Ein blau-gelber Demonstrationszug zieht durch die Torstraße in Stuttgart, vorbei am Tagblattturm. Foto: jse

Die große Solidaritätskundgebung für die Ukraine am Samstag in Stuttgart ist geprägt von intensiven Emotionen. Hier persönliche Momentaufnahmen.

Stuttgart - Die Kundgebung des Vereins Ukrainer in Stuttgart am Samstag in Stuttgart war emotionsgeladen. Es war unmöglich, einfach daran vorbeizugehen. Eindrücke, die bleiben:

– Das Menschenmeer rund um den Wilhelmsplatz: Dorthin wird die Solidaritätskundgebung kurzfristig verlegt. Der ursprüngliche Versammlungsort am Rotebühlplatz ist viel zu klein. Hunderte sind gekommen, am Ende sind es wohl mehr als Zweitausend Menschen. Darunter viele Ukrainerinnen und Ukrainer – und viele Junge.

– Die Plakate: Dokumente der Verzweiflung, selbstgemalt, improvisiert. Es sind Hilferufe und Zeichen der Entschlossenheit. Der Platz ist voll davon. Und von blau-gelben Fahnen.

– Das junge Paar: Arm in Arm checkt es auf dem Smartphone Nachrichten aus der Ukraine. Der Inhalt lässt die beiden in Tränen ausbrechen – und sich noch fester aneinander halten.

– Der ukrainische Familienvater mit den traurigen Augen: „Wir schreiben unseren Familienangehörigen und Verwandten nur noch über Telegram“, sagt er. Whatsapp gilt als zu riskant.

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– Der junge Russe mit dem Schild: „Ich bin Russe und hasse Russland.“ Seit 2008 lebt er in Deutschland. Er schämt sich für sein Land und dessen Präsidenten. Er sieht sich in der Minderheit. „Die Mehrheit in Russland steht wahrscheinlich hinter dem Krieg“, sagt er – und versteht es nicht.

– Das ältere Paar aus Degerloch, zwei Schaben: „Jetzt kommen wir nach langer Zeit auch mal wieder in die Stadt“, sagen sie. Bei der Kundgebung der Ukrainer wollen sie unbedingt dabei sein, um ihre Solidarität auszudrücken.

– Die ukrainische Nationalhymne: Sie erklingt immer wieder. Das vertonte Gedicht des Schriftstellers Pawlo Tschubynskyj handelt davon, dass die Ukraine „noch nicht gestorben ist“. Daran glauben sie hier fest. Die Menschen singen inbrünstig.

– Der Zusammenhalt: Das Bedürfnis zusammenzustehen, zusammenzubleiben und gemeinsam gegen den Krieg aufzustehen ist riesengroß. Auch noch nach zwei Stunden. Vom Wilhelmsplatz ziehen die Menschen in einem langen Zug zum Berliner Platz. „Ukraine, Ukraine!“ und „Stoppt den Krieg!“, schallt es durch die Torstraße.

– Die Polizei: sie sichert die Kundgebung souverän. Auch an den Beamten geht das Geschehen nicht einfach so vorbei. „Eine eindrucksvolle Demo!“, sagt ein junger Polizist. Voller Emotionen, aber friedlich.