticken anders als Männer. Deshalb ist der Umgang mit ihnen auch ein anderer und der Ton, den man während des Spiels Männern gegenüber anschlägt, manchmal etwas rauer.“
Doppelte Treffsicherheit
Sie sind das Salz in der sportlichen Suppe, nicht nur beim Handball. Exakt 950 Tore sind beim 29. Handballturnier um den EZ-Pokal an den drei Tagen gefallen: viele davon fein herausgespielt und perfekt vorbereitet, manche auch eher zufällig und glücklich. Eine besonders hohe Treffsicherheit zeigten bei den Frauen Leni Blessing vom TSV Wolfschlugen und Carla Kösling vom TV Nellingen mit jeweils 17 Treffern. Bei den Männern setzten Felix Stahl vom TV Plochingen und Tim Pussert vom TV Reichenbach den Ball jeweils 21 Mal in die Maschen.
Den Kasten sauber gehalten
Während es bei den Torschützinnen und Torschützen relativ einfach ist, die erfolgreichste oder den erfolgreichsten zu ermitteln, fällt das bei den Torhüterinnen und Torhütern manchmal nicht so leicht. Viele Experten wurden dazu am Rande des Spielfelds gefragt, ehe die Mehrheitsmeinung feststand, wer seinen Kasten am saubersten gehalten hat. Zur besten Keeperin wurde beim EZ-Pokal Laura Hoke vom TV Nellingen gekürt, zum besten Keeper Ricardo Petruzzi vom TSV Wolfschlugen.