Symbolträchtiger Spatenstich: Stuttgarts DRK-Präsident Martin Schairer (Mitte) und weitere Beteiligte auf der Fläche der künftigen Rettungswache Bad Cannstatt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Seit 2019 gibt es in Bad Cannstatt keine Rettungswache mehr. Der Neubau hat sich durch Streit ums Geld verzögert. Jetzt ist endlich der Spatenstich erfolgt – doch es klafft weiter eine Lücke bei der Finanzierung.

Der Auftrieb an lokaler Prominenz ist groß am Freitagnachmittag – trotz eisiger Kälte und trübem Himmel. Stadtverwaltung, Gemeinderat, Landtag, Feuerwehr, Polizei und sowieso das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sind vertreten. Rund 50 Gäste versammeln sich da auf einem inzwischen abgeräumten ehemaligen Parkplatz des Klinikums in Bad Cannstatt. Schließlich gibt es nach langer Hängepartie etwas zu feiern: Stuttgarts größter Stadtbezirk bekommt wieder eine eigene Rettungswache.

2019 musste das DRK die alten Räume am Bellingweg verlassen. Bereits zuvor hätte Baubeginn der neuen Wache sein sollen, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten. Doch es gab Streit ums Geld. Das DRK hatte beim Land eine Fördersumme von 1,89 Millionen Euro beantragt – gemäß den gültigen Richtlinien. Doch die Meinungen darüber, was gefördert wird, in welcher Größe und für welchen Zweck, gingen weit auseinander. Das DRK wollte nicht große Teile der Rettungsinfrastruktur aus Spendenmitteln finanzieren müssen. Weil es denselben Streit auch bei anderen Rettungswachen in Baden-Württemberg gab, zog das DRK vor Gericht und verklagte das Land Baden-Württemberg – bis man sich einigen konnte.

Am Freitag ist nun der offizielle Spatenstich für den rund 500 Quadratmeter großen Funktionsbau in der Martha-Schmidtmann-Straße erfolgt. „Das ist ein freudiger Anlass. Schließlich wartet der Stadtbezirk schon seit 2019“, sagt Stuttgarts DRK-Präsident Martin Schairer. Seither sei Bad Cannstatt von der Hauptrettungswache am Stöckach und von der Mercedes-Werkambulanz mitversorgt worden. Das sei zwar gut gewesen, der Neubau bedeute aber „einen Qualitätssprung für das Stuttgarter Rettungswesen“. Ähnlich sieht das der Vorstandsvorsitzende des Klinikums Stuttgart, Jan Steffen Jürgensen: „Es ist überfällig, dass es endlich los geht. Dieser ideale Standort ist eminent wichtig für Bad Cannstatt.“ In ambitionierten eineinhalb Jahren soll das Gebäude fertig sein. Ende gut, alles gut?

Nicht ganz. Denn es klafft noch immer eine Finanzierungslücke. Die veranschlagten Kosten für das Projekt sind während des Streits mit dem Land deutlich gestiegen. Trotz kleinerer Abstriche liegen sie jetzt bei gut drei Millionen Euro. Der Zuschuss des Landes ist aber bei 2,22 Millionen Euro gedeckelt – alles, was darüber hinausgeht, muss das DRK stemmen.

So soll der Funktionsbau einmal aussehen. /Max Kovalenko

Das sammelt inzwischen Spenden für die neue Wache. Auf diesem Weg die hohe Summe komplett hereinzuspielen, gilt aber als ziemlich aussichtslos. „Dieses Defizit sollte politisch gelöst werden, schließlich ist die Notfallrettung eine öffentliche Aufgabe“, sagt Schairer deshalb. Und bekommt Unterstützung: „Ich kann nur an die Politik appellieren. Es wäre gesamtgesellschaftlich betrachtet schwach, wenn das alles am DRK hängen bleiben würde“, sagt Bad Cannstatts Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. Bei aller Erleichterung, dass es endlich los geht – ganz ausgestanden ist der Streit um die neue Cannstatter Rettungswache also noch nicht.