Drangvolle Enge bestimmt bislang das Bild der Esslinger Stadtbücherei. Deshalb ist eine Erweiterung dringen nötig. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der künftige Standort der Esslinger Stadtbücherei ist entschieden – nun geht es ganz konkret an die Planung der künftigen Bibliothek.

EsslingenDer Bürgerentscheid zum künftigen Standort der Esslinger Stadtbücherei ist gelaufen, doch für die Initiatoren des Entscheids ist das Thema damit noch lange nicht abgeschlossen. „Nun geht es darum, im Bebenhäuser Pfleghof die bestmögliche Bücherei zu schaffen“, sagt Wolfgang Drexler. Er und seine Mitstreiter wollen zum Gelingen beitragen und dafür sorgen, dass das Wort der Bürgerinnen und Bürger Gewicht hat. Dass das Interesse an der Zukunft der Bibliothek ungebrochen groß ist, zeigte sich beim jüngsten Treffen der Initiative. Da hat Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs ihre Konzeption für die Bibliothek der Zukunft vorgestellt, und der Saal im CVJM-Haus war proppenvoll. Viele Zuhörer machten deutlich, dass sie weiterhin ihren Rat und ihre Wünsche einbringen wollen.

Gudrun Fuchs skizzierte zunächst die vielfältigen Aufgaben, die eine Stadtbibliothek heute erfüllen muss. Kultur, Bildung, Teilhabe und Freizeit sind die vier Säulen, auf denen die Konzeption ruht – wobei Fuchs deutlich machte, dass eine Bibliothek nie vollendet sein kann: „Wir verändern uns ständig, weil sich die Bedürfnisse der Menschen verändern. Darauf müssen wir eingehen. Eine moderne Bibliothek darf nicht mehr bloß ein Ort sein, an dem Bücher ausgestellt werden.“ Sie müsse offen für alle Alters- und Interessengruppen, inklusiv und integrativ sein – ein sozialer Treffpunkt ohne kommerzielle Interessen. Schon deshalb brauche eine moderne Bibliothek in Zeiten der Digitalisierung sogar eher mehr Platz.

Viele Bedürfnisse unter einem Dach

Was das bedeutet, illustrierte Gudrun Fuchs mit einigen Impressionen aus dem Bebenhäuser Pfleghof, der beim Publikum sehr beliebt, aber viel zu klein geworden ist, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Ein Beispiel der Bücherei-Leiterin: „Schüler und Studenten nutzen unser Haus zunehmend, um hier einzeln und in Gruppen zu arbeiten. Weil wir jedoch viel zu wenige Arbeitsplätze haben, weichen viele in andere Bereiche aus – zum Beispiel in die Abteilung ‚Schöne Literatur’, wo andere Besucher in Ruhe schmökern wollen. Diese unterschiedlichen Interessen müssen wir in der neuen Bibliothek räumlich wieder entzerren.“ Fuchs’ Einschätzung teilt auch die Vorsitzende des Fördervereins der Bücherei, Professorin Sylvia Greiffenhagen. Sie hat den Bebenhäuser Pfleghof genau in Augenschein genommen und festgestellt: „Das ist das Tolle, dass man hier ganz unterschiedliche Bereiche schaffen kann.“ Dass der Denkmalschutz ein gewichtiges Wort mitreden wird, ist für Greiffenhagen kein Problem: „Wenn der gemeinsame Wille vorhanden ist, etwas wirklich Gutes zu schaffen, werden wir das hinbekommen.“

Für ihre künftige Arbeit hat Gudrun Fuchs klare Vorstellungen: Die Bücherei müsse ein Kommunikations- und Kulturraum, aber auch ein Informations- und Diskussionsraum sein, sie müsse ein Ort der Bildungschancen und des Lernens sein, Zugang zu Wissen eröffnen, sich als Partner für Schulen und Kindergärten verstehen, Lese- und Medienkompetenz vermitteln und Raum zur Vernetzung bieten. Das alles wird in der neuen Bücherei-Konzeption im Detail ausgeführt, wo es unter anderem heißt: „Die Stadtbücherei soll ein zentraler Ort für die Stadt Esslingen und das Leben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner sein, frei zugänglich und offen für jeden.“ Wie sehr sich viele mit ihrer Bücherei verbunden fühlen, zeigte sich in der Diskussion. Dort wurden diverse Wünsche laut – unter anderem für ein größeres Café, für eine bessere Erkennbarkeit der Bücherei nach außen sowie für mehr ruhige Bereiche.

Gleichzeitig machten einige Zuhörer deutlich, dass sie sich weiter für die Bibliothek einsetzen wollen – nicht nur mit ihrem Rat, sondern auch mit ganz konkreter Tat. „Wenn Sie unsere Hilfe brauchen, sind wir für Sie da “, versicherte ein Zuhörer. Die Stadt hat bereits angekündigt, dass sie die Bürger stärker einbeziehen will. Den genauen Fahrplan will der Esslinger Gemeinderat am Montag festzurren. Beim Treffen im CVJM-Saal erläuterte Klaus Hummel, Vertrauensmann der Initiative, schon mal, was die Stadt vorhat. Hummel hätte sich schon früher mehr Offenheit gewünscht und forderte: „Ab sofort darf es bei diesem Thema keine Nichtöffentlichkeit mehr geben, weil wir alle ein Ziel haben müssen: Wir wollen gemeinsam eine richtig gute Bibliothek schaffen.“