An der Felswand am Albabstieg hatten sich große Gesteinsmengen gelöst. Foto: Pressefoto Horst Rudel

Die Autobahn 8 am Albaufstieg musste wegen eines Felssturzes gesperrt werden. Nun wird ein Sicherheitsnetz installiert. Wenn alles gut geht, sind vom Abend des 22. April an keine Umleitungen mehr nötig.

Ein Ende der Staus im Filstal ist in Sicht. Voraussichtlich am Freitagabend, 22. April, soll die wegen eines Felssturzes in Fahrtrichtung Stuttgart derzeit gesperrte A 8 am Drackensteiner Hang wieder für den Verkehr freigegeben werden. Die Menschen, die über die Osterferien verreist waren, können also aller Voraussicht nach wieder über den Albabstieg und ohne langwierige Umleitungen nach Hause fahren.

Man „fühle mit den Anliegergemeinden, die in diesen Tagen unter dem enormen Ausweichverkehr zu leiden haben“, sagt Christine Baur-Fewson, die Niederlassungsdirektorin der Autobahn GmbH Südwest. Daher seien nach Entdecken des Felssturzes sofort Experten von anderen Baustellen abgezogen worden, „um die Autobahn so schnell wie möglich wieder freigeben zu können“. Die Arbeiten hätten gezeigt, dass Eile geboten war, da sich weitere Gesteinsmengen gelöst hatten. Gleichzeitig zeige sich an den jetzt auftretenden Schwierigkeiten, wie wichtig der seit Jahren geplante neue Albaufstieg anstelle der 1936 gebauten Trasse für die Region sei, heißt es in einer Pressemitteilung der Autobahn Südwest GmbH.

An Felswand wird Sicherheitsnetz installiert

Grund für die Autobahnsperrung war der Absturz eines großen Felsbrockens zwischen dem Nasenfelstunnel und der Drachenlochbrücke. Der mehr als ein Meter lange Brocken war aus rund 30 Meter Höhe abgestürzt, durchbrach ein fünf Meter langes Sicherungsgitter und blieb nur einen Meter neben der Fahrbahn liegen. Viel Geröll rutschte nach, die gesamte Wand wurde instabil. Seit Mittwoch brachen daher Kletterer loses Material aus der Felswand heraus. Am Donnerstag wurden dann mit der Installation eines engmaschigen Sicherheitsnetzes begonnen. Im Laufe des Freitags soll diese Arbeit beendet sein. Anschließend findet noch eine sicherheitstechnische Prüfung und die Abnahme eines Gutachters statt.

In den vergangenen Tagen kam es im Filstal zu erheblichen Staus. Nicht einmal die Tankstellenbesitzer entlang der B 10 hatten von der Sperrung der Autobahn profitiert. „Bei uns kommt’s immer auf den Preis an. Ist der Sprit billig, tanken die Leute. Sonst nicht“, sagte Hans-Jörg Engstler von der Agip-Tankstelle in Kuchen (Landkreis Göppingen) am Donnerstag. Die Tankstelle liegt direkt an der B 10, also dort, wo bis zuletzt der gesamte Verkehr von Ulm in Richtung Stuttgart umgeleitet wurde. „Wir haben den Dreivierteltag lang Stau.“ Und obwohl so viele Autos und Lkw wie selten in Kuchen unterwegs waren, sei nicht mehr als sonst getankt worden.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Chaos auf den Straßen am Albabstieg

Fragte man am Donnerstag den Hohensteiner Bürgermeister Günter Riebort, dessen Gemeinde unmittelbar an der A 8 liegt, nach der Situation in dem weniger als 1000 Einwohner zählenden Ort, sagte er ohne Umschweife: „Scheiße.“ Dann korrigierte er sich, wollte sich gewählter ausdrücken: „Saubleed“ sei die Sperrung der A 8. „Wir haben dadurch echt Probleme.“ Immer wieder würden Kolonnen von zehn bis 20 Lkw und Pkw durch den Ort fahren, „viele Leute checken nicht, dass sie auch in Hohenstadt gerade nicht auf die A 8 kommen“. Manche verließen sich blind auf ihr Navi.

Doch trotz des Chaos im Filstal äußerte Riebort Verständnis für die Sperrung: „Was sollten die machen, da war Gefahr im Verzug.“ Schön wäre es nur gewesen, wenn er die erste Information nicht von einem Zeitungsredakteur, sondern direkt von der Autobahn Südwest GmbH bekommen hätte, meinte er.

Mancher Autofahrer versucht es über Feldwege

Einige Menschen versuchten in den vergangenen Tagen auch auf andere Strecken auszuweichen: „Man glaubt nicht, wo Autos überall herkommen; teilweise von den hintersten Feldwegen“, berichtete Roland Lang, der Bürgermeister von Drackenstein.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Albaufstieg – Deutschlands schönste Autobahn

Auch Thomas Straub, der in Wiesensteig wohnt und in Gruibingen als Versicherungsmakler arbeitet, sprach von einem „totalen Chaos“. Vor allem die schweren Lastwagen bedeuteten eine „unheimliche Belastung“ für die teils sehr kleinen Gemeinden mit engen Straßen: „In Wiesensteig kommt man schon so kaum mit dem Auto durch, jetzt quälen sich da die 40-Tonner durch.“

Die Sperrung hatte auch Auswirkungen auf Nutzer des ÖPNV: Der VVS informierte am Donnerstagnachmittag, dass es zu Verspätungen und Fahrplanabweichungen bei den Bussen im Raum Geislingen komme.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Ausbau der A 8 – Der große Frust am Albaufstieg