Gesellschaftsspiele gibt es für alle Altersklassen und Geschmäcker. Foto: imago images / Geisser/MANUEL GEISSER

Das öffentliche Leben steht durch das Coronavirus derzeit weitestgehend still. Wie wäre es also mal wieder mit einer Runde Gesellschaftsspiele im kleinen Kreis. Das vergangene Jahr hatte diesbezüglich tolle Neuheiten zu bieten.

Stuttgart - In Zeiten von Corona, Quarantäne und Ausgangssperren machen wohl viele Deutsche wieder vermehrt von Netflix, Amazon, Playstation und Co. Gebrauch. Dabei wäre doch auch mal wieder Zeit für einen richtig ausgiebigen Spieleabend - natürlich mit nicht allzu vielen Menschen und genug Platz, um Abstand voneinander halten zu können.

Fans von Karten-, Brett- oder Würfelspielen gibt es immerhin genug und gemeinsame Zeit sollte gut genutzt sein. Die Geschmäcker gehen bekanntlich auseinander. Der eine steht eher auf mehrstündige Spiele, in die er sich so richtig reindenken muss, andere mögen lieber lustige Spiele, die keiner langen Erklärung bedürfen.

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Das vergangene Jahr 2019 hat für jeden Geschmack echte Spiele-Highlights hervorgebracht, die jetzt für Freude sorgen können. Wir stellen aus verschiedenen Kategorien (teilweise gibt es Überschneidungen) jeweils zwei vor.

Kinderspiele

In der Kategorie Kinderspiele muss man 2019 definitiv „Tal der Wikinger“ hervorheben, das als Kinderspiel des Jahres ausgezeichnet wurde. Beim alljährlichen Fässerkegeln ist nicht nur Risikofreude, sondern auch Geschicklichkeit gefragt, um seine Wikinger-Figur auf dem Holzsteg gut zu positionieren und möglichst viele Goldmünzen zu sammeln. Kinder ab 6 Jahren können mit dem Spiel etwas anfangen, eine Partie dauert circa 15 Minuten und kann mit zwei bis vier Personen gespielt werden.

Für Kinder, die nicht nur gerne spielen, sondern auch gerne malen, ist „Burg Kritzelstein“ ein geeignetes Spiel. Bei diesem Würfelspiel können sich die Kinder bestimmte Rohstoffe erwürfeln, die sie dann in ihre ganz individuelle Burg investieren. Besonders pädagogisch wertvoll ist das Spiel, da die Spieler ihrer Kreativität in gewissen Rahmenbedingungen beim Zeichnen oder „Kritzeln“ freien Lauf lassen können.

Familienspiele

Hier geht es um Spiele, die für die Kinder nicht allzu schwer zu erlernen sind, an denen aber auch größere Geschwister und die Eltern Spaß haben. Ein unterhaltsames Spiel aus 2019 ist in dieser Kategorie „Kakerlacula“. Da alle Spieler gemeinsam das Ziel verfolgen, im Spukschloss alle Kerzen anzuzünden, bevor die besagte Kakerlake, die batteriebetrieben über das Spielfeld flitzt, den Knoblauchvorrat auffrisst, ist das Streitpotential eher gering.

Als zweites Familienspiel bietet sich „Treasure Island“ an. Zumindest die Eltern werden sich in frühere Zeiten zurückversetzt fühlen, da das Spiel auf dem gleichnamigen Film aufbaut. Gemeinsam geht man auf die Suche nach dem Schatz von John Silver, der ebenfalls von einem Spieler gespielt wird. Jeder einzelne hat natürlich nur ein Ziel: Am Ende den Schatz für sich zu sichern. Für Kenner: Das Spiel erinnert etwas an „Scotland Yard“.

Strategiespiele

Zum Kennerspiel des Jahres wurde „Flügelschlag“ ausgezeichnet. Wie der Name und das Design vermuten lässt, geht es hier um Vögel, die mit großer Liebe zum Detail illustriert wurden. Als Vogelliebhaber oder professioneller Ornithologe versucht man im Spiel, möglichst eine Vielzahl verschiedener Arten anzulocken. Dabei ist unter anderem auf Lebensräume, Futter oder Lockmethoden und deren Kombination zu achten. Je nach Spielgeschwindigkeit kann eine Partie schon einmal länger als eine Stunde dauern – besonders, wenn man sich die Fülle an Informationen auf den Vogelkarten durchlesen möchte.

Wer es gerne noch etwas taktischer mag, lässt sich am besten „Teotihuacan“ schenken. Dieses Spiel ist wirklich komplex, macht mit dem gewissen Verständnis und den richtigen Mitspielern dafür umso mehr Spaß. Grundsätzlich geht es darum, in der Rolle eines Adligen möglichst viel Ruhm zu erreichen. Nebenbei baut und verziert man allerdings auch eine Pyramide, schaltet Boni frei oder baut die Straße der Toten aus. Ungefähr zwei Stunden verbringt man so virtuell in der Zeit des antiken Mexiko.

Party-Spiele

In dieser Kategorie dürften sich wieder deutlich mehr Spiele-Fans wiederfinden. Bei Party-Spielen können meist recht viele Personen mitspielen und die Spiele setzen auf Kurzweiligkeit. Hier lässt sich das Spiel des Jahres 2019 „Just One“ verorten. Dabei muss ein Spieler mit nur einem Versuch einen bestimmten Begriff erraten. Die anderen dürfen jeweils ein Hinweis-Wort auf ihre kleine Tafel schreiben. Wörter, die doppelt vorkommen, werden jedoch aus dem Spiel verbannt, wodurch es für den Ratenden deutlich schwieriger wird. Wer gerne mit Begriffen jongliert und auch mal um die Ecke denkt, ist hier genau richtig.

Das Spiel „Farben“ ist besonders für Abende interessant, an denen man seine Freunde auf eine besondere Art und Weise noch einmal neu kennenlernen will. Es werden nämlich Geschichten zu bestimmten Farben und Begriffen erzählt und anschließend im besten Fall erinnert. Die Geschichten können zwar frei erfunden sein, einfacher und lustiger wird es allerdings, wenn sie aus dem echten Leben des Erzählenden stammen.

Würfelspiele

Würfelspiele haben meist viel mit Glück zu tun, was sie dementsprechend spannend und beliebt macht. Die Q-Spielereihe vom Nürnberger Spieleverlag hat mit Qwixx und Qwinto bereits zwei Erfolge verzeichnet. Mit „Qwantum“ folgt nun der dritte Streich. Wie bei seinen Vorgängern wird auch hier mit unterschiedlich farbigen Würfeln gewürfelt und eine bestimmte Kombination in das eigene Spieldokument eingetragen. Am Ende gewinnt der Spieler, der auf seinem Zettel sowohl waagrecht als auch senkrecht die beste Zahlenkombination erreicht hat.

Ebenfalls aus 2019 stammt das Spiel „Cool Runnings“, das schon für Kinder ab 8 Jahren geeignet ist und mit maximal vier Spielern gespielt werden kann. Die Figuren in diesem Spiel sind tatsächlich echte Eiswürfel, die so schnell wie möglich ins Ziel gebracht werden müssen, ohne dass sie vollständig schmelzen. Dabei kümmert man sich allerdings nicht nur um sein eigenes Eis, sondern greift auch mit allerlei Tricks wie Salz oder heißem Atem die gegnerischen Eiswürfel an. Zumindest das mit dem Atem sollte derzeit lieber weggelassen werden.

Kartenspiele

Knapp nicht zum Spiel des Jahres gewählt wurde „L.A.M.A.“. Die Abkürzung steht für „Lege alle Minuspunkte ab“. Ein sehr simples Spiel, das ein bisschen an den Klassiker „Uno“ erinnert. Zahlenkarten von eins bis sechs oder Lamakarten, die als sieben zählen, werden reihum chronologisch aufsteigend oder auf Karten mit demselben Wert gelegt. Wer nicht legen kann, steht vor der Entscheidung, nachzuziehen oder aus dem Spiel auszusteigen und somit Minuspunkte in Kauf zu nehmen. Dabei kann jeder Zahlenwert nur einmal als Minuspunkt zählen. Besitzt man beispielsweise drei Zweier-Karten, bekommt man nur zwei Minuspunkte statt sechs. Lamakarten sollte man allerdings loswerden, denn durch sie erhält man direkt zehn Punkte Abzug.

Wer auf Kartenspiele steht und mit seiner Familie oder Freunden etwas kreativ werden möchte, kann sich mit „blank“ in gewisser Weise sein eigenes Spiel kreieren. Die Grundregeln des einfachen Ablegespiels sind zunächst unspektakulär. Allerdings darf der oder die Gewinnerin jeder Runde eine neue Regel aufstellen oder eine neue Spielkarte entwerfen. Dafür gibt es zwar Tipps in der Anleitung, dem Einfallsreichtum sind aber keine Grenzen gesetzt.

Rollenspiele

In dieser Kategorie schlüpfen alle Spieler in verschiedene Rollen oder versuchen diese herauszufinden. Um den zweiten Fall geht es beispielsweise in „3 Laws of Robotics“. Hierbei kennt zwar jeder die jeweiligen Rollen der Mitspieler, allerdings nicht die eigene. Ob ich nun ein Roboter, Android oder AI bin, gilt es in 30 bis 45 Minuten zu erforschen. Vier bis acht Spieler ab 13 Jahren können mitspielen.

Sehr bekannt vorkommen dürfte vielen das Rollenspiel „Werwörter“. Dieses baut nämlich auf dem beliebten Partyspiel „Werwolf“ auf. Auch hier werden Spieler zu Bürgermeister, Seherin, normalen Dorfbewohnern oder Werwölfen. Das Ziel der Bewohner ist es, mit Ja/Nein-Fragen innerhalb von fünf Minuten ein Zauberwort zu erraten, das die Werwölfe aus dem Ort vertreibt. Der Bürgermeister kennt das Wort, kann es aber aufgrund eines Zaubers nicht direkt verraten. Die Werwölfe versuchen dementsprechend unauffällig, die Bewohner auf eine falsche Fährte zu locken. Doch zu wem hält eigentlich der Bürgermeister?

Kooperative Spiele

In der letzten Kategorie geht es um Spiele, die sicher für Harmonie sorgen, denn bei kooperativen Spielen arbeiten die Spieler meist zusammen auf ein Ziel hin. So auch bei „Detective“. Da es sich hier um eine komplexe Kampagne handelt, ist die Einstiegshöhe gerade für unerfahrene Spieler etwas höher. Deshalb wird das optimale Spielalter auch als „ab 16“ angegeben. Wer aber Lust hat, sich als Polizeiermittler richtig in einen Fall hineinzudenken und sich dafür Zeit zu nehmen, ist hier genau richtig. Will man dieses Spiel öfter spielen, empfiehlt es sich, die gleiche Gruppe zu wählen.

Im Gegensatz zu „Detective“ steht es den Spielern bei „Discover – Zu unentdeckten Landen“ frei, ob man miteinander kooperiert oder sich von den anderen unabhängig macht. Das ebenfalls sehr komplexe Spiel ist für Personen ab zwölf Jahren empfohlen und kann mit bis zu vier Spielern gespielt werden. Es gibt verschiedene Szenarios in unterschiedlichen Geländetypen. Als Gruppe versucht man, bis zur letzten Herausforderung zu kommen. Jeder Spieler ist jedoch selbst dafür verantwortlich, bis dahin zu überleben. „Discover“ hat bisher gemischte Kritik erhalten, wer diese Art von Spiel mag, sollte es aber definitiv einmal ausprobieren.