Foto: Petra Bail - Petra Bail

Großer Ansturm zur Vernissage im Bürgerzentrum in Lichtenwald. Lokale Kunstschaffende präsentieren ihre Bilder.

LichtenwaldSo voll war unser Bürgerzentrum fast noch nie“, freut sich Gerti Grupp, die gemeinsam mit ihrem Mann Walter seit Mitte vergangenen Jahres dem kulturellen Leben in der Schurwaldgemeinde unter dem Titel ART Lichtenwald neue Impulse gibt. Der Grund der Freude der Kulturbeauftragten sind die zahlreichen Besucher, die am Sonntag zur Vernissage unter dem Titel „Figurati“ geströmt sind. Die beiden Lichtenwalder Künstler Silke Rüdt und Tom Fritz zeigen in einer Gemeinschaftsausstellung Malerei und Fotografie. Die Ausstellung ist bis 17. Juni im Bürgerzentrum zu sehen.

Gemeinschaftsausstellung ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Obwohl die beiden Künstler aus unterschiedlichen Kunstsparten kommen, haben sie eine gemeinsame Formensprache entdeckt und diese augenfällig in Szene gesetzt. Und noch viel mehr. Ihre Arbeiten gehen signifikante Paar-Beziehungen ein: Malerei und Fotografie begegnen sich; Mensch und Natur gehen einen spannenden Dialog ein. Die meisten der Aufnahmen und Mischtechniken sind didaktisch klug in Paaren gehängt, sodass die Verwandtschaftsverhältnisse auf einen Blick erkennbar sind.

Tom Fritz’ Naturaufnahmen von Landschaften, Pflanzenteilen, Bäumen, Wald und Himmel korrespondieren harmonisch in Farbe und Form mit den gemalten Figurinen von Silke Rüdt. Da findet sich die Sturmfrisur Beethovens bei Silke Rüdt in den abgelichteten, sich kringelnden Samenkapseln von Tom Fritz. Silke Rüdts Gras im Bild „Die Gärtnerin“ bildet farbliche Analogien zu den fotografierten Grashalmen bei Tom Fritz. Wandert man die Wand entlang, entdeckt man von Paar zu Paar neue Verbindungen in Wolken, Flächen und Linien. Hier ist es die Farbe, dort die Form, dann erkennt man die Gemeinsamkeit wieder in der Bewegung. Die sich auflösende rosafarbene Schleierwolke im Bild von Tom Fritz findet ihr Pendant in Silke Rüdts „Diva“-Bild. Der wässrig-zarte Farbton der schemenhaft dargestellten Frauenfigur scheint sich wolkengleich zu verflüchtigen.

Das Wesen der Dinge erfassen

Letztlich konzentrieren sich beide Kunstschaffende darauf, das Wesen der Dinge zu erfassen, seien es menschliche Spuren in einer Schneelandschaft in der fast monochromen Fotografie oder die zarte Poesie der Spiegelungen in dem gemalten Regenbild. Der Lichtenwalder Künstler René Heinze betonte in seiner Einführungsrede im Rahmen der Vernissage „die Hingabe zur Materie, um den lebendigen Puls des Seins zu spüren“ bei beiden Künstlern. Auch er zeigte sich überwältigt vom Publikumsandrang im Bürgerzentrum, für ihn eindeutig ein Zeichen „eines weiteren wichtigen Schritts der neu erblühten Kulturarbeit in unserer lebendigen Gemeinde“.

Für Silke Rüdt, die man öfter mit Skizzenbuch unterwegs trifft, ist es die erste Ausstellung. Die Silhouetten der Figuren sind oft diffus, wie durch Nebel gemalt, ätherische Wesen, festgehalten, ehe sie sich verflüchtigen. Tom Fritz’ Kunst ist es, im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken, um die Stimmung des Augenblicks für immer festzuhalten. Seine Fotografien haben etwas Unwirkliches, Traumwandlerisches aufgrund des besonders herausgearbeiteten Lichts.

Eine lockere Atmosphäre empfing die Besucher. Im Bürgersaal wurden keine starren Sitzreihen aufgebaut, sondern kleine Sitzinseln geschaffen, gekennzeichnet durch Fotos und Zeichnungen mit sitzenden Menschen, die wie Wimpel an Bambusstäben festgemacht waren. Das passte zum Ausstellungsmotto „Figurati - wir sind ALLES Menschen“. Heinze löste das Geheimnis um den italienischen Titel, der so viel bedeute wie „stell dir vor“ oder auch „stell dich nicht so an“. Vorstellen kann man sich in der kleinen Schurwaldgemeinde noch viel, in Anbetracht des künstlerischen Potenzials. Denn auch die Rahmenunterhaltung kam aus den eigenen Reihen in Lichtenwald. Am Flügel begeisterte die Sopranistin Constanze Seitz, Neo Fritz trug Nachdenkliches vor und das Männerensemble Tochtore Conjast sang in den schönsten Tönen.