Wegen der Verkehrsprobleme durch die Sperrung des maroden Stadttunnels will Fellbach auf der Nord-Süd-Achse jetzt den Zufluss begrenzen. Auch der Nahverkehr steckt im Stau.
Die Sperrung des Stadttunnels hat die Stadtmitte Fellbach (Rems-Murr-Kreis) zu einem Nadelöhr gemacht. Seit der Aufstellung der Schilder mit dem Durchfahrtsverbot stauen sich Autos und Lastwagen durch Fellbach. Dass rund um den Stuttgarter Platz im Berufsverkehr nichts mehr geht, liegt auf der Hand. Durch den Stadttunnel rollen im Normalfall schließlich gut 20 000 Fahrzeuge pro Tag.
Wenn sich diese oberirdisch einen Weg suchen müssen, anstatt unten durch den Tunnel zu fahren, wird es voll in der Stadt – und die Fahrt zur Arbeit zu einem Geduldsspiel. Stehende Autokolonnen sind seit der Bypass-Sperrung nicht nur im Berufsverkehr ein Dauerzustand, teils deutliche Verspätungen die Regel. Selbst die Stadtverwaltung greift zur Beschreibung der Lage mittlerweile zu einem für eine der Sachlichkeit verpflichtete Behörde eigentlich untypischen Ausrufezeichen. „Die Verkehrsbelastung ist hoch!“, heißt es in der jüngsten Mitteilung zum Thema.
Die Buslinie 207 fährt in Fellbach erhebliche Verspätungen ein
Staus und Stockungen betreffen allerdings nicht nur Pendler, die mit dem Auto unterwegs sind. Weil die Busse nicht mehr pünktlich über die Kreuzungen kommen, verspätet sich auch der öffentliche Nahverkehr. Verpasste Stadtbahn-Anschlüsse und nicht rechtzeitig erreichbare S-Bahnen sind an der Tagesordnung, die über die Schorndorfer Straße von Waiblingen nach Fellbach rollende Buslinie 207 fährt regelmäßig erhebliche Verspätungen ein.
„Wir brauchen nicht nur eine Schonung der Anwohner, sondern auch wieder mehr Fahrplansicherheit für den öffentlichen Nahverkehr“, sagt der Fellbacher Verkehrsplaner Cornelius Ehlert. Weil frühestens im September an eine Reparatur der durch Rostfraß beschädigten Tunneltechnik gedacht werden kann, will die Stadt die Verkehrsströme provisorisch entzerren – und die durch Fellbach rollenden Autos und Lastwagen per Ampelschaltung in Richtung B 14 lenken.
Eine Pförtner-Ampel soll den Verkehr in Richtung B 14 lenken
Konkret geplant ist, vor allem an der Kreuzung beim Rems-Murr-Center durch verkürzte Grünlicht-Phasen nicht mehr so viele Fahrzeuge wie bisher über die Fellbacher Nord-Süd-Achse, die Schorndorfer Straße und die Stuttgarter Straße, in die Stadt zu lassen. „Der Zufluss wird so gesteuert, dass der Verkehr innerorts mit noch ausreichender Verkehrsqualität abgewickelt werden kann“, sagt Verkehrsplaner Ehlert über die Pförtner-Regelung.
Eingerichtet wird die veränderte Ampelschaltung in den kommenden Tagen, ein konkreter Zeitpunkt ist nicht bekannt. Die Zuflussbegrenzung ist nach Angaben der Stadt Fellbach mit dem Verkehrsministerium, dem Rems-Murr-Kreis und der Nachbarkommune Waiblingen abgestimmt und soll in den Tagesstunden zwischen 6 und 20 Uhr gelten. Nachts schaltet die Pförtner-Ampel auf die bisherige Regelung um.
Die Steuerung des Verkehrs erfolgt über die regionale Leitzentrale. „Die Auswirkungen der geänderten Ampelsteuerung werden über Verkehrskameras genau überwacht, um beispielsweise bei Unfällen schnell reagieren zu können“, sagt Cornelius Ehlert. Für die Behebung der bei Wartungsarbeiten aufgefallenen Rostschäden kann die Rathaussprecherin Sabine Laartz noch keine konkrete Kostenschätzung nennen.
Eine detaillierte Untersuchung des 1997 erbauten Stadttunnels soll erst Ende August erfolgen, weil es bei der beauftragten Fachfirma auch wegen der Urlaubszeit aktuell keine Kapazitäten gibt. Gerechnet werden muss mit einem Aufwand in mutmaßlich sechsstelliger Höhe. Die mittelfristig notwendige Sanierung des 800 Meter langen Stadttunnels dürfte aller Voraussicht nach millionenschwere Kosten verursachen.