Die Zahl der Sozialwohnungen dürfte trotz eines wachsenden Neubaus auch 2019 gesunken sein. Foto: dpa/Jan Woitas

Gut 1500 neue Sozialwohnungen müsste man Experten zufolge im Land jährlich mindestens schaffen, nur um den Status quo zu erhalten. Davon war man zuletzt weit entfernt.

Stuttgart - Im vergangenen Jahr sind in Baden-Württemberg mit Hilfe von Landesmitteln 891 neue Sozialwohnungen fertiggebaut worden. Das geht aus einem Bericht des Wirtschaftsministeriums hervor, der unserer Zeitung vorliegt. Das sind mehr als doppelt so viele als noch vor einigen Jahren. 2012 etwa lag die Zahl der fertiggestellten Wohnungen noch bei 361. Insgesamt sind seit 2012 mit Fördermitteln des Landes 3374 Sozialwohnungen neu gebaut worden. Nicht enthalten in der Zahl sind bereits bestehende Wohnungen, die mit Fördermitteln des Landes zu Sozialwohnungen umgewidmet wurden und Wohnungen, die allein mit Hilfe von kommunalen Mitteln entstanden sind.

Freiburg schaffte am meisten neue Sozialwohnungen

Die meisten Sozialwohnungen finden sich naturgemäß in Ballungszentren – allen voran in Stuttgart, aber auch in Mannheim Karlsruhe oder Freiburg. In den großen Städte wurden seit 2012 die meisten neuen Wohnungen mit Landesmitteln in Freiburg geschaffen (592) gefolgt von dem Landkreis Konstanz (426) und Stuttgart (330).

Dabei ist davon auszugehen, dass die Zahl der Sozialwohnungen insgesamt weiter gesunken ist. Eine Vollerhebung gab es zuletzt im Jahr 2017. Damals wurde der Bestand bei den rund 1100 Städten und Gemeinden im Land abgefragt. Das Ergebnis: 58 400. Belastbare aktuelle Zahlen gibt es nicht. Eine Grundlage für eine dauerhafte Meldekartei will das Wirtschaftsministerium gerade erst mit einem neuen Gesetz schaffen. Schätzungen gehen Ende 2019 nur noch von 53 800 Wohnungen aus. Denn das System der Sozialwohnungen funktioniert so, dass im Gegenzug für günstige Kredite über einen gewissen Zeitraum niedrigere Mieten vorgeschrieben werden können. Wenn zu wenige neue Wohnungen nachkommen - durch Neubau oder die Umwidmung von bestehenden Wohnungen, sinkt die Anzahl zwangsläufig.

Experten gehen von höherem Bedarf aus

Das dürfte in Baden-Württemberg offensichtlich der Fall sein. Denn das Prognos-Institut hatte im Auftrag der L-Bank vor einigen Jahren ermittelt, das jährlich mindestens 1500 neue Sozialwohnungen entstehen müssen, nur um den Status quo zu erhalten.

Entwicklung bei Förderanträgen stimmt zuversichtlich

Angesichts des steigenden Anzahl von Förderanträgen zeigte sich Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut aber zuletzt zuversichtlich, den Abwärtstrend in den kommenden Jahren zu stoppen. „Die soziale Wohnraumförderung des Landes wird erfreulicherweise immer stärker nachgefragt“, schreibt sie im Vorwort zu dem dem Wohnungsbau-Bericht. 2019 wurden Fördermittel für knapp 3000 Sozialwohnungen beantragt – davon sollen 2500 neu gebaut werden. Doch bis diese Wohnungen tatsächlich bezogen werden können, dauert es im Schnitt drei Jahre. Nur etwa 500 sind entstanden, weil fertige Wohnungen zu Sozialwohnungen umgewidmet wurden.

Der Vorsitzende des Mieterbunds im Land, Rolf Gassmann kritisiert: „Zwischen Bedarf und dem Erreichten klafft eine Riesenlücke.“ Unter der aktuellen Landesregierung werde zwar mehr für den sozialen Wohnungsbau getan. So wurden die Mittel für die Wohnraumförderung 2016 aufgestockt. Inzwischen werden jährlich 250 Millionen Euro ausgegeben, seit Neuestem fördert das Land auch Mitarbeiterwohnungen. Doch der politische Anspruch sei noch zu bescheiden, kritisierte Gassmann.