Markus Linha vom Vorstand der Kreissparkasse (vorne) und der Leonberger Kirchenmusikdirektor Attila Kalman im Inneren der alten Orgel in der Stadtkirche. Foto: Axel Kammerhoff

Die Kreissparkasse fördert den Orgelneubau in der Leonberger Stadtkirche mit 20 000 Euro. Doch bis zu der benötigten Summe von einer Million Euro fehlt noch einiges.

Es ist ein Erlebnis der besonderen Art für die beiden Banker. „Das ist einfach faszinierend“, sagt Markus Linha vom Vorstand der Kreissparkasse. Gemeinsam mit Steffen Killian, dem Geschäftsbereichsleiter Privatkunden Leonberg/Sindelfingen kriecht er gerade aus dem Inneren der Orgel in der Leonberger Stadtkirche. Der Kirchenmusikdirektor Attila Kalman hat die beiden hinter die Abdeckungen geführt und ihnen einen Einblick in das sonst verborgene Innenleben der sogenannten Königin der Musikinstrumente ermöglicht. Und dieses Innenleben der 60 Jahre alten Walker-Orgel krankt, denn die vollelektrische Traktur hat immer wieder Aussetzer. Außerdem steht die Orgel auf der in den 60er-Jahren speziell dafür eingebauten zweiten Empore viel zu weit oben und zu weit hinten. Für den Organisten ist sie zu laut, für die Gemeinde zu leise; denn eine Balustrade schluckt zu viel von der Lautstärke. Ein weiteres Manko ist, dass der Organist nur schwer eine Koordination mit dem Geschehen in der Kirche herstellen kann. Also ist es höchste Zeit für eine neue Orgel.

Eine im Herbst 2018 von der Kirchengemeinde Leonberg Nord unter dem Motto „Herzenssache – die Leonberger Stadtkirche benötigt eine neue Orgel“ vom damaligen Dekan Wolfgang Vögele und Kirchenmusikdirektor Kalman initiierte Spendenaktion ist seinerzeit gut angelaufen, wurde aber von Corona ausgebremst. Spenden sind so wichtig, weil die gesamten Kosten für eine neuen Orgel von der Kirchengemeinde getragen werden müssen und es keine kirchlichen Zuschüsse, wie etwa für Sanierungen, gibt.

Das war auch der Anlass, warum Markus Linha und Steffen Killian an der Orgelführung teilgenommen haben. Vorstandsmitglied Linha hatte nämlich einen Scheck über 20 000 Euro der Kulturstiftung der Sparkasse dabei.

Etliche großzügige Spender

„Als ein Kulturgut, das weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus ein breites Publikum anspricht, ist eine neue Orgel förderungswürdig für die Kulturstiftung der Kreissparkasse, weil damit auch das Wirken vieler engagierter Menschen gewürdigt wird, deren Einsatz weit in die Region hinausstrahlt“, sagte Markus Linha. Die Spende der Kreissparkasse reiht sich in eine Serie von Großspenden ein, die das Vorhaben finanziell vorantreiben. Da ist zum einen die großzügige Spende über 250 000 Euro, die das Leonberger Unternehmerehepaar Heidi und Hannes Burgdorf in Aussicht gestellt haben. Von der Berthold-Leibinger-Stiftung sind 40 000 Euro eingegangen und von der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung weitere 15 000 Euro.

Mischung aus Barock und Romantik

„Wir nähern uns der 650 000-Euro-Marke“, ist die Pfarrerin Heidi Essig-Hinz zufrieden. Bis zu der benötigten Million Euro für die neue Orgel sei der Weg zwar noch lange, doch sie sei zuversichtlich, sagt die Stadtpfarrerin. Kurz vor Weihnachten 2023 hat die Kirchengemeinde bei der traditionsreichen Leonberger Orgelbaufirma Mühleisen das neue Instrument in Auftrag gegeben. Die Orgelbauer haben klare Vorgaben, denn die Gesamtkosten wurden auf maximal eine Million Euro festgelegt.

Vorgegeben war auch der Bau einer Universalorgel mit einer Mischung aus Barock und Deutscher Romantik. Eine im Stil der französischen Romantik steht bereits in der Leonberger katholischen Johanneskirche – ebenfalls von Mühleisen gebaut. Das Konzept sieht 40 Register und rund 3000 Pfeifen vor. „Die alte Orgel wird voraussichtlich irgendwo in Osteuropa wieder erklingen“, sagt Kirchenmusikdirektor Attila Kalman.

„Mühleisen beginnt 2026 mit dem Bau und die Orgel wird zum ersten Mal Ende 2027 in der Kirche erklingen“, versprach die Pfarrerin. Bis dahin wird die zweite Empore, auf der heute die Orgel steht, abgebaut, damit das neue Instrument einen akustisch optimalen Platz auf der ersten Empore findet. Doch davor müssen zwei weitere Baustellen an der Stadtkirche glücklich über die Bühne gebracht werden. Das ist zum einen die Innenrenovierung, für die 1,1 Millionen Euro benötigt werden. Etwa die Hälfte dieser Kosten wird von der Landeskirche und vom Kirchenbezirk getragen. Auch ein Zuschuss des Denkmalschutzes wird erwartet.

Hinzu kommt noch die Baustelle am Kirchturm. Der ist teilweise marode und muss saniert werden. Die geschätzten Kosten dafür liegen bei rund 950 000 Euro. Hier sind die Zimmerleute fleißig am Turmdach zugange. „Wir freuen uns, dass sich die Stadt Leonberg an den Kosten der Turmsanierung beteiligt, gehört die Stadtkirche doch zu den ältesten Bauwerken vor Ort und prägt mit ihrem charakteristischen Turm das Stadtbild“, sagt Heidi Essig-Hinz. In der Mache ist bereits auch die neuvergoldete Turmzierde, die aus dem Kreuz, der Kugel und dem Hahn besteht.