Der Andrang im Esslinger Tafelladen, wo Bedürftige preiswert einkaufen können, wird immer größer. Es fehlt an Verkaufs- und Lagerfläche. Die Einrichtung zieht deshalb in die ehemalige Wirtschaftshilfe um. Aber die Renovierung ist ein finanzieller Kraftakt.
Die Warteschlangen vor dem Esslinger Tafelladen sind lang und verursachen oft Unmut. Ob bei Eiseskälte oder brütender Hitze – die Kundinnen und Kunden müssen häufig lange ausharren. Manche warten schon Stunden, bevor der Laden seine Türen öffnet.
Am bisherigen Standort in der Neckarstraße ist es sehr eng. Hier stehen der Tafel 400 Quadratmeter zur Verfügung, die sich zudem auf drei Stockwerke verteilen. Deshalb können immer nur wenige Bedürftige gleichzeitig einkaufen. Es gebe Bedürftige wie beispielsweise Alleinerziehende mit kleinen Kindern, die durchs Raster fallen, weil sie nicht stundenlang in der Schlange stehen können, erklärt die stellvertretende Marktleiterin Roswitha Marin.
Durch die Pandemie und die hohe Inflation als Folge des russischen Angriffsgriffs sind immer mehr Menschen darauf angewiesen, günstig einzukaufen, erläutert Sven Jaissle, der Fachleiter Wirtschaft und Finanzen bei der Caritas Fils-Neckar-Alb. „Die Kundenzahlen haben sich fast verdoppelt“, sagt er. Täglich kommen 120 bis 150 Kunden in den Laden. Gut 600 Menschen haben derzeit einen Kundenausweis der Esslinger Tafel, damit nehmen rund 1500 Menschen, davon 800 Kinder, die Hilfe in Anspruch. Die Tafel richtet sich an Menschen mit geringem Einkommen, die von Armut bedroht sind.
Bedürftige Kundschaft verdoppelt sich
Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, wird die Esslinger Tafel nun in die Räume der ehemaligen Wirtschaftshilfe in der Sirnauer Straße 7 umziehen. Im gleichen Haus ist auch die Heimstatt untergebracht. 700 Quadratmeter stehen der Tafel dort zur Verfügung. Der Umzug ist laut Jaissle für Ende März 2025 geplant.
Doch noch sind die Handwerker zugange. Unter anderem werden weitere Wände eingezogen, um neue Räume zu schaffen. So entstehen ein Bereich, in dem die gespendeten Waren vorsortiert werden, ein Aufenthaltsraum und Sanitärräume für die Mitarbeiter. Mit einem weiteren Raum soll auch das Angebot des Tafelladens erweitert werden. Geplant ist, künftig auch Kleidung und andere gebrauchte Textilien sowie Kleingeräte zu günstigen Preisen anzubieten. Ein ähnliches Angebot musste während der Pandemie am Standort Neckarstraße eingestellt werden. Der neue Tafelladen wird zudem barrierefrei umgebaut. Kundinnen und Kunden, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, können den Laden dann über einen Aufzug erreichen. Momentan dürfen Rentner und Gehbehinderte jeden Mittwoch exklusiv einkaufen. Dieser Termin soll auch im neuen Domizil vorerst beibehalten werden, kündigt die Marktleiterin Marin an.
Im künftigen Laden unweit des Maille-Parks können nicht nur die Waren ansprechender präsentiert und mehr Kunden gleichzeitig bedient werden. Ein neu eingebautes Kühlhaus im Untergeschoss sorgt zudem für deutlich mehr und bessere Lagerkapazitäten. So könne die Esslinger Tafel auch größere Mengen annehmen und zwischenlagern, erklärt Sven Jaissle. Großspenden beispielsweise, die der Dachverband der Tafeln direkt bei den Herstellern akquiriert, musste die Esslinger Tafel bisher aus Platzgründen oft ablehnen. „Künftig sind wir viel flexibler und können unser Angebot ausweiten“, sagt Jaissle.
Essen retten und Armut lindern
Bei den Tafeln werden vor allem Waren wie Obst, Gemüse oder Milchprodukte angeboten, die schnell verderben könnten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prüfen, ob die gespendeten Lebensmittel, bei denen oft das Haltbarkeitsdatum überschritten ist, noch genießbar sind. Erst dann kommen sie in die Regale. Im Schnitt kosten die Waren 20 Prozent weniger als im regulären Handel. Die Tafeln verstehen sich nicht als Vollversorger, sondern als wichtige Ergänzung zu anderen Hilfen. Gleichzeitig wollen die Tafeln verhindern, dass in Deutschland täglich tonnenweise noch gute Lebensmittel vernichtet werden. Insofern verfolgt ihre Arbeit einen doppelten Zweck.
Auch wenn die Caritas Fils-Neckar-Alb die neuen Räume zu einem für Esslinger Verhältnisse günstigen Preis mieten kann, steigen künftig die Kosten. Auch die Renovierung, die nicht zuletzt nötig ist, um die Hygienestandards zu erfüllen, bleibt ein finanzieller Kraftakt. Die Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung unterstützt deshalb dieses Projekt.
Besondere Ware im Regal – Das spricht sich rum
Das Sortiment der Tafel richtet sich immer danach, was Lebensmittelmärkte, Bäckereien oder Privatpersonen zur Verfügung stellen. Das Esslinger Team, zu dem auch 45 ehrenamtliche Mitarbeiter und neun vom Jobcenter geförderte Personen gehören, fährt jeden Tag rund 40 Geschäfte an, um aussortierte Waren abzuholen. Manchmal spenden auch Firmen übrig gebliebene Lebensmittel.
Wenn es im Tafelladen etwas Besonderes gibt, etwa Schokolade oder Nudeln, spricht sich das unter den Kunden schnell herum. „Dann kommen noch mehr Leute als sonst“, sagt Roswitha Marin. Für die stellvertretende Marktleiterin macht das den Reiz ihrer Arbeit aus. „Man sieht sofort, dass man helfen kann“, sagt sie.
EZ-Weihnachtsspendenaktion
Kampagne
Zum 58. Mal trommelt die EZ-Weihnachtsspendenaktion, hinter der der Verein „Gemeinsam helfen“steht, für den guten Zweck. Die Spenden kommen Familien und Einzelpersonen im Kreis Esslingen zugute, die in finanziellen, medizinischen oder sozialen Notlagen sind. Auch soziale Projekte werden unterstützt.
Spenden
Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, IBAN: DE38 6115 0020 0000 9020 36; BW Bank, IBAN: DE24 6005 0101 0008 4053 53; Volksbank Mittlerer Neckar, IBAN: DE89 6129 0120 0126 8880 00. Oder einfach im Internet auf der Spendenplattform www.wirwunder.de/projects/145000. Sachspenden können nicht angenommen werden.