Am künftigen Neuhausener S-Bahnhof werden Pläne abgespeckt: Die prekäre Haushaltslage macht es nötig. Foto: Horst Rudel

Vorerst kein Fahrradturm als Leuchtturm: Angesichts der angespannten Haushaltslage verschiebt und streicht der Neuhausener Gemeinderat zwei Projekte am künftigen S-Bahnhof.

Die prekäre Neuhausener Haushaltslage fordert ihren Tribut: Auf dem künftigen S-Bahnhofsareal, einem Prestigeprojekt und Entwicklungsmotor der inzwischen klammen Filder-Boomtown, fällt der Fahrradturm, bevor er errichtet ist. Immerhin, für einen späteren Zeitpunkt steht er stramm auf dem Wunschzettel.

Der Neubau der dortigen Gasdruckregelanlage indes muss als gecancelt gelten. Stattdessen wurden in der Projektgruppe Bahnhof des Gemeinderats „mögliche Gestaltungsvarianten unter Berücksichtigung der bestehenden Anlage erarbeitet“, heißt es in der Vorlage für das Gemeinderatsplenum.

Der Neubau, der ebenso wie der Fahrradturm vor knapp einem Jahr vom Gremium beschlossen wurde, hätte mit rund 872 000 Euro zu Buche geschlagen – eventuelle Kostensteigerungen bis zur Ausführung nicht eingerechnet. Die Kosten hätte die Gemeinde übernehmen und dies gegenüber der Netze BW als Eigentümerin der Anlage bestätigen müssen.

Rückabwicklung eines Beschlusses

Zur Rückabwicklung des Beschlusses vom Vorjahr empfiehlt die Verwaltung den „Entfall des Neubaus“ und den Vorschlag der Projektgruppe: Fahrradabstellbügel ohne Einzäunung südlich und möglichst auch östlich der Bestandsanlage. Gespräche mit der Netze BW seien geführt worden, der Umsetzung stehe nichts im Wege. Die genannten 20 Abstellplätze seien allerdings zu wenige, wandte Mirjam Brielmaier von der Initiative Grüne Liste (IGL) ein. Tiefbau-Sachgebietsleiter Sven Müller erklärte, dass es sich um „20 plus x“ Abstellplätze handle.

2020 wurde der Fellbacher Fahrradturm errichtet. Sein Neuhausener Pendant wird erst mal auf die lange Bank geschoben. Foto: Patricia Sigerist

Die Errichtung des Fahrradturms – Kosten: 1,2 Millionen Euro abzüglich eventueller Fördermittel – solle zurückgestellt werden, so der Antrag der Verwaltung. Eine Installation des Turms zu einem späteren Zeitpunkt sei technisch möglich. Es müssten dann lediglich noch die Fundamente gelegt werden. Eine frühere Fundamentlegung in einem Aufwasch mit den Tiefbauarbeiten für den Busbahnhof sei nicht ratsam, da das Fundament zum Turm passen müsse. Welche Fahrradtürme aber zu einem Zeitpunkt in näherer oder auch fernerer Zukunft zur Verfügung stehen, ist ungewiss.

„Entscheidung mit einem weinenden Auge“

Der Gemeinderat hat den Antrag einstimmig beschlossen: neben dem Aus für den Gasanlagen-Neubau und der Zurückstellung des Fahrradturms auch die holzdominierte Fassadengestaltung des WC-Gebäudes und der zusätzlich zu den Fahrradbügeln vorgesehenen Fahrradgaragen. Über Photovoltaik-Anlagen, so die Vorlage, werde im Rahmen eines Gesamtkonzepts für den Bahnhof entschieden. Gesetzlich vorgeschrieben ist Photovoltaik auf dem Bahnhofsdach und auf einem Teil der Fahrradgaragen.

„Die heutige Entscheidung sehen wir mir einem weinenden Auge“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Dominik Morár. „Die bestehende Gasregelstation ist wirklich keine Augenweide. Wir hoffen, dass der als Highlight des Bahnhofs geplante Fahrradturm bald nachträglich errichtet werden kann.“

Die sich für die kommenden Jahre abzeichnende schwierige Haushaltssituation in Neuhausen ist ein unguter Synergieeffekt von zurückgehender Gewerbesteuer, höheren Umlagen, geringeren Zuweisungen und laufenden Investitionskosten. Die IGL-Fraktion kritisiert allerdings auch das Ausgabeverhalten der Gemeinde in den vergangenen einträglichen Jahren.