Ein leitender Forstwirt rät zum Umarmen der Bäume Foto: HQUALITY - stock.adobe.com/stock adobe

Bewegung an frischer Luft stärkt das Immunsystem und im Wald sei genug Platz für den Mindestabstand, sagt Dieter Hellmann vom Bund Deutscher Forstwirte. Ein Vorfall im Stuttgarter Wald aber zeigt die Tücken.

Stuttgart - Solange es kein Medikament und keine Impfung gegen das Coronavirus gebe, sollten die Menschen ihr Immunsystem stärken – und zwar am besten beim Spaziergang im Wald, sagt Dieter Hellmann, der Vorsitzende des Bundes Deutscher Forstleute Baden-Württemberg. „Waldluft beruhigt, wirkt ausgleichend auf das Herz-Kreislaufsystem. Die in ihr enthaltenen Terpene stärken die Lungenfunktion“, erklärt Hellmann, der selbst Leiter des Forstbezirks Odenwald ist.

Der Wald beruhigt die Nerven

Auch stärke der Wald die Psyche des Menschen und das habe wiederum einen positiven Einfluss auf das Immunsystems. Wenn man „ganz in den Wald eintaucht“, dann stabilisiere dies das parasympathische Nervensystem und nehme den Menschen die Ängste. Auch gegen einen drohenden Lagerkoller bei Familien, die 24 Stunden in engen Wohnungen eingesperrt seien, helfe ein täglicher Besuch von „Dr. Wald“. „Der Wald vor unseren Haustüren steht allen offen“, so der Forstmann, weist aber auch darauf hin, dass alle Abstandsregeln und Verhaltensvorschriften der Behörden im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie uneingeschränkt zu beachten seien.

Platz ist genug für den Mindestabstand

Und noch einen Aspekt nennt der Forstexperte. In den Zeiten des Abstandsgebots, wo man es schmerzlich vermisse, Freunde und Angehörige zu umarmen, biete der Wald Ersatz. Hellmann: „Man mag das Umarmen von Bäumen komisch empfinden, aber Bäume können uns übrigens nicht nur in Zeiten von Corona Halt geben. Der Wald kennt kein Corona.“ Auch sei der Wald ein weitläufiger Naturraum und in Zeiten der Kontaktsperre sei der Mindestabstand dort gut einzuhalten.

Konflikt zwischen Rentnern und Familie

So gut der Tipp von Hellmann auch gemeint ist – in Großstadtnähe kommt es in Wäldern offenbar auch zu Konflikten. So berichtete die Stuttgarterin Franziska K. am Donnerstag in den sozialen Netzwerken von einem „bizzaren Erlebnis“, das sie im Stuttgarter Wald hatte: Sie sei mit zwei Kindern auf einem Waldweg gelaufen, da sei ihnen ein nebeneinander „walkendes“ Rentnerpaar entgegen gekommen, der Mann habe seinen Stock ausgeklappt und beinahe eins ihrer Kinder getroffen. „Er hat uns angebrüllt, wir hätten den Mindestabstand nicht eingehalten, dabei hätte er ja nur neben seine Laufpartnerin treten müssen.“ Im Netz sorgte die Schilderung für empörte Reaktionen.

Dabei müsste der Wald in Baden-Württemberg eigentlich genug Platz für alle bieten. 38 Prozent der Landesfläche sind bewaldet, die Forstfläche macht 1,3 Millionen Hektar aus.