Tiktok ist auf der ganzen Welt beliebt, genießt allerdings keinen guten Ruf in Sachen Datensicherheit. Foto: AFP/LOIC VENANCE

Mitarbeiter der Brüsseler Kommission müssen die App von ihren Smartphones löschen. Auf diese Weise sollen interne Daten geschützt werden.

Unliebsame Überraschung für alle Mitarbeiter der EU-Kommission. Die staunten nicht schlecht, als sie am Donnerstagmorgen in ihr Mail-Postfach schauten. Dort fanden sie eine Nachricht des Verwaltungsrates aus der Zentrale in Brüssel, in der sie aufgefordert wurden, die Social-Media-App Tiktok von ihren Diensthandys zu löschen. Auch auf privaten Geräten, die Firmen-Apps nutzen, soll die populäre chinesische App entfernt werden.

Die Datensicherheit soll erhöht werden

Der Grund für diesen Schritt sei, die „Daten der Kommission zu schützen und ihre Cybersicherheit zu erhöhen“, heißt es in der Mail. Verbunden ist die Ankündigung mit dem drohenden Hinweis, dass auf den Diensthandys wichtige Anwendungen wie das E-Mail-Programm der Kommission oder Skype gesperrt würden, sollte Tiktok nicht sofort entfernt werden.

Die App des chinesischen Konzerns ByteDance war zuletzt in die Kritik geraten, nachdem bekannt wurde, dass Tiktok weltweit auf persönliche Daten der Nutzer zugreifen konnte. Konkret ging es etwa darum, dass Journalisten der Financial Times ausspioniert und deren Standortdaten gespeichert wurden.

Europa ist zu naiv gegenüber Tiktok

Für Moritz Körner, innenpolitischer Sprecher der FDP im Europaparlament, handelt die EU-Kommission richtig und er fordert angesichts der Enthüllungen auch Konsequenzen in Deutschland. „Deutsche Behörden sollten dem Schritt folgen und ebenfalls die China-App von allen deutschen Diensthandys so schnell wie möglich bannen“, sagt der Rechtsexperte. „Die EU war zu lange naiv gegenüber Tiktok.“

Körner hält das Verbot der App auf Diensthandys allerdings für eine Notlösung. Er setzt sich in Brüssel dafür ein, dass die „europäische Datenschutzbehörden endlich Tempo machen und durchsetzen, dass der chinesische Datendrache alle EU-Gesetze befolgt“.

Tiktok ist schon lange ein Dorn im Auge

Die Tiktok-App ist der EU-Kommission schon seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Bei seinem Besuch jüngst in Brüssel wurde Shou Zi Chew, der Chef der beliebten Video-App, ausdrücklich zur Einhaltung europäischer Daten- und Jugendschutzregeln ermahnt. Dabei geht es vor allem um den Schutz personenbezogener Daten, die Sicherheit von Kindern auf Tiktok sowie die reichlich ungehemmte Verbreitung russischer Desinformation. Der Konzern weist natürlich den Verdacht des Daten-Missbrauchs weit von sich.

Auch jetzt erklärte eine Sprecherin des Unternehmens zum Tiktok-Bann auf EU-Dienstsmartphones: „Wir sind von dieser Entscheidung enttäuscht, die unserer Meinung nach fehlgeleitet ist und auf grundlegenden Missverständnissen beruht.“ Man habe sich mit der EU-Kommission in Verbindung gesetzt, um dies richtig zu stellen.

In den Ohren der EU-Verantwortlichen sind das allerdings vor allem Lippenbekenntnisse. Auch nach dem Treffen mit dem Tiktok-Chef hatte Vera Jourova, Vize-Präsidentin der EU-Kommission, einst noch gehofft: „Ich zähle darauf, dass Tiktok seine Zusagen vollständig einhalten wird, um EU-Recht zu respektieren und Vertrauen der europäischen Regulierungsbehörden zurückzugewinnen.“ Das hat offensichtlich nicht optimal funktioniert und die EU-Kommission hat die Konsequenzen gezogen. Ihre Mitarbeiter werden in Zukunft auf die Benutzung der App verzichten müssen.