Zwei italienische Investoren übernehmen Teile der insolventen Neuffener Firma Bielomatik. 120 Mitarbeiter verlieren ihre Stellen. Die 193 verbleibenden können aber auf eine langfristige Zukunftsperspektive hoffen

NeuffenBeim Neuffener Unternehmen Bielomatik gibt es erneut einen massiven Stellenabbau. Der insolvente Hersteller von Kunststoffschweiß- und Schmiertechniksystemen bekommt mit dem Einstieg von zwei italienischen Investoren neue Eigentümer. Sie übernehmen allerdings nur 193 Mitarbeiter. Rund 120 Mitarbeiter werden nicht weiterbeschäftigt, teilte das Unternehmen mit. Die Mitarbeiter wurden in einer Versammlung informiert. Bielomatik hatte im Oktober vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet, weil die Aufträge aus der Automobilindustrie eingebrochen waren. Der Geschäftsbetrieb wurde weitergeführt, parallel nach Investoren gesucht.

Die Gespräche mit Interessenten seien abgeschlossen, die Verträge unterzeichnet, teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. Die beiden Unternehmenssparten Kunststoffschweißen und Schmiertechnik werden an jeweils einen Investor verkauft. Offenbar hatte es keinen Interessenten gegeben, der Bielomatik als Ganzes übernommen hätte. Dazu gebe es zu wenig Überschneidungen zwischen den Sparten. Den Bereich Kunststoffschweißen übernimmt das Unternehmen Persico. Die Schmiertechnik-Sparte geht an DropsA. Die Übernahme solle spätestens zum 1. April erfolgen.

Großes Lob an die Belegschaft

Die Reduzierung der Belegschaft war eine Voraussetzung, sagte Insolvenzverwalter Tibor Braun aus Stuttgart. Man sei froh, zwei strategische Investoren gefunden zu haben, die das Unternehmen weiterführten. Der Abbau betreffe stark den Bereich Kunststoffschweißen. Das liege am Konzept des Investors Persico, das vorsehe, manche Dinge künftig nicht mehr selbst herzustellen, sondern einzukaufen. Mit dem Verkauf schaffe man „die Grundlage für eine langfristige Zukunftsperspektive von Bielomatik“, sagte Braun. Möglich sei das auch, weil sich das Kundengeschäft stabilisiert habe und der Geschäftsbetrieb weitgehend normal fortgeführt werden könne.

Bei der Belegschaftsversammlung hatte Braun darüber informiert, dass in Neuffen 193 Arbeitsplätze erhalten blieben. Alle 19 Auszubildenden würden weiterbeschäftigt. Die rund 120 Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren, könnten in eine Transfergesellschaft wechseln, die über zehn Monate laufe. Dort erhielten sie individuelle Vermittlungs- und Weiterbildungsangebote. Braun lobte die Belegschaft: „Die Leute, auch die, die jetzt gehen müssen, haben die ganze Zeit über toll mitgezogen.“

Erst 2015 hatte Bielomatik sich in ein Schutzschirmverfahren begeben, in dessen Folge die Sparte Papiermaschinen an BW-Papersystems in Nürtingen verkauft worden war. Rund 80 Mitarbeiter hatten damals die Kündigung bekommen. Die Belegschaft in Neuffen schrumpfte von 540 auf 340 Mitarbeiter. Zur erneuten Insolvenzanmeldung hätten neben marktwirtschaftlichen Gründen auch betriebsinterne Themen geführt, sagt Betriebsratsvorsitzender Matthias Ade, der krankheitsbedingt bei der Belegschaftsversammlung fehlte, auf Anfrage. So habe das Management versäumt, in den wirtschaftlich guten Jahren nach 2015 notwendige strukturelle Veränderungen anzugehen. Als 2018 die Auftragseingänge spürbar zurückgegangen seien, habe es nicht gegengesteuert. Im vergangenen Herbst habe es nochmals ein Restrukturierungskonzept einer Unternehmensberatung gegeben. Doch seien Banken und Gesellschafter – Bielomatik gehörte zur Leuze-Gruppe – nicht mehr bereit gewesen, dieses zu finanzieren, was Insolvenzverwalter Braun bestätigte.

Einst mehr als 1000 Beschäftigte

Wie es nun genau in Neuffen – dort arbeiteten einst mehr als 1000 Mitarbeiter bei Bielomatik – mit den beiden neuen Eigentümern weitergeht, müsse in den nächsten Tagen konkretisiert werden. Fest steht bereits, dass der Bereich Schmiertechnik unter DropsA mit 43 Mitarbeitern nach Frickenhausen umziehen wird.

Wenn es nicht gelungen wäre, dass das Unternehmen fortgeführt wird, wäre die Alternative die Schließung gewesen, sobald die vorhandenen Aufträge abgearbeitet worden seien, sagte Betriebsratsvorsitzender Ade: „Dann hätte es auch die Möglichkeit einer Transfergesellschaft nicht gegeben.“ Bielomatik habe ein gutes Produkt, und so sei die Hoffnung, wenigstens für die verbliebenen Mitarbeiter einen zukunftssicheren Arbeitsplatz zu erhalten.

Die Persico-Gruppe, die die Kunststoffsparte übernimmt, wurde 1976 gegründet und ist vor allem in der Automobilindustrie, der allgemeinen Industrie und in der Schifffahrtsindustrie tätig. Sie hat ihren Hauptsitz und Hauptproduktionsstätten in Italien und ist weltweit aktiv. 2018 erzielte sie einen Umsatz von 159 Millionen Euro. DropsA entwickelt und produziert Zentralschmiersysteme für eine Vielzahl von Branchen. Das Unternehmen wurde 1946 in Mailand gegründet.