Ob Small Talk auf der Firmenfeier oder Tratsch mit Nachbarn: Gespräche laufen oft weiter, obwohl die Beteiligten das gar nicht wollen, zeigt eine Studie. Eine Stuttgarter Expertin erklärt, wie man sie beendet und warum man nicht über Fußball reden sollte.
Etwa 38 Prozent unserer Gesprächszeit verbringen wir mit Nachdenken, wie wir aus einer Unterhaltung rauskommen. Das hat zumindest eine Studie der Harvard-Universität ergeben, die 2021 im renommierten Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht wurde. Das ist relativ viel Zeit, um sich zu einem „Na gut“ durchzuringen, das einen mehr oder weniger eleganten Schlussstrich unter eine Unterhaltung zieht.
Gespräche gehen weiter, auch wenn das niemand will
Small Talk hat keinen guten Stand in Deutschland. Aber er kann einen davor bewahren, bei Sommerfesten alleine in der Ecke zu stehen. Und Small Talk wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus, weil es den Grundstein für tiefere Gespräche legt, wie eine Studie der University of Arizona 2018 ergab. Und die Königsdisziplin des Small Talks ist das Gesprächsende, weil hier viele Unbekannte aufeinandertreffen.
Weniger als zwei Prozent der Unterhaltungen wurden in der Harvard-Studie zum von beiden Seiten gewünschten Zeitpunkt beendet. 29 Prozent der Gespräche fanden ein Ende, wenn eine oder einer der Sprechenden das Ende wollte. Aber fast die Hälfte der Unterhaltungen (47 Prozent) liefen weiter, obwohl sich die Gesprächspartner wünschten, dass sie beendet werden. Der Grund: Man unterschätze die oft großen Unterschiede in der gewünschten Gesprächsdauer. Und meistens wüssten wir einfach nicht, wann der oder die andere ein Gespräch beenden will.
Aber wie findet man ein gutes Gesprächsende? Nachfrage bei der Stuttgarter Kommunikationstrainerin Monika Kettler. Sie ist die Gründerin der Personalentwicklung Steps. Sie meint zunächst: „Small Talk hat mit Inhalten nicht so viel zu tun.“ Es ginge eher darum, zugewandt zu sein und echtes Interesse zu zeigen.
Hauptsache: Lächeln
Ähnlich sei es beim Gesprächsende, sagt Kettler. Ein bisschen Charme sei wichtiger als die tatsächlichen Worte. „Wichtig ist, das Gespräch mit einem Lächeln zu beenden“, sagt sie. Standardsätze gebe es dafür nicht, weil die Gesprächspartnerinnen und -partner sowie die Situationen zu unterschiedlich seien. Aber man kann sich dem Gesprächsende entgegentasten.
Fragen seien immer gut, um beim Gegenüber vorzufühlen, ob ein Gesprächsende gerade ein Affront wäre oder ob ohnehin nicht mehr viel kommt. „Halte ich Sie gerade auf?“ Man könne auch einen Ortswechsel als Frage formulieren: „Soll ich Ihnen was zu trinken holen?“ Diese Sätze kann man auspacken, wenn es Signale für ein Gesprächsende gibt: Der Blickkontakt wird weniger, jemand guckt auf die Uhr, das Handy ist schon in der Hand, die Antworten werden einsilbiger, nennt Kettler als Beispiele. „Daran merkt man, dass die Luft raus ist.“
Politik, Religion und Bundesliga sind tabu
Die Voraussetzung für ein gutes Gesprächsende ist guter Small Talk. Dieser diene der Sympathie, sagt Kettler, deswegen gebe es ein paar goldene Regeln, welche Themen man lieber vermeiden sollte: Man solle nicht zu viel über Negatives reden, „keine ellenlange Ausführungen über Scheidungen oder Krankheiten“, Politik und Religion seien ebenso tabu, da sei die Möglichkeit einer Polarisierung zu groß. Und auch die Bundesliga sei ein heikles Thema – es könnten ja Fans des VfB Stuttgart und Karlsruher SC aufeinandertreffen. „Über Fußball sollte man nur sprechen, wenn gerade Weltmeisterschaft ist. Dann darf man sich auch ganz patriotisch zeigen“, sagt Kettler. Bei dem, was dann noch übrig bleibt, gelte: „Die Kunst ist, sich die Dinge zu merken, die einem erzählt wurden“, sagt sie. So signalisiere man echtes Interesse.