Wird sich am Max-Eyth-See an die Vorschriften der Stadt gehalten? Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone/Ferdinando Iannone

Blaualgen, Besucheranstürme, Müllberge – der Max-Eyth-See hat in der Vergangenheit keine guten Schlagzeilen gemacht. Die Stadt hat deshalb diverse Vorschriften erlassen. Doch greifen diese auch? Ein Besuch vor Ort.

Die kleine Melly reißt den Mund auf, lacht und zeigt ihre beiden Zähnchen. Das Mädchen mit den dunklen Locken feiert seinen ersten Geburtstag. Ihre Mutter hat schwarze und gelbe Ballons samt einer Girlande an einem Baum drapiert, die Stimmung ist fröhlich bei der Familie, die in Münster wohnt und die Freizeit sehr gerne am Max-Eyth-See verbringt. In einem kleinen Ofen auf Lawasteinen steht ein Topf, in dem ein Hähnchenschlegel in einem Gemüseallerlei vor sich hin brutzelt und kleine Teetassen werden den Gästen gereicht.

Drei befreundete Familien aus Göppingen, Esslingen und Ostfildern sind noch auf der Suche nach einem geeigneten Platz in den Liegewiesen bei der Stadtbahn-Haltestelle Wagrainäcker. Sie ziehen ihren Handwagen, gut bepackt mit Getränken und Lebensmittel und Klappsessel. „Wir waren schon länger nicht mehr hier. Früher war es noch ruhiger und schöner hier, aber die Kinder lieben es immer noch“, sagt Francesca Biondi. Zwei junge Frauen mit ihren Kindern wiederum können sich keinen schöneren Ort vorstellen. „Dieses Naherholungsgebiet ist gut erreichbar, die Infrastruktur wurde gut ausgebaut mit Toiletten und genügend Behältern für den Müll und der Blick auf den See ist einfach traumhaft“, sagt Charlotte aus Esslingen. Ihr Sohn hat zwei Mini-Tore aufgebaut und spielt mit einem Freund Fußball.

Für jeden ist der See ein anderer Sehnsuchtsort. Die einen suchen die Sonne, die anderen den Schatten unter den vielen mächtigen Bäumen. Manche machen nur einen Spaziergang um das kleine Gewässer, fahren Tretboot, Rudern oder segeln mit ihren Jollen über das Wasser. Ein beliebter Treffpunkt ist auch der Sandstrand. Die Hängematten, Strandkörbe und Liegen verleihen dem Ort eine besondere Szenerie und wer nichts zum Grillen dabeihat, kann sich bei Dock Snyder verköstigen.

Der Max-Eyth-See ist an diesem Samstagnachmittag ein Eldorado für Familien, Chiller und Griller – die Rauchzeichen sind nicht zu übersehen. Aber es gibt noch andere Besucher: Ein Schwarm Gänse watschelt in idealer Formation in den See. Eine Gruppe junger Männer fällt fast ein bisschen aus dem Raster. Marvin aus Mönchengladbach, Henri aus Hannover und Viktor aus Essen absolvieren gerade ein Praktikum bei Porsche und sind zum zweiten Mal am See. „Es ist ein cooler Ort hier und man hat mehr Platz und Möglichkeiten zum Grillen als in der Stadt“, sagt Marvin.

Ja, es sind schöne Bilder, die der Max-Eyth-See an diesem Samstagnachmittag transportiert. Das war nicht immer so. Der See machte in den vergangenen Jahren vor allem Schlagzeilen durch gefährliche Blaualgen, Fischsterben und im Sommer 2021 hatten sich oft auf einen Schlag um die 500 Jugendliche nach Aufrufen über Instagram zum Feiern getroffen. Die Anwohner fühlten sich durch wilde Müllberge und die enorme Lärmbelästigung oft gestört.

Die Stadt hat deshalb diverse Vorschriften erlassen, an die sich an diesem Tag viele halten: Die Grills stehen im vorgeschriebenen Abstand von 30 Zentimeter vom Boden, mit der Müllentsorgung klappt es bislang gut und auch die für die Grillkohleentsorgung speziellen Behältnisse werden genutzt. Jetzt muss nur noch die Nachtruhe ab 22 Uhr eingehalten werden.