Auf dem Schulcampus der Stadt im Kreis Ludwigsburg entsteht ein Labor, das Jugendlichen die Zukunftstechnologie nahebringen soll. Der Standort ist aber nicht unumstritten.
Es ist gut möglich, dass der Marbacher Solarverein und das örtliche Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) bald bundesweit bei Naturwissenschaftlern mit pädagogischem Impetus im Gespräch sind. Denn auf dem Bildungscampus entsteht ein Wasserstofflabor, in dem Schüler und Auszubildende mit der Zukunftstechnologie vertraut gemacht werden und zu ihr forschen können. „Wir sind in Deutschland an einer Schule die Einzigen, die eine vergleichbare Anlage machen. Das hat Leuchtturmcharakter“, sagte Hans Martin Gündner, der Vorsitzende des Solarvereins, als er das Projekt am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats präsentierte.
Finanzierung rein über Sponsoren
Es war nicht der erste Aufschlag von Gündner zu dem Thema im Gremium. Die Idee zu dem Labor entstand schon vor einigen Jahren. Doch es brauchte seine Zeit, das Ganze in trockene Tücher zu bekommen. Als Herkulesaufgabe stellte sich die Finanzierung heraus. Gut 350 000 Euro werde man für den Bau investieren, für den nach Möglichkeit und nach Erteilung der Baugenehmigung noch 2024 der Spatenstich gefeiert werden soll, sagte Gündner. Eine Summe, die der Solarverein komplett über Sponsoren generieren musste. Von der öffentlichen Hand habe es keinerlei Unterstützung gegeben, bedauerte Bürgermeister Jan Trost. „Das ist Schade. Wir haben gedacht, dass vielleicht auch unsere Landesregierung Interesse haben sollte an zukunftsfähigen Projekten an unseren Schulen“, sagte er.
Abgesehen von der Finanzierung musste garantiert sein, dass es in dem Labor zu keinem Unglück kommen kann. „Natürlich ist Wasserstoff brennbar und mit Luft in bestimmten Mischungsverhältnisse durchaus auch explosiv“, stellte Gündner klar. Wenn man damit richtig umgehe und die notwendigen Vorkehrungen treffe, sei das Handling aber harmlos. Im Havariefall sammle sich der Wasserstoff unter der höchsten Stelle des spitz zulaufenden Dachs des Labors und werde dort abgesaugt.
Gewonnen wird das Gas via Elektrolyse und mittels Solarstrom von den Dächern des Schulzentrums. Gespeichert werde der Wasserstoff in 16 Flaschen, die in einem Gestell im Freien gelagert sein sollen, erklärte Gündner. Bei Bedarf könne der Inhalt mit einer Brennstoffzelle verstromt werden. Vorstellbar sei beispielsweise, die Energie zum Laden von Fahrradakkus zu verwenden, um zu veranschaulichen, wofür die Technologie eingesetzt werden könne. Das Labor als Herzstück der Anlage soll Platz für 15 Schüler und ein bis zwei Lehrer bieten, 9 auf 4,40 Meter groß sein – und auf dem Parkplatz unterhalb des so genannten XXL-Baus des FSG errichtet werden.
Der Standort war der einzige Punkt, der im Ausschuss Diskussionen auslöste. Wenn 21 Stellplätze wegfielen, werde das angesichts der Masse an Lehrern und Schülern „zu Nebenwirkungen führen, die ich so nicht für gut heißen kann“, sagte Martin Mistele (Freien Wähler). Jan Trost meinte jedoch, auf der Schillerhöhe könne man freie Parkplätze finden. Der Fußweg dorthin sei zumutbar. Außerdem baue man die Zahl der Fahrradabstellplätze auf dem Schulcampus massiv aus. Man gehe davon aus, dass dann der eine oder andere vom Auto aufs Rad umsteige. „Die Lehrer sollten ein Vorbild sein, was klimafreundliches Mobilitätsverhalten anbelangt“, ergänzte Jochen Biesinger (CDU).