Michael Wilhelmer (links) und Richard Amonath freuen sich auf die Eröffnung des New Yosh Foto: /Matthias Ring

Drei Jahre lang lag das Vorzeigeobjekt auf der Halbhöhe brach. Nun wird aus dem ehemaligen Sternerestaurant Yosh das New Yosh. Dahinter stecken bekannte Gastronomen.

Beim Blick hinter das Haus am Feuerbacher Weg 101, wo auf der Terrasse zwischen den Steinplatten das Unkraut in die Höhe schießt, man mag denken: Dieser Ort könnte gut in die Reihe „Lost Places“ passen. Doch der erste Eindruck täuscht, denn im Inneren tut sich etwas. Aus dem ehemaligen Sternerestaurant Yosh, das im August 2019 aufgegeben wurde und seitdem brachliegt, wird das New Yosh. Die Eigentümer und Betreiber Thomas und Marianne Rendlen haben das Vorzeigeobjekt verkauft. Jetzt hat die WI Gastro AG, eine Tochter der Fellbacher Wohninvest-Gruppe mit dem gastroaffinen Harald Panzer als einem der Hauptaktionäre, den Betrieb übernommen.

Wasenwirt Michael Wilhelmer ist gastronomischer Berater

Die Gastro AG unterhält in Stuttgart auch das Zweisterne-Restaurant Speisemeisterei. Michael Wilhelmer, der eine Menge Erfahrung mit verschiedenen Locations hat und als Berater für das New Yosh fungiert, tritt aber erst einmal auf die Bremse: „Man muss hier nicht gleich einen Stern erkochen. Es soll eine gute Küche mit regionalen Produkten und französischem Einschlag geben.“ Allerdings sagt er auch: „Der Aufschlag muss sitzen. Wir können nicht experimentieren, sondern brauchen vom Start weg eine gute Flughöhe.“ Deswegen nehme man sich ganz ohne Termindruck die Zeit, die man eben brauche, obwohl nicht erst auf dem Weindorf mit Yoshs Laube für das Projekt geworben wurde. Irgendwann nach dem Volksfest werde geöffnet, so der Wasenwirt.

Junge Köche und gereifte Weine lautet das Konzept

„Es gibt in Stuttgart einige Gäste, die sich darauf freuen, hier wieder einkehren zu können“, sagt Richard Amonath. Der Geschäftsführer der Gastro AG hat „eine gute Schule bei Kofler und Käfer in München“ genossen, wie Wilhelmer sagt, aber einen ziemlich großen Verantwortungsbereich mit Betrieben von Sylt bis ins Tannheimer Tal. Deswegen werde fürs New Yosh noch das „finale Gesicht fürs Operative vor Ort“ gesucht. Als Konzept macht „junge Köche und gereifte Weine“ die Runde. Beim Küchenteam soll es sich um überwiegend junge Wilde aus der zweiten Reihe von Sternerestaurants handeln. Namen will man noch nicht nennen. Und die gereiften Weine? Kennern könnte beim Blick in den frisch bestückten Keller der Atem stocken, wo zwischen guten Flaschen aus dem Remstal, aus Europa und der Neuen Welt auch Weine von berühmten Chateaux wie Cheval Blanc und Margaux liegen, „und das in Jahrgangstiefe“, wie Amonath betont.

Zigarrenlounge neben der Schatzkammer im Gewölbekeller

Neben der „Schatzkammer“ ist im Gewölbekeller unverändert eine kleine Zigarrenlounge, die Amonath als einen der schönsten Orte in Stuttgart bezeichnet, wenn man sich zu viert oder fünft ungestört treffen möchte. Generell wird die aufwendige Sanierung und Gestaltung der Vorgänger gelobt, die 2009 mit dem Yosh gestartet waren. „Wenn man es heute von null an planen würde, würde man es kein bisschen anders machen“, sagt Wilhelmer. Und zwar vom Keller bis zum Dach. Oben werden zwei kleine Personalwohnungen neu hergerichtet. In der ersten Etage sind zwei Private-Dining-Räume für jeweils bis zu zwölf Gäste sowie eine kleine Küche, „ideal für Tastings“, wie es heißt. Im Erdgeschoss wurde der Holzboden aufgefrischt, neues Inventar steht schon bereit. In der Küche sind die Geräte und Arbeitsflächen auf den aktuellsten Stand gebracht worden. Und dann gibt es ja noch den Außenbereich, für den man auf ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis hoffe, denn direkt an die kleine Terrasse im Innenhof grenzen Wohnhäuser.

Öffnen erst wenn alles stimmt

Öffnen werde man erst, wenn alles – also inklusive Küchen- und Serviceteam – top aufgestellt sei. „Wir werden hier sehr genau von den Gästen beobachtet werden, die mit einer hohen Erwartungshaltung herkommen“, sagt Wilhelmer. Man rechne aber nicht nur mit Gourmets, zumal man sich sonntags auch ein gutbürgerliches Angebot vielleicht mit einem sehr guten Schnitzel oder einem Rostbraten besonderer Herkunft vorstellen könne. „Wir wollen hier auch ein À-la-carte-Angebot mit Klassikern haben und nicht jeden Gast in ein Menü zwingen“, sagt Wilhelmer zum Konzept.

Dennoch: Das Projekt ist ein Statement für den großen Genuss – und das alles hat natürlich seinen Preis, besonders in Zeiten, in denen sich in der Mittelschicht längst nicht mehr alle ein teures Essen leisten wollen oder können. Michael Wilhelmer sieht das ambivalent und sagt, dass sich gerade jetzt viele des Werts von guten Lebensmitteln noch bewusster seien.